29.10.2024

Traditionelles Wissen und Naturschutz als Inspiration für den lokalen Meeresschutz im Korallendreieck

Zwei Frauen sitzen in einem Boot und reparieren es.

Seegrasforschung zum Mitmachen in Timor-Leste führt zur Einrichtung eines gemeinschaftlich verwalteten Meeresgebietes, das traditionellen Systemen unterliegt.

Seegraswiesen sind eines der am weitesten verbreiteten Meeresökosysteme der Erde. Sie schützen die Küsten vor Stürmen, sind wichtige Aufzucht- und Futterplätze für Fische und binden schätzungsweise bis zu 35 Mal schneller Kohlenstoff als tropische Regenwälder. Seegras bildet zudem die Grundlage für die Fischerei, von der mehrere hundert Millionen Menschen auf der ganzen Welt leben. Dennoch werden diese außergewöhnlichen Lebensräume in der Meerespolitik oft übersehen.

Seegraswiesen sind von besonderem wirtschaftlichem, ökologischem und sozialem Wert im Korallendreieck, dem vielfältigsten und biologisch komplexesten Meeresökosystem der Erde. Im Herzen des Dreiecks befindet sich Timor-Leste, eines der jüngsten Länder in Asien. Die Seegraswiesen von Timor-Leste sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und bieten Nahrung und einen wichtigen Lebensraum für bedrohte Arten wie die Grüne Meeresschildkröte und den Dugong. 

Das von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) finanzierte Projekt „Seagrass Ecosystem Services“ (SES) in Timor-Leste ist Teil einer umfassenderen regionalen Initiative zum Füllen von Wissenslücken und zur Integration von Seegras in die Meeresbewirtschaftung, die seit 2019 vom CMS-Büro in Abu Dhabi im Rahmen der Dugong-Absichtserklärung umgesetzt wird. Es gilt für sechs Länder in der Region Asien, wobei Blue Ventures Timor-Leste der lokale Partner in Timor-Leste ist.

Da nur wenige Daten über Seegras in Timor-Leste vorliegen, arbeitete das Projekt mit der Hera-Gemeinschaft als Hüter einer von diesem Lebensraum geprägten Meereslandschaft zusammen. Die Gemeinschaft ist in hohem Maße von der Kleinfischerei abhängig, die wie viele andere auf der Welt mit erheblichen Gefahren für die Gesundheit des Ökosystems konfrontiert ist. Im Rahmen des Projekts wurde der Zustand der lokalen Seegrasökosysteme untersucht und die von ihnen erbrachten Ökosystemleistungen ausgewertet.

Durch die Kombination eines gemeinschaftsbasierten Lösungsansatzes mit neuen Methoden der Seegrasforschung konnte das Projekt sich auch den Enthusiasmus für Aktionen zunutze machen, indem es Daten und Feedback-Sitzungen zum Mitmachen errichtete und so den Wert der Kombination von traditionellem Wissen mit modernen Schutzmethoden hervorhob.

Gruppenbild Teilnehmende Hera-LLMA-Workshop
Fischer, Sammler, lokale Führungskräfte und Blue-Venture-Mitarbeitende auf dem Hera-LMMA-Workshop (Juni 2024).

Das Projekt hat vor kurzem einen wichtigen Meilenstein erreicht: Es wurde vereinbart, ein neues lokal verwaltetes Meeresgebiet (LMMA - locally managed marine area) zum Schutz von 1.100 Hektar kritischer Fischereilebensräume, einschließlich Seegraswiesen, Korallenriffen und Mangroven, einzurichten. Im Rahmen eines integrierten Bewirtschaftungsplanes hat die Gemeinschaft entschieden, welche Fischereimethoden und andere Maßnahmen innerhalb der LMMA-Grenzen stattfinden dürfen und welche nicht.

Zwei Männer geben sich die Hand. Ein Mann hält in der einen Hand noch den SES-Bewertungsbericht.
Nelson M.S. Amaral (Leiter des Fischereiprogramms) von Blue Ventures bei der Übergabe des SES-Bewertungsberichts an Hera Xefi de Suco Antoninho Marcos da Silva

Die Ergebnisse des SES-Projekts waren für die Gestaltung des LMMA von entscheidender Bedeutung, da sie sicherstellten, dass die Entscheidungen auf Fakten basierten und den aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen der Gemeinschaft entsprachen.

Eine Gruppe von Menschen kniet um eine Karte und bespricht etwas.
Interessenvertreterinnen und -vertreter in Hera und Dedy Martins von Blue Ventures (Naturschutzkoordinator) bei der Kartierung der Tara-Bandu-Bewirtschaftungszonen (Hera - Juni 2024).

Die Hera-Gemeinschaft stimmte dafür, das LMMA mit Hilfe von Tara Bandu, einem traditionellen System aus Regeln und Gesetzen, zu verwalten, das von den timoresischen Gemeinschaften seit langem für den Umgang mit natürlichen Ressourcen genutzt wird. Dieser Lösungsansatz ließ in der Gemeinschaft ein starkes Verantwortungsgefühl entstehen, das die Naturschutzbemühungen mit timoresischen Werten und nachhaltigen Methoden in Einklang bringt.

Zusätzlich zu einer 274 Hektar großen Schonzone, in der kein Fischfang erlaubt ist, wird das LMMA ein 1.100 Hektar großes nachhaltiges Fischereigebiet umfassen, in dem die Bedürfnisse des Naturschutzes und der Gemeinschaft aufeinander abgestimmt werden. Die Einrichtung einer aus Frauen bestehenden Fischereiüberwachungsgruppe wird die Wirkungen des Fünfjahres-Bewirtschaftungsplanes beobachten und die aktive Beteiligung von Frauen an Beschlussfassungen fördern, die in Timor-Leste traditionell von Männern dominiert werden.

Während Timor-Leste seine nationale Meeresbewirtschaftungspolitik weiterentwickelt, ist das LMMA in Hera ein Beweis für das Potenzial von Initiativen unter lokaler Führung, die zu umfassenderen nationalen Naturschutzzielen beitragen und gleichzeitig das kulturelle Erbe bewahren und die Resilienz der Küstengemeinden stärken. Das LMMA in Hera ist ein überzeugendes Beispiel dafür, wie ein auf die Gemeinschaft ausgerichteter Naturschutz in Timor-Leste wirksam und nachhaltig umgesetzt werden kann.

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