25.10.2018

Wenn Klimaschutz die Kosten senkt: Entstehung eines klimafreundlichen Wassersektors in Mexiko

Ermittlung der Energieeffizienz einer Pumpstation in der Kommune Parral in Chihuauha; Foto: © Arturo Pedraza
Ermittlung der Energieeffizienz einer Pumpstation in der Kommune Parral in Chihuauha; Foto: © Arturo Pedraza

Zwei mexikanische Wasser- und Sanitärversorger haben das WaCCliM-Konzept eingeführt und treiben damit den Wandel hin zu einem nachhaltigen, klimafreundlichen Wassersektor voran.

Zwei Wasserversorger aus San Francisco und Purísima del Rincón im mexikanischen Bundesstaat Guanajuato haben sich zwischen 2014 und 2018 an einem innovativen Pilotprojekt beteiligt, bei dem der Treibhausgasausstoß durch Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz von Wasser- und Klärwerken verringert wurde.

Fünf Prozent aller Treibhausgasemissionen des Landes entfallen auf die städtische Wasser- und Sanitärversorgung. Um die Emissionen zu verringern und gleichzeitig Geld zu sparen, haben die beiden Unternehmen als erste die Roadmap to a Low-Carbon Urban Water Utility in Mexiko eingeführt. Während der Versorger SAPAF für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in San Francisco del Rincón verantwortlich ist, betreibt SITRATA die Kläranlage, in der die Abwässer aus beiden Kommunen behandelt werden. Gemeinsam haben die beiden Unternehmen die von dem Projekt „Wasser- und Abwasserunternehmen auf dem Weg zur CO2-Neutralität“ entwickelte Roadmap umgesetzt. WaCCliM ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und der International Water Association (IWA). Sie hat das Ziel, die Minderung der Treibhausgasemissionen zu fördern und die Wasserwirtschaft dafür zu sensibilisieren, dass sie sich nicht nur an die Klimawandelfolgen anpassen, sondern darüber hinaus auch ihren eigenen CO2-Ausstoß verringern muss.

Diego Dávila (links), Direktor von SITRATA, erläutert den Mitarbeitern eines anderen Abwasserentsorgers die Funktionsweise einer Anlage zur Speicherung von Biogas, die sich im Bundesstaat Guanajuato befindet; Foto: © Jürgen Baumann

Bei der Ausarbeitung der Roadmap wurde im Rahmen einer Baseline-Studie festgestellt, dass die meisten Treibhausgase aus unbehandelten Abwässern in die Atmosphäre entweichen. Aus diesem Grund hat SAPAF durch bauliche Maßnahmen dafür gesorgt, dass ein größerer Teil der Klärbecken abgedeckt ist. Dadurch gelangen pro Jahr 2.500 Tonnen CO2-eq weniger in die Atmosphäre. Dies entspricht dem jährlichen Treibhausgasausstoß von 830 Pkw der Kompaktklasse1 und einer Verringerung der Gesamtemissionen im Verantwortungsbereich des Versorgers um 50 Prozent.

Der Anstieg der Abwassermenge im gemeinsamen Klärwerk stellte für SITRATA eine neue Herausforderung dar, denn die steigenden Mengen mussten behandelt werden, ohne dass dafür zusätzliche Finanzmittel bereitgestellt wurden. Zur Bewältigung dieser Herausforderung nahm der Abwasserentsorger Veränderungen in zwei Bereichen vor: Zum einen wurden der Belüftungsprozess und die Biogasproduktion optimiert, so dass nun Strom zur Deckung des Eigenbedarfs erzeugt wird. Dadurch ist es SITRATA gelungen, den Energieverbrauch pro Kubikmeter behandelten Abwassers um etwa 10 Prozent zu senken. Gleichzeitig werden durch Kraft-Wärme-Kopplung jedes Jahr 155.000 kWh Strom erzeugt. Dafür wird das Methan genutzt, das bei der anaeroben Klärschlammbehandlung anfällt. Zurzeit laufen weitere Maßnahmen, um die Energieausbeute zu steigern.

Kraft-Wärme-Kopplungsanlage der Kläranlage in San Gerónimo, die von SITRATA betrieben wird; Foto: © Andrés Rojo

Nach dem Pionierprojekt von SAPAF und SITRATA hat inzwischen auch der Wasser- und Sanitärversorger SMAPAM aus Moroleón mit der Einführung des WaCCliM-Konzepts begonnen. Schon jetzt haben die Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in der Wasserversorgung dazu geführt, dass die Pumpen des Versorgers 6 Prozent weniger Strom verbrauchen. Im Rahmen der Verbesserungen wurden die ineffizientesten Pumpen ersetzt. Gleichzeitig wurde eine Initiative gestartet, um die Bevölkerung zum Wassersparen anzuhalten. Dadurch muss der Versorger weniger Wasser fördern, wodurch die Wasserressourcen geschont und Strom gespart werden. Im nächsten Schritt will der Versorger gezielt nach Lecks im Verteilnetz suchen, denn Wasserverluste verursachen einen hohen Energieverbrauch. Die Leckortung und die Modellierung des Verteilnetzes werden von WaCCliM unterstützt.

Im benachbarten Bundesstaat Querétaro wurden von WaCCliM geförderte Studien zur Bewertung von Pumpwerken durchgeführt. Die Ergebnisse der Studien haben die Wasserkommission des Bundesstaates dazu veranlasst, 2 Mio. Peso (etwa 100.000 Euro) in Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz der Pumpwerke zu investieren. Der Versorger Parral aus Chihuahua, einem Bundesstaat im Norden des Landes, zeigt ebenfalls großes Interesse an WaCCliM. Nachdem das Projekt eine erste Beurteilung der Energieeffizienz des Versorgers durchgeführt hat und ein Teil der technischen Ausrüstung modernisiert wurde, führt der Versorger nun auf eigene Kosten weitere Studien durch. Gegenstand dieser Studien sind insbesondere die Modellierung des Verteilnetzes sowie die Identifizierung von Verbesserungspotenzialen in den Betriebsprozessen und -anlagen des Versorgers.

Diese Erfolgsgeschichten aus Mexiko haben auch andere Wasser- und Sanitärversorger dazu ermutigt, sich stärker im Klimaschutz zu engagieren und dabei gleichzeitig ihre Leistungsfähigkeit zu steigern und die Betriebskosten zu senken.


1Die Anzahl der Pkw wurde mithilfe des fahrzeugspezifischen CO2-Emissionsfaktors (g/km) ermittelt. Dabei wurde eine Laufleistung von 15.000 km pro Jahr zugrunde gelegt. Daraus ergab sich ein mittlerer Emissionswert von 3 Tonnen pro Fahrzeug und Jahr. www.ecovehiculos.gob.mx/ecovehiculos/

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