04.11.2024

Studienreise zu grüner Schifffahrt in Norddeutschland

Eine Gruppe von etwa 25 Menschen steht vor einem weißen Container mit der Aufschrift „E-FUELS Methanisierungsanlage.“ Sie tragen wetterfeste Kleidung und halten Stofftaschen. Einige lächeln, während sie in die Kamera schauen.
Die kenianische und südafrikanische Delegation besichtigt eine E-Fuels-Pilotanlage.

An der Hamburg Sustainability Conference und der Welthafenkonferenz des Welthafenverbands (IAPH) in Hamburg nahmen auch Delegationen aus Kenia und Südafrika teil. Die Konferenzen und eine anschließende Studienreise boten den Teilnehmenden die Möglichkeit, Kontakte zu Initiativen für eine umweltfreundliche „grüne“ Schifffahrt (Green Shipping) in Norddeutschland zu knüpfen. Die Studienreise wurde durch den von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) geförderten PtX-Hub ermöglicht.

Die Regierungsvertreterinnen und -vertreter aus Kenia und Südafrika erhielten während einer einwöchigen Studienreise einen Einblick aus erster Hand über die Fortschritte bei der Technologie für eine grüne Schifffahrt, die Produktion von Wasserstoff und einem nachhaltigen Hafenbetrieb in Deutschland. Von den Diskussionen auf der Nachhaltigkeitskonferenz und der Welthafenkonferenz bis zu den technischen Besichtigungen vor Ort – bei allem wurde deutlich, dass der maritime Sektor sich der Herausforderung der Defossilierung stellt. Ebenso deutlich wurde aber auch, dass es noch viele Herausforderungen gibt, die so schnell wie möglich angegangen werden müssen.

Start auf der Hamburg Sustainability Conference

Ein Podium mit fünf Teilnehmenden sitzt auf der Bühne während einer Konferenzveranstaltung, die vom International PtX Hub organisiert wird. Im Hintergrund steht ein Banner mit der Aufschrift „Katalysierung der Defossilisierung weltweit“. Ein Mann ganz rechts spricht ins Mikrofon, während die anderen aufmerksam zuhören.
Podiumsteilnehmende diskutieren Ambitionen und Herausforderungen für die grüne Schifffahrt beim Side Event zur Hamburger Nachhaltigkeitskonferenz.

Die Studienreise begann auf der Hamburger Nachhaltigkeitskonferenz. Rund 30 Delegierte aus Kenia und Südafrika nahmen an der ersten Ausgabe der hochrangigen Konferenz teil, die vom deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz eröffnet wurde. Die Konferenz befasste sich mit kritischen globalen Nachhaltigkeitsthemen wie nachhaltige Schiff- und Luftfahrt, Biodiversität und Jugendbeschäftigung.

Im offiziellen Side Event des Internationalen PtX-Hubs wurde das Thema der Woche – der nachhaltige Seeverkehr – näher beleuchtet. So ging man dort unter anderem auf Chancen, Herausforderungen und bestehende Lösungsansätze wie den H2Global-Mechanismus für den Übergang zu einer nachhaltigen Schifffahrt ein. Die hochrangigen Rednerinnen und Redner und Diskussionsteilnehmenden betonten, wie notwendig gemeinsame Ambitionen, technologische Fortschritte und eine engere Zusammenarbeit seien, um die Defossilierung eines Sektors wie der Schifffahrt zu ermöglichen.

Grüne Schifffahrt und grüner Wasserstoff

Blick aus einem Boot auf zwei große Frachtschiffe, ein Evergreen-Schiff links und ein Maersk-Schiff rechts, die im Hafen liegen. Eine rote Flagge mit einem weißen Emblem weht am Bug des Bootes, während im Hintergrund Hafenkräne zu sehen sind.
Containerschiffe von Evergreen und Maersk werden im Hamburger Hafen beladen.

Auf einer Bootstour wurden den Delegierten anschließend der Hamburger Hafen und seine grünen Ambitionen vorgestellt. Die Besichtigung, an der auch Arsenio Dominguez, der Generalsekretär der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen, teilnahm, wurde von der Hamburger Hafenbehörde geleitet. Drei Kreuzfahrtterminals, die 270 Schiffe und eine Million Reisende pro Jahr aufnehmen, werden bereits mit Strom vom Festland versorgt. Dies ist ein entscheidender Schritt, da Kreuzfahrtschiffe 15 Megawatt und Containerschiffe rund fünf Megawatt Energie benötigen.

