Nachhaltige und klimagerechte Entwicklung urbaner und stadtnaher Räume

Bereichsübergreifender Schwerpunkt der Internationalen Klimaschutzinitiative (Stand: Juli 2024)

Ein Zug fährt über eine Brücke. Dahiter sind Wolkenkratzer zu sehen.

Mehr als die Hälfte aller Menschen lebt heute in Städten, im Jahr 2050 werden es sogar zwei von drei Personen sein. Dieser anhaltende Urbanisierungsschub wird überwiegend in Ballungsräumen von Schwellen- und Entwicklungsländern stattfinden. Bestehende Mittel- und Großstädte werden wachsen, neue werden entstehen. 

Für dieses Wachstum gilt es zukünftig klimagerechte und nachhaltige Entwicklungspfade zu wählen. Denn: Urbane und stadtnahe Räume sind Hotspots verkehrsbedingter, abfallwirtschaftlicher und gebäudebedingter (Kühlung, Wärme, Baustoffe) Emissionen. So sind Städte nach Angaben des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen (WBGU) beispielsweise für rund 70 Prozent der globalen Energienutzung und der globalen energiebedingten CO2-Emissionen verantwortlich.

Städte stehen auch mit Blick auf die Folgen des Klimawandels unter hohem Anpassungsdruck, beispielsweise zum Umgang mit Hitzeinseleffekten, Wasserknappheit, steigendem Meeresspiegel oder Überschwemmungen und Stürmen. Gleichzeitig leiden sie unter anderem durch die hohe Flächenversiegelung unter einem Verlust von natürlichen Ökosystemen und ihren Dienstleistungen.

Gerade deshalb hat die IKI-Förderung in diesem bereichsübergreifenden Schwerpunkt ein besonderes Wirkpotential. Lock-in-Effekte können durch eine vorausschauende Stadt-, Infrastruktur- und Flächenplanung vermieden werden. Da Städte Lebens- und Wirtschaftsräume sind, bietet verlässliche Infrastruktur auch eine wichtige Grundlage um gute Bedingungen für Arbeitsplätze und nachhaltige Produktionsstandorte zu gewährleisten.

In urbanen Räumen können zudem innovative, naturbasierte Lösungen biodiversitätsfördernde Lebensräume mit hoher Klimarelevanz entstehen lassen. Ferner können quartiersbezogene Ansätze mit inklusiven Beteiligungsverfahren lokale Lösungen mit hohem „Ownership“, beispielsweise durch Nachbarschaftsinitiativen, hervorbringen, die zu einer nachhaltigen, klimafreundlichen Transformation des urbanen Raums führen.

Wachsende Bedeutung von klimaneutralen und resilienten Städten

Die Schlüsselrolle von Städten als Akteurinnen im Klimaschutz wurde erstmals 2015 formell bei den Klimaverhandlungen im Rahmen der COP21 in Paris anerkannt. Auf dem dritten UN-Gipfel zu Wohnungswesen und nachhaltiger Stadtentwicklung – der Habitat III-Konferenz im Oktober 2016 in Quito – wurden mit der „New Urban Agenda“ auch globale Ziele und Orientierungen zur nachhaltigen Stadtentwicklung verankert. 

Die Agenda 2030 unterstreicht mit dem Nachhaltigkeitsziel „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ (SDG 11) ebenfalls den wichtigen Beitrag, den Städte leisten, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Auch der Globale Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal, der bei der 15. COP des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) im Jahr 2022 geschlossen wurde, beinhaltet die Verbesserung von Grünflächen und Stadtplanung für das menschliche Wohlbefinden und die Artenvielfalt (Ziel 12). 

Der aktuelle Bericht des Weltklimarates (IPCC) zeigt nicht nur die wachsende Bedeutung von Städten als menschlicher Lebensraum, sondern auch, wie sehr diese vom fortschreitenden Klimawandel betroffen sind. Gleichzeitig macht der Bericht deutlich, dass Städte eine zentrale Rolle spielen, nationale und internationale Klima- und Biodiversitätsschutzziele zu erreichen. Der Bericht des UN-Umweltprogrammes (zusammen mit dem internationalen Ressourcen Panel) unterstreicht, dass Urbanisierung nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance für globale Nachhaltigkeit sein kann.

Diese Beispiele zeigen nicht nur die zunehmende Verankerung von nachhaltiger Stadtentwicklung in internationalen Abkommen und Handlungsempfehlungen, sondern auch die wachsende Bedeutung der städtischen Perspektive für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz.

