29.09.2021

Sei die Veränderung

Kongress
Das IKI-Projekt hat gezeigt, dass Einwohner und Interessengruppen die lokale Klimaplanung und -umsetzung vorantreiben können - und sollten. Foto: ICLEI – Local Governments for Sustainability

Wie Städte in Südostasien mit IKI-Unterstützung bürgerschaftliches Engagement für den Klimaschutz neu interpretieren.

Es gibt keine einfache Lösung für die Klimakrise. Klimaschutz ist ein iterativer Prozess der Kommunikation, Kooperation, Selbstbewertung und des Lernens. Im Sinne einer aufgeschlossenen Erkundung sollen so lokale Lösungen gefunden werden. Es erfordert konsequente Bemühungen, um diesen Prozess voranzutreiben, denn die großen Städte können sich bei der Sicherung einer nachhaltigen Zukunft nicht auf dem bisher Erreichten ausruhen. 

Das von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) finanzierte Projekt „Ambitious City Promises“ (ACP) warb dafür, dass Bürgerinnen und Bürger, lokale Interessengruppen und Behörden gemeinsam Klimaschutzmaßnahmen vor Ort planen und umsetzen sollten. Der Name „Ambitious City Promises“ (ACP) beschreibt die Ergebnisse ambitionierter Klimaschutzpläne als kollaborative „Stadtversprechen“, inspiriert durch das „Versprechen von Seoul“, das die Regierung der Metropolregion Seoul veröffentlicht hatte.

Viereinhalb Jahre lang verbreitete der Verband ICLEI den Ansatz von Seoul in Südostasien und unterstützte Projektstädte in Indonesien, auf den Philippinen und in Vietnam dabei, gemeinsam mit ihren Bürgerinnen und Bürgern Visionen für Inklusivität und mutiges Handeln zu entwickeln. „ICLEI – Local Governments for Sustainability“ ist ein weltweiter Verband von Städten, Gemeinden und Landkreisen für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung. Die Theorie vom Wandel stützte sich auf drei Hauptsäulen: die Befähigung von Bürgerinnen und Bürgern, einen vereinfachten Austausch zwischen den einzelnen Städten und inklusive Klimaschutzversprechen. So gaben die Städte Jakarta, Pasig City und Hanoi im Rahmen des Projekts jeweils ein Stadtversprechen ab. Dieses Versprechen umfasste Demonstrationsprojekte, Plattformen für die Einbindung von Interessengruppen sowie Erfahrungsberichte über Engagement an der Basis als Konzeptnachweise. Lesen Sie den vollständigen Bericht und erfahren Sie mehr über die jeweiligen Ansätze dieser Städte.

Die Notwendigkeit ambitionierter Klimaschutzmaßnahmen in Südostasien

Die Städte Südostasiens sind nicht nur mit den Herausforderungen einer rasanten Urbanisierung konfrontiert. Sie sind auch besonders anfällig für die Bedrohungen durch den Klimawandel. Vor dem Hintergrund dieser parallelen Herausforderungen kommt dem Engagement und der Befähigung der Bürgerinnen und Bürger eine noch größere Bedeutung zu, wenn es darum geht, Klimaschutzmaßnahmen mitzugestalten, die Emissionen reduzieren und nachhaltige Gemeinschaften fördern.

Jede der ACP-Mitgliedstädte hat ihre eigene Geschichte und Motivation, an dem Projekt teilzunehmen. Viele befinden sich in tief gelegenen Gebieten, die vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind. Einige Städte wollen ihre Ansätze für die Abfallbewirtschaftung neu überdenken, andere konzentrieren sich auf die Eindämmung der Luftverschmutzung. Letztendlich streben alle eine nachhaltige Zukunft an, indem sie das Tempo ihrer Klimaschutzmaßnahmen beschleunigen und zu den entsprechenden nationalen und globalen Klimazielen beitragen. 

