23.05.2018

Wenn 2+2 mehr als 4 ergibt - die Friends of EbA

Ali Raza Rizvi, Programm-Manager im Bereich Ecosystem-based Adaptation bei IUCN, und Katherine Blackwood, Programme Officer für ökosystembasierte Anpassung des Global Ecosystem Management Programme von IUCN; Foto: PB IKI/Karin Beese
Ali Raza Rizvi, Programm-Manager im Bereich Ecosystem-based Adaptation bei IUCN, und Katherine Blackwood, Programme Officer für ökosystembasierte Anpassung des Global Ecosystem Management Programme von IUCN; Foto: PB IKI/Karin Beese

Ali Raza Rizvi und Katherine Blackwood von IUCN sprechen im Interview über FEbA - das internationale Netzwerk zur Unterstützung ökosystembasierter Anpassungsprozesse.

Friends of EbA (FEBA) ist ein weltweites Netzwerk aus Agenturen und Organisationen, die sich auf politischer und auf Durchführungsebene mit dem Konzept der ökosystembasierten Anpassung (EbA) befassen. Das Netzwerk fördert das Voneinander-Lernen und den Austausch zwischen den beteiligten Organisationen mit dem Ziel, die Wirksamkeit des Konzepts zu verbessern und zu zeigen, wie sich durch EbA ein Mehrwert generieren lässt. FEbA wird von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumweltministeriums (BMU) gefördert.

Wir haben mit Ali Raza Rizvi, Programm-Manager im Bereich Ecosystem-based Adaptation bei IUCN, und Katherine Blackwood, Programme Officer für ökosystembasierte Anpassung des Global Ecosystem Management Programme von IUCN, darüber gesprochen, was den Erfolg des Netzwerks ausmacht.

Sie leiten das Projekt zur Förderung der ökosystembasierten Anpassung durch Friends of EbA. Wer sind die Friends of EbA und wie kam es dazu?

Rizvi: Früher haben wir intensiv darüber diskutiert, wie sich die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren verbessern lässt und was wir tun können, um erfolgreicher für ökosystembasierte Anpassungskonzepte einzutreten. Und so haben sich auf der UN-Klimakonferenz, die 2014 in Lima stattfand, Vertreter von Conservation International (CI), The Nature Conservancy (TNC), der Weltbank, UN Environment, Rare und der Weltnaturschutzunion (IUCN) an einen Tisch gesetzt und sich gefragt: Können wir nicht gemeinsam das EbA-Konzept voranbringen und fördern? Welche Lernerfahrungen haben wir gemacht? Wir haben alle schon viel Arbeit geleistet– wie also können wir am besten voneinander lernen? Wir kamen darauf, dass die Gründung eines informellen Netzwerks die beste Antwort auf diese Fragen ist. Dieses Netzwerk haben wir Friends of EbA (FEbA) getauft. Dann haben wir allmählich damit begonnen, miteinander zu arbeiten. Auf der Klimakonferenz von Paris sprachen wir dann mit dem BMU, und so wurde aus FEbA ein IKI-Projekt. Und inzwischen haben wir schon mehr als...

Blackwood: ...50 Mitglieder! Darunter die Regierungen der Seychellen, von Mexiko, Italien und Uganda sowie multilaterale Organisationen, NGOs, IGOs und wissenschaftliche Einrichtungen, und es werden immer mehr.

Die Rotationsbeweidung in der Graslandbewirtschaftung sichert den Lebensunterhalt in Peru; Foto: Ali Raza Rizvi

Es werden viele Netzwerke ins Leben gerufen und Tag für Tag tauchen neue Themen auf. Viele dieser Netzwerke scheitern, während FEbA kontinuierlich wächst. Worin liegt der Schlüssel zu Ihrem Erfolg?

Blackwood: Der Schlüssel zu unserem Erfolg liegt darin, dass wir unseren Mitgliedern sagen, dass wir keinesfalls die Absicht haben, ihnen noch mehr Arbeit aufzubürden. Vielmehr wollen wir auf dem aufbauen, was die Mitglieder ohnehin machen und diese Aufgaben gemeinsam durchführen.

