Urban Lab in Buenos Aires: Vorbild für nachhaltige Stadtentwicklung

Im Jahr 2021 startete das IKI-Projekt „Transformative Urban Coalitions“ ein Urban Lab im Barrio 20 ein, einer informellen Siedlung in Buenos Aires. Der partizipative Ansatz zeigt, wie sich Klimaschutz und Stadtentwicklung verbinden lassen.
Das Barrio 20 ist 37 Hektar groß und beherbergt fast 13.750 Familien, die in etwas mehr als 12.500 Häusern leben. Im Jahr 2016 initiierte die Stadt einen sozialen und städtischen Integrationsprozess mit aktiver Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner. Der vom Institut für Wohnungswesen der Stadt Buenos Aires koordinierte integrierte Prozess (Proyecto Integral de Re-Urbanización, PIRU) konzentriert sich auf Wohnraum, Dienstleistungen und Infrastruktur sowie die Wertschätzung der Bewohnerinnen und Bewohner.
Städtische Ungleichheiten und Klimagerechtigkeit berücksichtigen
Aufbauend auf diesen laufenden partizipativen Prozess zielt das Urban Lab darauf ab, Klimaschutz und Modernisierung miteinander zu verbinden und gleichzeitig städtische Ungleichheiten und Klimagerechtigkeit zu thematisieren. Das Lab besteht aus regelmäßigen Zusammenkünften verschiedenster Interessengruppen, die zusammenarbeiten und Wissen austauschen, um gemeinsam Lösungen für die anstehenden Herausforderungen zu entwickeln. Die Mitglieder des Labs haben gemeinsam beschlossen, ihre Initiativen von der Gemeinschaft umsetzen zu lassen. Dieser Ansatz stärkte nicht nur die Verbindungen zwischen den verschiedenen Gruppen, sondern ermöglichte es auch den Nachbarschaftsorganisationen und lokalen Arbeitsgemeinschaften, ihre Aufgaben zu professionalisieren und Beschäftigungsmöglichkeiten im Barrio 20 zu schaffen.
Mit Unterstützung von IIED América Latina wurden seit 2022 verschiedene lokale Maßnahmen geplant und verwirklicht. Diese umfassten räumliche Veränderungen, Bewusstseinsbildung und Datengenerierung. Konkret handelt es sich um die Umsetzung naturnaher Lösungen wie vertikale Gärten oder Pergolen, Citizen Science zur Einrichtung eines Monitoringsystems für Temperatur und Feuchtigkeit und verschiedene Sensibilisierungsmaßnahmen. Neben Schulungen, Workshops und der Unterstützung der Entwicklung des „Umweltgedächtnisarchivs“ von Barrio 20 gehören dazu auch Klimaschutz-Wandmalereien an strategischen Orten, die für die Gemeinschaft relevante Themen aufgreifen. Darüber hinaus wurde ein Umweltparcours entwickelt, der auf positive Veränderungen hinweisen soll. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden durch eine Reihe von Austausformaten Schulungsmaterialien bekannt gemacht und multipliziert.
Die Erfolgsgeschichte von Barrio 20 teilen
Der Wandel im Barrio 20 hat weltweit Aufmerksamkeit erregt und zur Verleihung mehrerer internationaler Preise geführt, darunter die Local Adaptation Champions Awards des Global Center on Adaptation, die während der Weltklimakonferenz 2024 (COP29) verliehen wurden.
Die Mitglieder des Urban Lab präsentierten ihre Ergebnisse und Erfahrungen zudem auf internationalen Konferenzen wie dem elften World Urban Forum vor.

Lessons Learned für die Beschleunigung des urbanen Wandels
Die Prozesse, Herausforderungen und Erfolge des Urban Labs wurden seit seiner Gründung unter der Leitung der TUC-Partner United Nations University’s Institute for Environment and Human Security (UNU-EHS) und der Forschungseinrichtung IDOS erfasst. Ziel ist es, Schlussfolgerungen über die Voraussetzungen und das Potenzial partizipativer Prozesse zu ziehen und Erkenntnisse für weitere Schritte im Urban Lab, aber auch für eine Ausweitung zu gewinnen.
Das Urban Lab in der Barrio 20 liefert drei wertvolle Erkenntnisse für die Fortführung laufender Aktivitäten, die Beschleunigung umfassenderer Veränderungen und die Ausrichtung ähnlicher Bemühungen an anderen Orten:
Integraton von Klimaschutzmassnahmen in bestehende partizipative Prozesse
Das Urban Lab im Barrio 20 kam relativ schnell in Gang, indem es sich bereits bestehende Strukturen und politische Unterstützung für partizipative Entscheidungsprozesse zunutze machte, die Zusammenarbeit förderte und Flexibilität bewahrte, insbesondere angesichts unterschiedlicher Perspektiven. Die Nutzung des laufenden PIRU-Programms erleichterte die Einführung einer Klimaschutzperspektive.
Veränderung von Denken und Regierungsansätzen
Das transformative Potenzial der Integration von Klimaschutz und Stadtentwicklung, insbesondere in informellen Siedlungen wie dem Barrio 20, hängt von der Verankerung der Klima-Agenda und der Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses ab, das in den lokalen Prioritäten verwurzelt ist. Die Veränderung von Denkweisen und Governance-Ansätzen in Bezug auf den Klimawandel erfordert die Anerkennung und Überbrückung unterschiedlicher Wissenstypen und Erfahrungen sowie die Förderung eines Bewusstseins für die Vorteile, die für die Gemeinschaft von Bedeutung sind.
Nachhaltigkeit und Skalierung von Transformationsprozessen und -ergebnissen
Bemühungen um die Initiierung, Aufrechterhaltung und Ausweitung der Transformation müssen die vielschichtige und aufwändige Natur der Beteiligung anerkennen und angehen, neue Kapazitäten und Führungspersönlichkeiten kultivieren und politische Reformen mit systemischer Wirkung fördern. Die Sicherstellung eines finanziellen Ausgleichs für die Gemeinschaft und die Begleitung von Veränderungen in der Verwaltung sind zentrale Punkte, um die langfristige Nachhaltigkeit dieser Initiativen zu gewährleisten. Die Weitergabe von Erfolgen und der Weg dorthin, auch durch die Labormitglieder selbst, ist ebenfalls wichtig, um ähnliche Veränderungen andernorts zu fördern.
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10 Jahre nachhaltige Stadtentwicklung in der IKI
Das Thema ist seit 2015 ein bereichsübergreifender Schwerpunkt des Förderprogramms.