22.06.2018

Saat für nachhaltige Bioenergie gestreut

Teilnehmende des Regionalworkshops im November 2017 in Hanoi (Vietnam); Foto: FAO
Teilnehmende des Regionalworkshops im November 2017 in Hanoi (Vietnam); Foto: FAO

Nachhaltigkeitsindikatoren für Bioenergie in Paraguay und Vietnam liefern wertvolle Erkenntnisse über sinnvolle Vorgehensweisen im jeweiligen Land.

Im April 2018 endete das IKI-Projekt „Capacity Building zur Nutzung der Global Bioenergy Partnership (GBEP)-Indikatoren für nachhaltige Bioenergie“. Die Untersuchungen zu GBEP-Indikatoren bildeten eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung von landesspezifischen Strategien und Maßnahmen, mit denen Paraguay und Vietnam jeweils einen eigenen Weg zur Entwicklung von nachhaltigen Bioenergielösungen beschreiten können.

Die Global Bioenergy Partnership (GBEP) entwickelte 24 Indikatoren, die für das Monitoring und die Evaluierung von nachhaltigen Bioenergielösungen auf nationalen Ebenen geeignet sind. Die GBEP-Indikatoren unterstützen die jeweiligen nationalen Entscheiderinnen und Entscheider bei der Bewertung der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit des Bioenergiesektors. Sie bieten damit Orientierung bei der gezielten Förderung einer nachhaltigen Entwicklung. Die Welternährungsorganisation (FAO) gehört zu den Gründungsmitgliedern der Global Bioenergy Partnership und hat im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumweltministeriums die Indikatoren in Paraguay und Vietnam eingeführt.

Das Projekt konzentrierte sich in jedem der beiden Länder auf zwei priorisierte Wertschöpfungsketten des Bioenergiesektors. Durch einen partizipativen Querschnittsansatz und der Bildung einer Multi-Stakeholder-Arbeitsgruppe (MSWG) wurden sowohl der öffentliche als auch der private Sektor eingebunden. In Paraguay lag der Fokus auf Waldbiomasse zur energetischen Nutzung durch Privathaushalte und Industrie sowie auf der Gewinnung von Ethanol aus Mais und Zuckerrohr. In Vietnam wurde die Erzeugung von Biogas für Privathaushalte, landwirtschaftliche Betriebe und Gewerbe sowie die Gewinnung von Ethanol aus Maniok fokussiert. Die Projektmaßnahmen wurden jeweils von nationalen Forschungsinstitutionen kontinuierlich unterstützt und fachlich durch Experten der FAO beraten.

Wertschöpfungskette „Energie aus Holz“ in Paraguay: links: Verkauf von Holzkohle; rechts: Transport von Holz, das zur energetischen Nutzung bestimmt ist; Fotos: Lourdes González Soria - Universidad Nacional de Asunción (Paraguay)

Das Projekt hat sowohl in Paraguay als auch in Vietnam am Aufbau einer nationalen Plattform für ein langfristiges Monitoring der Nachhaltigkeit von Bioenergie mitgewirkt. Dadurch lässt sich nun bewerten, inwieweit moderne Bioenergielösungen einen Beitrag zur Minderung des Klimawandels und zur nachhaltigen Entwicklung und damit zu den nationalen Klimazielen (NDCs) sowie den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) leisten.

Das Projekt förderte einen konstruktiven Dialog zwischen politischen Entscheidern, Unternehmen, Zivilgesellschaft und Wissenschaft. Stakeholder wurden für die wichtigsten Nachhaltigkeitsfragen und die Bedeutung eines Monitorings sensibilisiert, das Aussagen über die langfristigen Auswirkungen der Produktion und Nutzung von Bioenergie erlaubt. Durch die Einführung der GBEP-Indikatoren in beiden Ländern wurden auch der Austausch von bewährten Praktiken auf regionaler Ebene gefördert und die Grundlage für eine künftige Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern gelegt.