Am nächsten Tag empfing GP JOULE, ein Unternehmen, das 300 Meter von der Nordsee entfernt Pionierarbeit in der Wertschöpfungskette für grünen Wasserstoff leistet, die Delegationen. Fünf in Windparks integrierte Elektrolyseure produzieren bereits grünen Wasserstoff und versorgen lokale Busse und Lastwagen. Ziel ist es, ein regionales Ökosystem in Nordfriesland aufzubauen, das sich in den letzten Jahren vor allem aufgrund der Entwicklung erneuerbarer Energien zu einer der vielversprechendsten Regionen Deutschlands entwickelt hat.

Auch auf der Welthafenkonferenz war die grüne Schifffahrt ein viel diskutiertes Thema. An der Podiumsdiskussion des PtX-Hubs tauschten unter anderem Vertreterinnen und Vertreter der Regierungen und der Hafenbehörden aus Kenia, Südafrika und Indien ihre Perspektiven aus. Einigkeit herrschte darüber, dass es klarer politischer Leitlinien, gesetzlicher Rahmenbedingungen und marktwirtschaftlicher Instrumente bedarf. Der Schlüssel zum Erfolg wird jedoch die effektive Zusammenarbeit zwischen den Stakeholdern auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene sein.

Der Besuch endet in Bremerhaven

Eine Gruppe von Menschen hört aufmerksam einem Mann zu, der in einem Labor eine Erklärung zu einem Poster gibt. Der Mann zeigt auf das Poster, während im Hintergrund verschiedene Laborausrüstungen und eine Uhr zu sehen sind.
Der Delegation wurde der neueste Stand der Forschung im Bereich umweltfreundlicher Schiffskraftstoffe vorgestellt.

Später in der Woche besuchten die südafrikanische und die kenianische Delegation das Elektrolyseur-Testfeld des Wasserstofflabors Bremerhaven des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme. Auf der anderen Seite des Hafens stellte das Technologietransferzentrum ttz Bremerhaven sein Labor und seinen Elektrolyseur vor. Hier repräsentiert insbesondere MariSynFuel, eine große Demonstrationsanlage für E-Methanol, die grünen Schiffskraftstoff unter Verwendung von erneuerbarem Kohlenstoff aus einer nahe gelegenen Biogasanlage herstellt, ein großartiges Beispiel für die regionale Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Forschungs- und Wirtschaftseinrichtungen.

Abschließend besuchten die Delegationen den Containerterminal in Bremerhaven, einen der größten in Europa. Die Europort-Gruppe, die in Bremerhaven drei Terminals betreibt, stellte einige ihrer Visionen für die Dekarbonisierung des Hafenbetriebs vor. Der Tag schloss mit einem Besuch beim Start-up-Unternehmen Green Fuels GmbH ab, das kurz davor steht, den Bau einer kommerziellen Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff und einer Tankstelle für grünen Wasserstoff in der Nähe des Hafens abzuschließen.

Die einwöchige Delegationsreise bot eine unschätzbare Gelegenheit zum Wissensaustausch und zum Kapazitätsaufbau, um den Übergang zu einer nachhaltigen Schifffahrt zu beschleunigen. Nachhaltige Schiffskraftstoffe, landseitige Elektrifizierung und grüner Wasserstoff gehören zu den entscheidenden Lösungsansätzen, die den Übergang vorantreiben werden, aber ihr Erfolg wird von einer wirksamen Politik, Regulierung und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit abhängen. Wie der Besuch verdeutlicht hat, zeigt die regionale Zusammenarbeit – sei es durch Projekte wie MariSynFuel oder Innovationen im Hafenmanagement – das Potenzial für grüne Korridore und koordinierte Bemühungen, diese Lösungsansätze auf die globale Ebene auszuweiten. Die Reise zu einer klimaneutralen Schifffahrt hat begonnen, und weitere internationale Partnerschaften werden der Schlüssel dafür sein, die ambitionierten Ziele für das Jahr 2050 zu realisieren.

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