Rizvi: Das ist ein wesentlicher Punkt; wir erklären immer wieder: Macht keine Zusagen, die über Eure bereits laufenden oder geplanten Projekte hinausgehen. Das World Conservation Monitoring Centre von UN Environment hat beispielsweise mehr als 223 Instrumente für die ökosystembasierte Anpassung entwickelt und eingesetzt. Wir sagen deshalb anderen Mitgliedern: Ihr braucht keine neuen Instrumente zu entwickeln. Lasst uns einfach die bereits vorhandenen Instrumente nutzen und verbessern. Ein weiterer Satz, den wir gerne verwenden, lautet: Wenn 2 + 2 nicht mehr ergibt als 4, wird die Partnerschaft keinen Erfolg haben. Wenn man etwas auch alleine erreichen kann, lohnt es sich nicht, Zeit und Ressourcen aufzuwenden, um das Ziel zusammen mit anderen anzugehen. Erst wenn sich durch Kooperation ein Mehrwert, sprich: mehr als 4, erzielen lässt, ist eine Zusammenarbeit sinnvoll.

Nennen Sie uns doch bitte ein konkretes Beispiel für den Nutzen, den der Erfahrungsaustausch innerhalb von FEbA bringt?

Blackwood: Das UNFCCC Nairobi Work Programme ist an FEbA herangetreten und hat uns darum gebeten, die Erarbeitung eines offiziellen Adaptation Synthesis Report für den SBSTA (Subsidiary Body for Scientific and Technological Advice) zu unterstützen. Dieser beruhte auf Beiträgen von verschiedenen Vertragsparteien, NGOs und anderen Akteuren in Bezug auf Lernerfahrungen, die im Rahmen von Klimaanpassungsmaßnahmen gesammelt wurden. FEbA hat die Beiträge geprüft, und einige FEbA-Mitglieder haben Erkenntnisse beigesteuert, die auf ihren eigenen institutionellen Erfahrungen beruhen. Im Mai 2017 haben wir den offiziellen Bericht zusammen mit dem UNFCCC-Sekretariat herausgegeben.

Rizvi: Das ist auch ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass wir gemeinsam viel mehr erreichen können als alleine. Wir haben immer wieder politische oder Fachdossiers geschrieben und sie vor den UN-Klima- oder Biodiversitätskonferenzen verteilt. Doch diese Dossiers sind nur für kurze Zeit aktuell und nur wenige politische Entscheider lesen sie. Doch auf einmal standen unsere wichtigsten Botschaften zum Thema ökosystembasierte Anpassung im offiziellen Synthesis Report, der von den Vertragsstaaten sogar gefordert worden war, und der vom UNFCCC-Sekretariat zusammen mit FEbA vorgestellt wurde. Damit sind unsere Erkenntnisse nun Gegenstand der offiziellen Verhandlungen.

Wie managen Sie die FEbA-Community, deren zahlreiche Akteure parallel auf verschiedenen Ebenen arbeiten?

Blackwood: IUCN übernimmt die Funktion des FEbA-Sekretariats und koordiniert damit die Mitglieder. Doch wie bereits erwähnt, sind wir ein loses, informelles Netzwerk, und viele unserer Mitglieder arbeiten ohnehin bei verschiedenen Projekten zusammen. FEbA versucht dabei, den Kontakt zwischen den verschiedenen Ebenen herzustellen. Das ist das Gute an FEbA: Wenn ein Programm ein ganz konkretes Projekt verfolgt, kann es dieses Projekt über FEbA an die Partner herantragen, die auf politischer oder internationaler Ebene tätig sind, und diese einbinden.

