Kolumbien: Schutzgebiete und Frieden

Landnutzungs- und -eigentumskonflikte gefährden zahlreiche Ökosysteme in Kolumbien. Eine Verringerung oder Lösung/Transformation der Konflikte trägt daher nicht nur zum Frieden, sondern auch zum Schutz der Biodiversität bei. Das Projekt trägt dazu bei, Landkonflikte zu verringern oder zu lösen/transformieren und verbessert somit das Management von Schutzgebieten. Das Vorhaben identifiziert Ursachen der Entwaldung und führt ein System zur Überwachung von Entwaldung ein. Zudem stärkt es Pläne für eine nachhaltige Landnutzung, verbessert Kapazitäten zur Konfliktlösung und erarbeitet Lösungsansätze. Durch den Dialog mit Bäuerinnen und Bauern stärkt es die institutionellen Rahmenbedingungen für Schutzgebiete . Ergänzend mobilisiert das Projekt öffentliche und private Gelder für Biodiversitätsschutz und setzt diese ein. Parallel dazu verbessert es die Lebensbedingungen der Kleinbäuerinnen und -bauern sowie der Landlosen vor Ort und leistet somit einen Beitrag für den Erhalt des Friedens. Seit 2024 werden die Ergebnisse der ersten Phase des Projekts auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene skaliert.

Projektdaten

Länder
Kolumbien
IKI Förderung
6.016.810,00 €
Laufzeit
07/2019 bis 03/2026
Status
laufend
Durchführungs -organisation
World Wide Fund for Nature (WWF) - Germany
Politischer Partner
  • Ministry of Environment and Sustainable Development (MinAmbiente) - Colombia
  • Parques Nacionales Naturales de Colombia
Durchführungspartner
  • World Wide Fund for Nature (WWF) - Colombia