Darüber hinaus kam das Projekt auch lokalen Forschungseinrichtungen zugute, denn die gesammelten Erfahrungen zu den GBEP-Indikatoren können sie nun für die Entwicklung von Projektvorschlägen und die Gewinnung potenzieller Geber nutzen. Die Universidad Católica Nuestra Señora de la Asunción (UCA), die in Paraguay federführend für die Erhebung der wirtschaftlichen Indikatoren verantwortlich war, hat einen neuen Studiengang zu Bioenergie eingeführt und selbständig mit der Einführung der GBEP-Indikatoren in der Biodiesel-Wertschöpfungskette begonnen.

Zur Verbesserung der Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Bioenergieträger Mais bzw. Ethanol hat sich ein intensiverer Anbau als notwendig herausgestellt, um die Ausweitung der Anbauflächen für Energiepflanzen zu verhindern. Dies kann durch Hochleistungspflanzen, bessere Bewirtschaftungsmethoden und Technologien erreicht werden, die durch geeignete politische Maßnahmen und Anreize verbreitet werden sollten. Als weitere Möglichkeit zur Steigerung der Produktivität soll die künstliche Bewässerung von Energiepflanzen während der Trockenzeiten geprüft werden. Dabei ist unbedingt auf eine hocheffiziente und präzise Bewässerungstechnik zu achten, um eine Nährstoffauswaschung des Bodens zu vermeiden.

In Vietnam wurde festgestellt, dass Biogas sich eventuell zur Ersetzung fossiler Energieträger oder anderer, nicht so nachhaltige Bioenergieträger eignet. Allerdings sind die Kosten für die Errichtung von Biogasanlagen nach wie vor hoch und ihre Amortisationszeit lang. Deshalb ist auch der Biogassektor nach wie vor auf politische Unterstützung angewiesen. Die Förderung der Stromerzeugung aus überschüssigem Biogas in Agrar- und Industriebetrieben ist eine entscheidende Voraussetzung für die Verbesserung der Rentabilität von Biogasanlagen. Auf Ebene der Privathaushalte könnte der Bau von Biogasanlagen durch Mikrofinanzierungslösungen gefördert werden.

Bei der Wertschöpfungskette, in der in Vietnam aus Maniok Ethanol gewonnen wird, wurde insbesondere in Hanglagen ein erhöhtes Erosionsrisiko nachgewiesen. Vor diesem Hintergrund gilt es, nachhaltige landwirtschaftliche Methoden für die betreffenden Regionen zu entwickeln und zu fördern. Darüber hinaus könnten die finanziellen Konsequenzen der Ethanol-Beimischung erheblich sein, da ein großer Teil des Staatshaushalts aus Kraftstoffsteuern stammt.

Links: Maniok zur Gewinnung von Ethanol; rechts: Behandlung von stärkehaltigem Abwasser aus der Verarbeitung von Maniok zur Erzeugung von Biogas (Vietnam); Fotos: Van Dinh Son Tho, University of Science and Technology in Hanoi (Vietnam)

Die Einführung der GBEP-Nachhaltigkeitsindikatoren für Bioenergie in den beiden Zielländern hat wertvolle Erkenntnisse geliefert. Sie zeigte insbesondere gezeigt, wie sich die Praxistauglichkeit der Indikatoren durch Anpassung der ursprünglichen Methodik an unterschiedliche Rahmenbedingungen und Wertschöpfungsketten verbessern lässt. Die unterschiedlichen Herangehensweisen an die Bewertung der Nachhaltigkeit der Ethanol-Produktion in Paraguay und Vietnam sind den besonderen Merkmalen geschuldet, die diese Wertschöpfungskette in unterschiedlichen sozioökonomischen und ökologischen Kontext aufweist. Die Erfahrungen, die im Zusammenhang mit der Anpassung der Methodik gewonnen wurden, sollen in den Umsetzungsleitfaden einfließen. Dieser wird derzeit von der GBEP Task Force on Sustainability zur Unterstützung der Nachhaltigkeitsindikatoren für Bioenergie erarbeitet.

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