Rizvi: Ein weiterer Mechanismus, den wir ins Leben gerufen haben, und der sich langsam entwickelt, sind die Arbeitsgruppen. Wie Sie schon sagten, wir haben verschiedene Ebenen und auch unterschiedliche Sektoren. Mit dem Thema ökosystembasierte Anpassung bearbeiten wir ein Querschnittsthema. Wir bringen Akteure zusammen, die an Instrumenten, Richtlinien und Standards arbeiten. Eine Arbeitsgruppe befasst sich mit dem Thema Biodiversität und dem Zusammenhang zwischen Biodiversität und Klimawandel und entwickelt sinnvolle Maßnahmen, die auf politischer und operativer Ebene umgesetzt werden können. Wir freuen uns sehr darüber, dass FEbA gemeinsam mit dem CBD-Sekretariat an der Schließung dieser Lücke arbeiten kann. Außerdem haben wir eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit dem Thema urbane Umwelt befasst. Die Arbeitsgruppen entstehen dabei auf verschiedenen Ebenen. Die meisten Leute, die auf den UN-Konferenzen zu unseren Meetings kommen, sind – wenig überraschend – Vertreter der Politik. Doch wir suchen auch aktiv den Kontakt zu operativ tätigen Personen und binden sie ein. Unsere Aufgabe besteht darin, günstige Rahmenbedingungen zu schaffen und den Stakeholdern zu zeigen, dass sie in Sachen EbA nicht alle das Rad noch einmal erfinden müssen, und zwar vor allem kein eckiges Rad.

EbA Knowledge Day organisiert von den FEbA; Foto: GIZ

Sehen Sie einen regionalen Schwerpunkt bzw. haben Sie festgestellt, dass manche Weltregionen in Bezug auf die ökosystembasierte Anpassung aktiver sind als andere?

Rizvi: Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Regierungen und Praktiker in Asien, Lateinamerika und Afrika das Konzept der ökosystembasierten Anpassung sehr gut aufnehmen. Europa und Zentralasien holen aber allmählich auf. Doch diese Frage ist sehr stark von den Schwerpunkten der Geber abhängig. Bis jetzt erreichen wir die Personen, die internationale Konferenzen besuchen, doch wir denken gerade über einen Mechanismus nach, der es uns erlaubt, auch andere Menschen einzubinden, die mit EbA zu tun haben. Wir denken da beispielsweise an Webinare und andere Instrumente, um denjenigen, die nicht persönlich zu einer Konferenz reisen können, die Teilnahme zu ermöglichen.

Gemeinschaftliche Baumschule in Nepal; Foto: Ali Raza Rizvi

Eine letzte Frage: Wenn ich eine kleine NGO oder vielleicht ein Landwirt bin und von den Friends of EbA erfahre und daran interessiert bin, wie kann ich da Mitglied werden? Und wo finde ich Informationen über FEbA?

Blackwood: Alle Informationen über FEbA sind auf der Website der IUCN unter http://www.iucn.org/FEBA zu finden. Zur Frage der Mitarbeit: Wir führen jedes halbe Jahr eine Konferenz durch und suchen keineswegs nur den Kontakt zu politischen Entscheidern. Außerdem besuchen wir die UN-Klimakonferenzen SBSTA und die COP. Wir wollen Wissensaustausch und Kooperation vorantreiben, und wir diskutieren gerade, wie es uns gelingen kann, Menschen auf allen Ebenen zu erreichen, die im Bereich der ökosystembasierten Anpassung tätig sind.

Rizvi: Wir wollen keinesfalls die bereits vorhandenen Netzwerke ersetzen, die sehr gute Arbeit leisten und direkt mit Landwirten und Praktikern zusammenarbeiten. Es gibt bereits sehr erfolgreiche gemeindebasierte Netzwerke. Wir denken, dass es sinnvoller ist, wenn wir ihnen helfen, die ökosystembasierte Anpassung in ihre Arbeit zu integrieren. Anschließend können sie das Konzept Tausenden vermitteln. Auf diese Weise erreichen wir mit unseren Mitteln einen Multiplikator-Effekt. Wir wollen also partnerschaftlich und effizient mit anderen zusammenarbeiten und nicht das Rad neu erfinden.

Energieeffiziente Öfen in Uganda; Foto: Ali Raza Rizvi

Vielen Dank für das Interview!

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