Stand der Umsetzung/Ergebnisse

  • Informationsbeschaffung und Monitoring:
    • Bislang wurden die gemeindebasierten Monitoringkapazitäten der teilnehmenden Gruppen in den Nationalparks Chiribiquete, Picachos, Macarena und Alto Fragua - Indi Wasi (AFIW) gestärkt. Es wurden sechs Monitoringsysteme entwickelt, eines für jedes teilnehmende Schutzgebiet. Vier Schutzgebiete wurden mit Monitoringausrüstungen ausgestattet, und die lokalen Monitoringberichte werden unter Beteiligung der Gemeinden erstellt. Darüber hinaus wurden Satellitenbilder von 98 Grundstücken (10.469,36 Hektar) ausgewertet und sechs Infografiken mit Informationen über die Ursachen und Auswirkungen der Entwaldung in den sechs Schutzgebieten des Projekts erstellt. Schließlich werden die Informationen für die Erstellung von Monitoringberichten unter Beteiligung lokaler Beobachterinnen und Beobachter in den vier oben genannten Schutzgebieten zusammengestellt und konsolidiert.
    • Zwischen März und Juni 2023 wurde die fotografische Wanderausstellung "Hüter des Territoriums: Die Fußspuren der Gemeinschaft im Wald" in verschiedenen Dörfern der Schutzgebiete von AFIW und Chiribiquete sowie in der Stadt Bogotá ausgestellt. Es wurde eine partizipative Analyse der Ergebnisse des Gestaltungs- und Anwendungsprozesses der partizipativen Monitoringsysteme für die Umsetzung in AFIW, Chiribiquete und Picachos durchgeführt. Als wichtigste Ergebnisse hoben die Beteiligten den ständigen Wissensdialog sowie das Einfühlungsvermögen und den Respekt hervor, die zwischen den Bauernfamilien, den lokalen Partnern und den Institutionen herrschten; dies ermöglichte eine bessere Aneignung des Wissens während der Ausbildung. Ebenso ermöglichte die engagierte Beteiligung von Beamten und Vertretern auf den drei Ebenen des Schutzgebiets (zentral, regional und lokal) die Verknüpfung der verschiedenen Informationssysteme.
  • Kapazitätsaufbau, Dialoge und Schutzvereinbarungen:
    • Es wurden zwei Schulungsreisen zum Thema Meliponikultur (www.campocolombia.com/…) durchgeführt. Im Gegenzug wurden 53 Schutzvereinbarungen mit den beteiligten Familien verstärkt. In den fünf Schutzgebieten Picachos, AFIW, Macarena, Chiribiquete und Sumapaz werden die Schulungsprozesse unter Beteiligung der lokalen Gemeinschaften, Mitarbeitenden der Umweltbehörden und der Vertreterinnen und Vertreter von Basisorganisationen fortgesetzt. In AFIW und Macarena wurden drei Tarifverträge mit Kakao- und Kaffeeproduzentenverbänden unterzeichnet. An diesen Kollektivvereinbarungen waren bis März 2024 insgesamt 80 Familien aus den Verbänden sowie Nationalparks, der WWF Kolumbien und andere Umweltbehörden und -einrichtungen in den Gebieten beteiligt. Sie verpflichten die Parteien zur Entwicklung von Wiederherstellungs- und Erhaltungsmaßnahmen, zur nachhaltigen Produktion ohne Ausweitung der landwirtschaftlichen Grenzen, zur Pflege und Wiederherstellung von Wasserquellen und zur Entwicklung von Umsetzungsmaßnahmen auf Betriebsebene für die beteiligten Familien.
    • Zu den wichtigsten Fortschritten in den Dialogräumen gehört der Technische Runde Tisch von Villavicencio, der eine technische Referenz für den interinstitutionellen Artikulationsweg darstellt, an dem die kolumbianische Regierung unter der Leitung der Ministerien für Umwelt, Landwirtschaft, Inneres und Nationale Naturparks arbeitet. Dieser Raum soll eine umfassende Antwort auf die Vereinbarungen von Los Pozos, Alta Mira und Villavicencio geben und die Herausforderungen bei der Umsetzung des Plans zur Eindämmung der Entwaldung angehen, eine Strategie, die vom Umweltministerium geleitet wird. Auch beim Follow-up der Einhaltung der kollektiven Vereinbarungen in Chiribiquete und Macarena ist ein hohes Engagement der beteiligten Bauernorganisationen und Familien festzustellen, die die Wiederherstellung des Bodens auf ihren Ländereien vorangetrieben haben. In Bezug auf die Schulungsprozesse haben 204 Bauernfamilien aus AFIW, Chiribiquete, Macarena und Sumapaz an den Kapazitätsaufbauprozessen teilgenommen, die auf der Grundlage didaktischer Methoden strukturiert wurden, die das lokale Wissen anerkennen und sichere Räume für die Teilnahme, den Erfahrungsaustausch (Besichtigungen) und praktische Szenarien zur Anwendung des Gelernten fördern.
    • Mitte 2024 wurden Projektbesuche in Sumapaz durchgeführt, um mit der Gemeinde die anstehenden Arbeiten zum adaptiven Management zu besprechen. Die Analyse des partizipativen Monitoringsystems im Chiribiquete-Nationalpark zeigt, dass die Zusammenarbeit im Projekt die Beziehungen zwischen Schutzgebiet, NGOs und Gemeinschaft stärkt. Der kontinuierliche Dialog basierend auf Wissensaustausch, Empathie und Respekt förderte das Engagement der Gemeinden und stärkte das Vertrauen, was zur erfolgreichen Durchführung des Monitorings zur Klärung von Fragen beiträgt.
  • Nachhaltige Lebensgrundlagen:
    • Bislang wurden 181 Landnutzungspläne erstellt. Darüber hinaus wurden die unternehmerischen Fähigkeiten von sieben ausgewählten Unternehmen gestärkt, von denen fünf bereits über einen Marktzugang und definierte Investitionspläne verfügen. Zwei von ihnen haben Handelsvereinbarungen für den Export von Kakao an die Confiserie Dengel (confiserie-dengel.de) in Deutschland geschlossen. Schließlich wurde die Erweiterung des Reservats El Pato - Balsillas Campesino in San Vicente del Caguán in Caquetá (64.640 zusätzliche Hektar), zusammen mit dem Gemeindeverband Colonos del Pato (AMCOP) unterstützt.
