Soziale Akzeptanz von großen Energieprojekten in Chile

Ein Bewertungsindex für die soziale Akzeptanz von großen erneuerbaren Energieprojekten soll in Chile helfen, die wichtigsten Erwartungen der Zivilgesellschaft zu berücksichtigen.
Im Januar 2018 stellten das chilenische Energieministerium und der Verband für erneuerbare Energien ACERA eine Methode zur Bewertung der sozialen Akzeptanz von großen Energieprojekten im Rahmen eines Seminars in Santiago de Chile vor. Über 90 Vertreter aus Politik, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft nahmen an der Veranstaltung teil, die im Rahmen eines von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumweltministeriums (BMUB) geförderten Projektes zur Förderung der Solarenergienutzung in Chile organisiert wurde.
Chile erlebt seit 2014 einen dynamischen Zubau an erneuerbaren Energien, die mittlerweile mehr als 20% der installierten Erzeugerkapazität ausmachen. Dabei handelt es sich bisher überwiegend um große Solar- und Windanlagen. Die Umsetzung solcher Projekte erfordert nicht nur eine verbesserte Raumplanung, sondern auch den Nachweis der Akzeptanz der -direkt oder indirekt- betroffenen Kommunen. Dabei muss vor allem eruiert werden, wie die Akzeptanz bei den betroffenen Bevölkerungsgruppen gefördert werden kann, welche Elemente beachtet werden müssen und ab wann der Prozess der Einbindung der Bevölkerung beginnen muss.
Im Rahmen der Veranstaltung erläuterte Jimena Jara, Staatssekretärin des Energieministeriums, die vom Ministerium erarbeiteten Standards zur Einbeziehung der Bevölkerung, welche bereits bei 50 Energieprojekten Anwendung fanden. Die Standards, wie auch die chilenische Energiepolitik bis 2050 und die Politikrichtlinie zur nachhaltigen lokalen Entwicklung berücksichtigen dabei auch die indigene Bevölkerung Chiles.
Das Energieministerium betont, dass die Erreichung der gestellten Klimaziele durch den Ausbau der erneuerbaren Energien und den weiteren Netzausbau nur in Übereinkunft mit der betroffenen Zivilgesellschaft erfolgen kann. Mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH hat die Abteilung für Dialog und Zivilgesellschaft des Ministeriums deshalb gemeinsam mit der Firma Pullen & Dockendorff einen Bewertungsindex zur Erfassung der sozialen Akzeptanz (IAS) für große Energieprojekte entwickelt.
Bei dem Bewertungsindex handelt es sich um eine Matrix mit vier verschiedenen Dimensionen: Vorschläge der Zivilgesellschaft, Angebote an die Kommunen, Umwelt und die Verbindung zwischen den Beteiligten. „Ziel dieses Index ist, definieren zu können, welches die wichtigsten Erwartungen der betroffenen Bevölkerung sind sowie quantitative Ergebnisse über die Akzeptanz und die positiven Auswirkungen der zukünftigen erneuerbaren Großprojekte zu erhalten“, erläuterte Ana Almonacid, lokale Expertin des GIZ-Energieprogramms.
Alle Energieprojekte seien sensibel bezüglich der Akzeptanz durch die Bevölkerung, das gelte auch für große erneuerbare Energieprojekte. Die Einbindung der Bevölkerung als entscheidenden Teil der Projektentwicklung zu betrachten, sei daher umso wichtiger. „Wenn Zweifel frühzeitig ernst genommen werden, gemeinsam versucht wird diese zu lösen, Informationen zeitnah weitergegeben werden und aufgezeigt werden kann wie gut diese neuen Technologien an anderen Orten funktionieren, dann kann eine Vertrauensbasis zwischen den Firmen und den Kommunen geschaffen werden“, hebt Claudio Bustamante, stellvertretender Direktor der chilenischen Agentur für Nachhaltigkeit und Klimawandel hervor.
Der Bewertungsindex, der im Zusammenhang mit der Umsetzung großer erneuerbarer Energieprojekte in Chile entwickelt wurde, ist auf andere Länder übertragbar und stößt bereits in Mexiko, Peru und Bolivien auf Interesse.
Die Präsentationen des Seminars sind öffentlich zugänglich auf www.4echile.cl
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