Schutz gefährdeter Wertschöpfungsketten in der Covid-19-Pandemie

Im Zeitraum von 2020 bis 2022 soll die Rebuild Facility sicherstellen, dass 100.000 Hektar Land nachhaltig bewirtschaftet werden.
Die Rebuild Facility ist eine rückzahlbare Zuschussfazilität, die ökologisch nachhaltig wirtschaftende Kakao- und Kaffeeerzeugerinnen und -erzeuger in Ost- und Westafrika unterstützt.
Die im Rahmen der Fazilität gewährten Zuschüsse werden als zinsloses Betriebskapital für den Kauf von Kaffee und Kakao verwendet. Sobald der Kaffee oder Kakao an die Endabnehmer weiterverkauft ist, wird der Zuschuss von den Empfängerunternehmen zurückgezahlt.
Die Fazilität soll gefährdete Wertschöpfungsketten sowie Kleinbäuerinnen und Kleinbauern schützen, deren Lebensgrundlagen durch die Covid-19-Pandemie beeinträchtigt werden; sie wird von Regeneration, einem Joint Venture zwischen Palladium und SYSTEMIQ, mit einer Anschubfinanzierung durch das Bundesumweltministerium bereitgestellt.
Im Rahmen ihrer Zielvorgaben für den Zeitraum 2020 bis 2022 soll die Fazilität sicherstellen, dass 100.000 Hektar Land nachhaltig bewirtschaftet werden. Weiter soll sie die Lebensgrundlagen von 10.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern schützen und 14 Millionen Euro an privaten Finanzmitteln für Investitionen in die nachhaltige Kaffee- und Kakaoerzeugung mobilisieren.
Kaffee- und Kakaoerzeugung kann sich nachteilig auf die Umwelt auswirken
Die hochwertigen Wertschöpfungsketten für Kakao und Kaffee in West- und Ostafrika sind auf Landschaften in den tropischen und subtropischen Waldgürteln zurückzuführen. Die Wälder in diesen Landschaften absorbieren Kohlenstoff aus der Atmosphäre und tragen zur Stabilisierung des Klimas in der Region bei. Durch die Abholzung der Wälder wird Kohlenstoff in die Atmosphäre freigesetzt, was das Klima und die biologische Vielfalt in der Region bedroht. Dies wiederum verringert die Widerstandsfähigkeit der Region gegenüber dem Klimawandel und beeinträchtigt die Existenzgrundlage der Landwirte.
Die rückzahlbaren Zuschüsse der Wiederaufbaufazilität tragen zum Schutz dieser wertvollen Wälder bei, indem sie lokale Unternehmen unterstützen, die in eine nachhaltige Produktion investieren, und einen wirtschaftlichen Anreiz zum Schutz und zur Wiederherstellung der Wälder bieten.
Die Rodung von Land für Kakao- und Kaffeeplantagen ist die Hauptursache für die Entwaldung in Afrika. In Côte d‘Ivoire lassen sich mehr als 80 Prozent der Waldverluste auf die Kakaoerzeugung zurückführen. Die Entwaldung wird häufig von Landwirtinnen und Landwirten vorangetrieben, die ihre Anbauflächen erweitern, um ihr Einkommen zu sichern oder zu steigern. Dieses Risiko hat sich während der Covid-19-Pandemie erhöht.
Auswirkungen der Pandemie auf die Wertschöpfungsketten für Kaffee und Kakao
Auf der Ebene der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern verzögerten lokale Lockdowns den Ankauf von Bohnen und schränkten die Mobilität der Bäuerinnen und Bauern ein. Auch Kooperativen litten unter landesweiten oder regionalen Lockdowns, die ihre Handelsmöglichkeiten einschränkten. Bei exportierenden Unternehmen führten die globalen Lockdowns zu logistischen Verzögerungen und höheren Betriebskosten, was durch die weltweite Knappheit an Containern noch weiter verschärft wurde. Darüber hinaus litten viele Exporteure unter geminderten Abnahmeverträgen, die von den Käufern nach dem drastischen Einbruch beim Außer-Haus-Konsum von Kaffee- und Kakaoprodukten aufgrund der globalen Lockdowns durchgesetzt wurden.
Schutz der Berggorillas in Uganda
Gorilla Summit, ein ugandisches Unternehmen, das Kaffee produziert, verarbeitet und exportiert, arbeitet mit Bäuerinnen und Bauern in der Nähe des Bwindi-Waldes zusammen. Der Wald gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe, in ihm lebt etwa die Hälfte der weltweiten Population an Berggorillas. Gorilla Summit unterstützt die Bäuerinnen und Bauern dabei, ihren Kaffee so zu produzieren, dass das Land am Rande des Bwindi-Waldes geschützt und wiederhergestellt werden kann. Das Unternehmen hat bei den Bwindi-Bäuerinnen und -Bauern neue, regenerative Anbaumethoden eingeführt, die eine Regenerierung von geschädigten Landflächen im Rahmen der Kaffeeerzeugung unterstützen.
Mit dem Ausbruch der Pandemie sah sich Gorilla Summit mit der Aussicht auf Vertragskündigungen und einem Anstieg der Arbeits- und Logistikkosten konfrontiert. Dank eines rückzahlbaren Zuschusses aus der Fazilität konnte Gorilla Summit weiterhin Kaffee von den Bwindi-Bäuerinnen und -Bauern kaufen und so die Lebensgrundlage von 2.100 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sichern. Gerald Mbabazi, der Geschäftsführer von Gorilla Summit, zur Unterstützung durch die Fazilität:
„Ohne die Unterstützung durch die Fazilität hätte Gorilla Summit den finanziellen Schlag durch die Pandemie nicht überlebt und hätte das Geschäft letztlich aufgeben müssen.”
Durch die Maßnahme werden voraussichtlich 4 000 Hektar Land geschützt und 876 520 Euro an privaten Finanzmitteln mobilisiert. Dadurch wird der weitere Schutz der Ökosysteme am Rande des Bwindi-Waldes gewährleistet.
Das Portfolio der Fazilität
Mit Stand vom Januar 2022 werden aus der Fazilität Finanzmittel für elf Unternehmen in fünf Ländern bereitgestellt. In Ostafrika werden im Rahmen der Fazilität acht aktive Kaffeeprojekte mit einer genehmigten Gesamtfinanzierung in Höhe von 5,6 Millionen Euro unterstützt. In Westafrika sind es drei aktive Kakaoprojekte, die mit einer genehmigten Gesamtfinanzierung in Höhe von 4,5 Millionen Euro durch die Fazilität unterstützt werden. Von den insgesamt 5,3 Millionen Euro, die ausgezahlt wurden, sind bereits 1,9 Millionen Euro zur Reinvestition an die Fazilität zurückgeflossen.
Die Fazilität arbeitet mit einer Vielzahl von Organisationen zusammen. Dazu zählen multinationale Rohstoffhandelsunternehmen, internationale Handelsunternehmen für Kaffee- und Kakaospezialitäten sowie nationale Exporteurinnen und Exporteure mit Sitz im Ursprungsland. Umwelt- und Sozialstandards haben für uns Priorität, und jedes Unternehmen, mit dem die Fazilität zusammenarbeitet, muss die höchsten Umwelt- und Sozialstandards einhalten, einschließlich der Kontrollen gegen Kinderarbeit.
Weitere Informationen finden Sie hier.
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Publikationen zum Projekt
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08/ 2023 | Bildungsmaterialien
Scaling deforestation-free robusta coffee production in Uganda
Englisch (PDF, 11 MB)