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Indonesien: Jakarta, Bekasi, Tangerang

Jabodetabek, die größte Metropolregion in Südostasien und die zweitbevölkerungsreichste der Welt, umfasst die indonesische Hauptstadt DKI Jakarta und die beiden Satellitenstädte Bekasi und Tangerang. Jakarta, Heimat von 31 Millionen Menschen – Tendenz steigend –, sinkt und wächst zugleich, und wird dabei zunehmend anfälliger für Überschwemmungen. Indes erzeugt die Stadt so viele Abfälle, dass die Mülldeponie in Bekasi bis zur Kapazitätsgrenze ausgelastet ist. Die zunehmende Produktionstätigkeit in Tangerang und das Wirtschaftswachstum in ganz Indonesien führen dazu, dass Jabodetabek die Anreize in seinem Bestreben, einen emissionsarmen Entwicklungspfad zu entwickeln, vorsichtig abwägen muss. Angesichts dieser Herausforderungen konzentriert sich Jakarta darauf, seine Bevölkerung auf sinnvolle Weise zu erreichen, um das Bewusstsein für die Klimakrise zu schärfen und die Bürgerinnen und Bürger darüber zu informieren, was sie zum Schutz der Umwelt tun können. Lesen Sie mehr darüber, wie sich die religiösen Führerinnen und Führer in Jakarta zusammengeschlossen haben, um ihre Gemeinden für den Klimaschutz zu gewinnen.

Die Philippinen: Pasig, Marikina, Parañaque

Diese drei Städte in der Metropolregion Manila – kurz auch Metro Manila genannt – arbeiten als Teil der 16 Städte umfassenden nationalen Hauptstadtregion oft zusammen. Metro Manila ist ebenso dicht besiedelt wie Mumbai und so anfällig für tropische Stürme wie New Orleans, weist aber ein vergleichsweise bescheidenes Emissionsprofil auf. Die Philippinen sehen in der Minderung von Emissionen einen Weg zur Anpassung, und Pasig City hat seine Kommunalverwaltungen dazu veranlasst, neue Ansätze zur Einbindung verschiedener Interessengruppen zu entwickeln. Marikina (ein Zentrum des produzierenden Gewerbes) und Parañaque bemühen sich insbesondere um die Integration innovativer Verfahren in die Abfallbewirtschaftung und Stadtbegrünung.

Für Pasig City ist „Business-as-usual“ keine Option mehr. Lesen Sie mehr über die ehrgeizigen Ziele, die im Versprechen von Pasig festgelegt sind.

Vietnam: Hanoi, Soc Son, Son Tay

Die vietnamesische Hauptstadt Hanoi ist ein Beispiel für die Herausforderung, ein Gleichgewicht zwischen rasanter Urbanisierung und emissionsarmer Entwicklung zu finden. Luftverschmutzung hat in einer Stadt, in der es fast so viele Motorräder wie Menschen gibt, oberste Priorität. Hinzu kommen traditionelle Methoden des Kochens und der Entsorgung von Pflanzenabfällen, bei denen Asche in die Luft ausgestoßen wird. Das Volkskomitee von Hanoi schloss sich dem ACP-Projekt an, um seine bereits bestehenden Aktionsrahmen zu überarbeiten. Das Ziel war, gemeinsam Methoden und Strategien zur Reduzierung von Emissionen zu entwickeln, die sich in der ausufernden Hauptstadt umsetzen lassen. Im Gegensatz zu anderen südostasiatischen Städten im ACP-Projekt, deren Entwicklung eher auf institutionellen Regelungen beruht, umfasst Hanoi die ländlichen Bezirke Soc Son und Son Tai. Diese wurden 2008 im Zuge der Erweiterung der Stadtgrenzen von Hanoi annektiert.

Lesen Sie, wie Hanoi sein Ziel der Vervierfachung von Grünflächen durch die gemeinsame Gestaltung öffentlicher Räume mit lokalen Gemeinschaften erreichen will.

Eine neue Theorie des Wandels, der Versprechen und der Befähigung

Sowohl der Prozess der Formulierung einer lokal spezifischen Klimaschutzpolitik als auch die Theorie des Engagements zeichnen dieses Projekt aus. Der kollegiale Austausch war fester Bestandteil des Projektdesigns, und so konnte ACP die Klimaschutzstrategie der Regierung der Metropolregion Seoul – ein gemeinsam erarbeitetes „Stadtversprechen" – in Südostasien verbreiten. Die Regierung der Metropolregion Seoul (SMG, Seoul Metropolitan Government) entwickelte 2015 die Klimaschutzstrategie „City Promise“ – Stadtversprechen – um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens für lokale Regierungen zu aktualisieren. Seoul hat es geschafft, die nationalen Emissionsreduktionsziele Südkoreas zu übertreffen, und ist gegenüber anderen Städten Südkoreas führend in seinem Bestreben, bis 2050 klimaneutral zu werden.