    • Bis Ende 2023 wurden die Lieferungen von Materialien und Betriebsmitteln für die mit den teilnehmenden Familien und Bauernorganisationen vereinbarten Umsetzungen abgeschlossen. Diese waren das Ergebnis der Planungs- und Begleitungsprozesse für 223 Familien aus dem Wiederherstellungs- und Biodiversitätsmanagementansatz, zusammen mit der Identifizierung, Auswahl und Stärkung von sieben produktiven Initiativen. Die Umsetzungen umfassen verschiedene Arten von Maßnahmen entsprechend jedem der entwickelten Wiederherstellungsansätze: strenge Wiederherstellung, Rehabilitierung und Regeneration sowie Management und Förderung der nachhaltigen Nutzung. Einige dieser Maßnahmen sind: i) Rehabilitationsflächen, die zur aktiven Wiederherstellung beitragen, Maßnahmen von der Anpflanzung unter Verwendung potenzieller Arten für die Nutzung von Nichtholz-Naturprodukten bis hin zu Waldschutz, zusammen mit ergänzenden Maßnahmen wie: ii) Meliponikultur, iii) organische Bodenbewirtschaftung, iv) Wasserverteilung, v) ökoeffiziente Öfen, vi) nachhaltige Produktionssysteme (Kakao, Kaffee, Züchtung kleinerer Arten, Zuckerrohr, Umstellung der Viehzucht u. a.). Dies führte zu einer technischen Unterstützung bei der Planung geeigneter Maßnahmen für insgesamt 12.520 Hektar. Für insgesamt 2.969 Hektar dieser Fläche in Wiederherstellung, wurden drei Arten von Managementzonen vereinbart: 1) Strenge Wiederherstellung von 719 Hektar, 2) Ökologische Rehabilitierung von 1.685 Hektar, die das Management der biologischen Vielfalt zur Erzielung wirtschaftlicher Einkommen einschließt, und 3) Regeneration von 564 Hektar. Darüber hinaus wurden in der ersten Phase der Projektdurchführung, unter Beteiligung von 223 Familien, 1.195 Hektar für die nachhaltige Nutzung und 8.355 Hektar für die Erhaltung vereinbart.
  • Nachhaltige Finanzierungsmechanismen:
    • Für das Programm Herencia Colombia (HeCo) wurde eine digitale Plattform zur Messung der Auswirkungen und zur Verbindung von Investoren mit Naturschutzprojekten entwickelt und die Strategie zur Einbindung des Privatsektors und der Investoren umgesetzt. Fortschritte bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie mit öffentlichen und öffentlich-privaten Mitteln wurden mit der Unterzeichnung des „Permanence Financing Programs (PFP)“und dem mit privaten Mitteln finanzierten Instrument für den Sumapaz-Nationalpark erzielt.
    • In Sumapaz wurde eine öffentlich-private Allianz gegründet, an der zwei Finanzinstitute beteiligt sind, die Scotiabank Colpatria in Kolumbien und die BBVA. Diese Allianz fördert die Erhaltung des Páramo-Ökosystems und die Bewahrung der lokalen Kultur durch die Einrichtung einer Hochgebirgsgärtnerei und eines Umweltklassenzimmers. Diese Initiative zielt auch darauf ab, das Bewusstsein für diese strategischen Ökosysteme des Landes zu schärfen und praktische Lösungen zu finden.
    • Der GCF genehmigte das Projekt „Herencia Colombia: Maximierung des Beitrags der nachhaltigen Landschaftsbewirtschaftung in Kolumbien zur Erreichung der Klimaziele“ in Höhe von 43 Millionen US-Dollar, das zur direkten Finanzierung des HeCo-Programms beiträgt. Darüber hinaus wurde das HeCo-Programm im Rahmen der Nachhaltigkeit des Prozesses mit der Umweltauflage der Kohlenstoffsteuererhebung verknüpft. Fünf Prozent dieser Einnahmen werden für die Stärkung des nationalen Systems der Schutzgebiete verwendet.
  • Wissensmanagement und politische Interessenvertretung auf internationaler, nationaler, regionaler und lokaler Ebene:
    • Im November 2023 präsentierte der WWF Kolumbien die Errungenschaften und Erkenntnisse des Projekts im Rahmen des von der IKI finanzierten Digital Restoration Experience Forum. Diese Veranstaltung brachte mehr als 2.000 registrierte Teilnehmer aus 130 Ländern zusammen, wurde mehr als 10.000 Mal angesehen und erreichte mehr als 6 Millionen Menschen über soziale Netzwerke und Kommunikationskanäle, wobei mehr als 800.000 Menschen beteiligt waren.
    • Für das Projekt ist es von Bedeutung, dass der WWF seit 2024 an der „Environment, Climate, Conflict and Peace“ (ECCP) Community of Practice teilnimmt, die über 900 Mitglieder weltweit umfasst. Diese fördert die Zusammenarbeit zwischen Behörden und integriert Umwelt-, Klima-, Biodiversitäts-, Konflikt- und Friedensthemen in Politik und Praxis.
    • Eine 2-jährige Verlängerung des Projektes startete im April 2024, die bis dahin erstellten Berichte, Instrumente und Methoden wurden analysiert, um relevante Themen zu identifizieren und ihre Verbreitung sowie Replizierbarkeit für verschiedene Interessengruppen in unterschiedlichen Bereichen des Dialogs, der politischen Interessenvertretung und/oder der Entscheidungsfindung zu ermöglichen. Auf nationaler und lokaler Ebene fanden Treffen mit lokalen, regionalen und nationalen Umweltbehörden statt, um das Bewusstsein für die Fortführung des Projekts und für die ergänzenden Maßnahmen zu schärfen.
    • Die CBD COP 16 in Cali im Oktober 2024 bietet eine einzigartige Gelegenheit, Projektergebnisse und Erfahrungen auszutauschen. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern des ECCP arbeitet der WWF im Projekt Peace@CBD mit, das sich auf der COP16 durch Politikberatung, Veranstaltungen und Kommunikation auf Friedens- und Konfliktsensibilität konzentrieren wird. Der WWF plant das Side Event 'Diálogo de Saberes: Paz con la Naturaleza“ (Dialog des Wissens: Frieden mit der Natur), bei dem die Erfahrungen aus dem Projekt einen wichtigen Beitrag zum internationalen Austausch leisten werden. Diese Veranstaltung fördert die Diskussion über die Beiträge der COP16 zum Global Biodiversity Framework (GBF) aus der Perspektive des „Friedens mit der Natur“. Ziel ist es, durch einheitliche Terminologie und Wissensdialog unterschiedliche Perspektiven zu überbrücken und gemeinsame Lösungen für den Schutz der biologischen Vielfalt zu entwickeln.

Letzte Aktualisierung:
02/2025

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