Ansätze der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) für nachhaltige Stadtentwicklung

Die Bedeutung der Städte für den Klimaschutz spiegelt sich auch in der Förderausrichtung der Internationalen Klimaschutzinitiative wider. Das Thema „Nachhaltige Stadtentwicklung“ ist bereits seit 2015 einer der bereichsübergreifenden Förderschwerpunkte und seit 2023 Teil der IKI-Strategie. IKI-Projekte unterstützen die Partnerländer und Städte dabei, Strategien für nachhaltige, klimafreundliche und resiliente Stadtentwicklung sowie für urbane Biodiversität zu entwickeln. Dabei stehen integrative und nachhaltige Ansätze für die Entwicklung urbaner und peri-urbaner Räume im Mittelpunkt. Der Kapazitätsaufbau betrifft die lokalen sowie übergeordneten Ebenen und findet unter anderem über Wissenstransfer, Technologiekooperation, Politikberatung und Investitionen in Pilotprojekte statt.

Bei Projekten zum städtischen Klimaschutz liegen die Schwerpunkte auf der Entwicklung von lokalen Klimaaktionsplänen, auf der vertikalen und horizontalen Integration von Klimaschutzstrategien und Politiken sowie auf Finanzierungsmechanismen für Klimaschutzaktivitäten. In Mexiko, Argentinien und Brasilien unterstützt die IKI beispielsweise städtische Koalitionen, sogenannte Urban Labs, in denen lokale Akteure, wie Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner, NGOs, Privatwirtschaft und weitere städtische Stakeholder, zusammenarbeiten. In einem Bottom-up-Ansatz werden Strategien im Bereich der Stadtentwicklung erarbeitet und diskutiert, die zu Treibhausgasminderung und Klimaanpassung beitragen und gleichzeitig soziale Ungleichheit verringern. 

Im Bereich Anpassung an den Klimawandel liegt der Schwerpunkt auf der Stärkung der urbanen Resilienz. Ziel ist es, Städte und benachteiligte Quartiere besser auf die Herausforderungen des Klimawandels vorzubereiten und Gefahren für Mensch, Umwelt und Lebensgrundlagen zu reduzieren. In Thailand arbeitet beispielsweise ein Projekt zu urbanem Resilienzaufbau - dazu werden natur-basierte Lösungen (NbS) auf Basis von Klimarisikomodellen identifiziert, in Stadtentwicklungspläne integriert und pilothaft umgesetzt. 

Die Maßnahmen zur urbanen Biodiversität legen einen Fokus darauf, Ökosystemleistungen in die Stadtentwicklung zu integrieren und ökosystem-basierte Anpassungsmaßnahmen zu fördern. In San Jose, Costa Rica, trägt beispielsweise die Einrichtung von Biokorridoren auch dazu bei, die Wasserversorgung, die Regulierung des Mikroklimas und Erholungsflächen wiederherzustellen. So wird nicht nur der Erhalt der Biodiversität gefördert, sondern auch das Wohlbefinden der Stadtbevölkerung in der Metropolregion verbessert.

Wie Städte und Kommunen ihren Umbau finanzieren können

Weltweit müssen bis 2030 über 65 Billionen US-Dollar in den Bau von nachhaltigen Infrastrukturen in Städten investiert werden. Dies entspricht 70 Prozent der benötigten Investitionen in nachhaltige Infrastruktur weltweit. Die Herausforderungen, denen sich Städte und Kommunen bei der Entwicklung und Umsetzung von Klimaschutzprojekten gegenübersehen, sind vielfältig. Sie reichen von zunehmender Verschuldung und Haushaltszwängen bis zu unzureichenden Kreditratings. Neben finanziellen Engpässen verfügen die Kommunalbehörden häufig nicht über ausreichende Planungs-, Entwurfs- und Vorbereitungskapazitäten, um entsprechende Projekte zu entwickeln.

Aus diesem Grund fördert die IKI unter anderem den City Climate Finance Gap Fund – unter Einbindung der Europäischen Investitionsbank (EIB) und Weltbank – der diese Lücke schließt. Der Gap Fund unterstützt Städte in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, die bereits Verpflichtungen im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen eingegangen sind, in einem frühen Stadium der Projektvorbereitung direkt. 

Auch für lokale und partizipative Ansätze zu Klimaschutz und Resilienz fehlen oft finanzielle Ressourcen. In Mexiko wird daher die Erprobung eines Ansatzes für die Mitgestaltung, Skalierung und Replizierung integrativer Klimaschutzmaßnahmen auf Nachbarschaftsebene gefördert.

Die IKI-Strategie

Die IKI will maximale Wirkungen für den Schutz des Klimas und der Biodiversität erreichen. Dazu konzentriert sie die Förderaktivitäten auf priorisierte Handlungsfelder innerhalb der vier Förderbereiche und auf drei bereichsübergreifende Schwerpunkte. Ein weiteres zentrales Element ist die enge Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnerländern, insbesondere mit den Schwerpunktländern der IKI.

Hier geht´s zur IKI-Strategie

City Climate Finance Gap Fund

Der City Climate Finance Gap Fund ist der erste globale Fonds, der Städte weltweit in einer sehr frühen Phase der Projektentwicklung unterstützt. Er ist ein Baustein für die Umsetzung der nationalen Klimaschutzbeiträge.

Weltbank-Blog "Sustainable cities"

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