Wiederherstellung von Ökosystemfunktionen in der Ukraine
Die IKI unterstützt die ökosystembasierte Anpassung im Biosphärenreservat Roztochya in der Region Lwiw.
Vor einigen Jahren konnte im Biosphärenreservat Roztochya in der ukrainischen Region Lwiw niemand nachvollziehen, was mit der Umwelt vor Ort geschah: Unter anderem versiegten Quellen und Sumpfgebiete trockneten aus, der Grundwasserspiegel sank, der Wasserstand in Flüssen und Brunnen ging zurück und es gab mehr Brände. Die Daten der Wetterstation des Reservats zeigte, dass die durchschnittliche jährliche Lufttemperatur in den vergangenen zehn Jahren um 1,4 °C und in den vergangenen fünf Jahren um 1,7 °C angestiegen ist. Andere Regionen in der Ukraine stehen vor ähnlichen Problemen. Die Ursache dieser einschneidenden Veränderungen ist in erster Linie im Klimawandel zu suchen, doch die Belastung der Natur durch den Menschen verschärft das Problem.
Um das Problem der Anpassung an den Klimawandel in der Ukraine anzugehen, wurde 2018 im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) das Projekt „Ökosystembasierte Anpassung (EbA) an den Klimawandel und nachhaltige Regionalentwicklung durch die Stärkung ukrainischer Biosphärenreservate“ ins Leben gerufen. Dieses Projekt wird von der Stiftung Michael Succow gemeinsam mit dem Zentrum für Ökonomik und Ökosystemmanagement an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde durchgeführt. Ziel des Projekts ist es, einen Ansatz zur ökosystembasierten Anpassung (EbA) in die nationale und regionale Planung sowie in entsprechende Maßnahmen zu integrieren. Dies soll zu einer besser angepassten Landnutzung führen und in Zeiten des beschleunigten Klimawandels Anreize für eine nachhaltige Entwicklung setzen.
Beim Ansatz der ökosystembasierten Anpassung an den Klimawandel geht es darum, bestehende funktionsfähige Ökosysteme zu erhalten, die Belastung von Ökosystemen durch den Menschen zu verringern und ökologische Strukturen und Prozesse wiederherzustellen. So sollen die Funktionen und der Zustand des gesamten Systems verbessert werden. Sie ist darauf ausgerichtet, das Leben, die Existenzgrundlage und das Wohlergehen der Menschen zu schützen und grundlegende Ökofunktionen zu erhalten und wiederherzustellen.
Biosphärenreservate als Demonstrationsprojekte
Die Biosphärenreservate eignen sich bestens, um Maßnahmen zur ökosystembasierten Anpassung zu untersuchen und zu demonstrieren. Sie bieten die Möglichkeit, die Wirksamkeit der Maßnahmen in allen wichtigen Ökosystemen des Landes über lange Zeiträume hinweg zu erproben, zu beobachten und wissenschaftliche Daten zu sammeln. Zudem sind dort wichtige Interessengruppen wie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, aktive Mitglieder der Zivilgesellschaft, Nichtregierungsorganisationen vertreten, die an Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel auf der Grundlage ökologisch sinnvoller Grundsätze zu beteiligen sind. Durch Zusammenarbeit, Forschung und den Aufbau von Ressourcen und Kompetenzen können sie die Möglichkeiten lokaler Entscheidungstragender und Kommunalverwaltungen stärken, Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, die den Folgen des Klimawandels vorbeugen oder zur Anpassung an diese Folgen dienen.
Neben der Entwicklung von Strategien und dem Aufbau von Ressourcen und Kompetenzen für den Ansatz der ökosystembasierten Anpassung bestand ein weiteres Projektziel darin, in den ukrainischen Biosphärenreservaten Maßnahmen durchzuführen, mit denen die praktische Anwendung der ökosystembasierten Anpassung verdeutlicht wird. Bei einem Ideenwettbewerb wurden 9 von 29 Projekten ausgewählt, und in jedem der drei Biosphärenreservate Desnianskyi, Roztochya und Shatskyi wurde mit drei Projekten begonnen.
Eines davon ist die Wiedervernässung und Wiederherstellung von Zalyvky Bog im Biosphärenreservat Roztochya. Im Zuge der Neulandgewinnung von 1960 bis 1980 wurden die meisten Torfmoore in dieser Region trockengelegt. An ihre Stelle traten von Monokulturen geprägte Wiesen und Weiden. Zudem führte ein dichtes Kanalnetz zu einem veränderten Abfluss des Oberflächenwassers und zu einer deutlichen Absenkung des Grundwasserspiegels. Das hydrologische, hydrochemische und hydrobiologische System der natürlichen Seen und Feuchtgebiete, wie Zalyvky Bog, wurde durch diese Veränderungen geschädigt. Um das frühere ökologische Gleichgewicht in Zalyvky Bog wiederherzustellen, wurden Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt, um den nach der Entwässerung gesunkenen Wasserstand wieder anzuheben. Mithilfe dieser Maßnahmen sollen die erforderliche Futtergrundlage für Wasservögel und bessere Nist-, Brut- und Wanderbedingungen für Tiere geschaffen werden. Außerdem sollen eine Wiederansiedlung der heimischen Flora und Fauna erreicht und die Funktionen des Ökosystems wiederhergestellt werden.
Dieses Pilotprojekt für die ökosystembasierte Anpassung wird gemeinsam mit acht weiteren Projekten dazu beitragen, wieder ein funktionsfähiges Ökosystem zu schaffen. Es liegt auf der Hand, dass nur gesunde Ökosysteme Existenzgrundlagen sichern können und eine natürliche Widerstandsfähigkeit gegen die negativen Folgen des Klimawandels bieten.
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