ACP versuchte, die Idee eines „Versprechens", das eine andere Beziehung zur Festlegung von Zielen beinhaltet, auch auf andere Städte zu übertragen. Das Projekt beruhte auf dem folgenden Grundgedanken: Wenn es gelänge, die verschiedenen Interessengruppen über einen Prozess zur Formulierung von Stadtversprechen einzubinden (statt sie nachträglich an Projekten zu beteiligen), würden die Zusicherungen zum Klimaschutz die täglichen Realitäten, Motivationen und Fähigkeiten der Bürgerinnen und Bürger besser widerspiegeln und ein neues Gefühl der kollektiven Verantwortung schaffen. Diese Methode ist keineswegs ein Patentrezept, aber sie befähigt und motiviert die Beteiligten, Visionen für den Klimaschutz in ihren Gemeinschaften weiterzugeben.

Im Rahmen des Projekts wurde die Erfahrung gewonnen, wie Bildung und Verhaltensänderung den Wissensaustausch aus unkonventionellen Quellen anregen können. Durch eine Reihe von gemeinschaftlichen Aktivitäten lernten die Stadtverwaltungen der Projektstädte von ihren Bürgerinnen und Bürgern, nationalen und internationalen Kolleginnen und Kollegen und vor allem voneinander. Ob es sich um Expertentreffen mit der SMG, gemeinsame Treffen von Modellstädten, eine Studienreise nach Europa, Besuche bei nationalen Kolleginnen und Kollegen oder öffentliche Konsultationsrunden handelte, jede Stadt hatte die Möglichkeit, von den anderen Projektmitgliedern zu lernen und einen Beitrag zu leisten. Indem sie die Tür zu ihren eigenen Gemeinschaften, zu anderen Städten und zu globalen Vordenkerinnen und Vordenkern immer wieder öffneten, waren die Stadtverwaltungen in der Lage, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und umzusetzen, die für ihren jeweiligen Kontext am besten geeignet waren.

Wie geht es weiter?

Die Städte Südostasiens werden ihr rasantes Wachstum weiterhin fortsetzen. Dies erfordert einen integrierten, an den verschiedenen Interessengruppen orientierten und proaktiven Ansatz für die Stadtplanung.

Auf dem ACP-Abschlussworkshop am 25. Juni 2021 kamen die Projektstädte und unterstützenden Partnerinnen und Partner zusammen, um die Ergebnisse des Projekts zu feiern. Eröffnet wurde der Workshop von Dr. Vera Rodenhoff, Vertreterin des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). In ihrer Eröffnungsrede betonte sie, dass die Zusammenarbeit sowohl zwischen den Städten als auch mit den nationalen Ministerien entscheidend für den Klimaschutz sei. Rodenhoff verwies auf die starke Unterstützung durch lokale politische Partnerinnen und Partner und die langjährige, erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem BMU und seinen Partnerinnen und Partnern in Indonesien, auf den Philippinen und in Vietnam.

Der Generalsekretär des ICLEI, Gino Van Begin, teilte im Rahmen der feierlichen Übergabe des Versprechens jeder Stadt seine Vision des Projekts. „Ich glaube, dass unsere Städte gut gerüstet sind, um ihre Verpflichtungen zu erfüllen, und dass sie einen wichtigen Beitrag zum weltweiten Streben nach Klimaneutralität leisten werden. Wir hoffen, dass die Städte, die heute Teil von uns sind, anderen lokalen und regionalen Regierungen in ganz Südostasien und auch weltweit Mut machen werden", sagte er.

Obwohl das ACP-Projekt offiziell abgeschlossen ist, stellt das starke Engagement aller Partnerinnen und Partner sicher, dass ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen weiterhin ganz oben auf der Agenda der lokalen und nationalen Regierungen in Südostasien stehen werden.

Dieser Beitrag wurde zuerst auf "City Talk: A blog by ICLEI" veröffentlicht

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