28.06.2019

Rezept zum klimafreundlichen Kochen in Indien

Foto: ©GIZ India
Foto: ©GIZ India

Vorstellung des IKI-Projekts zu forstwirtschaftlichen national angepassten Minderungsmaßnahmen (NAMAs) auf dem Waldforum der Vereinten Nationen (UNFF) 

Die Gewinnung von Brennholz ist eine der Hauptursachen für die Abholzung und Degradierung der indischen Wälder. Ein speziell für den Forstsektor entwickeltes IKI-Projekt fördert die Ziele Indiens im Hinblick auf den Schutz von Ökosystemen und Biodiversität sowie den indischen Klimaschutzbeitrag (Nationally Determined Contribution, NDC). Auf dem Waldforum der Vereinten Nationen in New York hat das Projekt nun seine Maßnahmen für eine nachhaltiges Brennholzmanagement vorgestellt, damit die indischen Haushalte künftig klimafreundlicher kochen können.

Bobita macht es wie ihre Mutter und ihre Großmutter und alle ihre Vorfahren zuvor: Vier Mal pro Woche geht sie in die malerischen Wälder, die an eine der berühmten Teeplantagen der Region Assam - der Heimat von Bobita und ihrer Familie - grenzen und sammelt Brennholz zum Kochen. Zwar ist subventioniertes LPG im Handel erhältlich, doch verleiht das Gas dem im ganzen Land verbreiteten Brot Chapati nicht den typischen, leicht verbrannten Geschmack, den jeder Inder liebt. Außerdem kostet Gas immer noch mehr als das Brennholz aus dem Wald.

Zwar bemühen sich die Menschen auf dem Land meistens noch um Nachhaltigkeit, doch die nicht nachhaltige Gewinnung von Brennholz treibt die Zerstörung der indischen Wälder in alarmierendem Tempo voran.

Doch was kann man dagegen unternehmen? Indien hat ehrgeizige Klimaschutzbeiträge zugesagt, wobei das ambitionierteste Ziel wahrscheinlich darin besteht, bis 2030 durch die Schaffung von neuen Wald- und Baumbeständen eine zusätzliche Kohlenstoffsenke für 2,5 bis 3 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent zu schaffen. Durch die "Verringerung des Verbrauchs von Holz/Biomasse als Brennstoff" sollen "die Emissionen aus der Schädigung von Wäldern durch eine nachhaltige Brennholzbewirtschaftung verringert" werden.

Unterstützt wird dieses Ziel durch die erste NAMA für die Forstwirtschaft sowie die Realisierung eines Pilotprojekts in vier Distrikten von Assam: Das Energy and Resources Institute (TERI) ist der Durchführungspartner für das Pilotprojekt in den Distrikten Sonitpur, Nagaon, Dibrugarh und Cachar. Um alle Stakeholder für das Projekt zu gewinnen, arbeitet das Projekt unter anderem mit dem Assam Forest Department, der Assam Energy Development Agency und der Niederlassung der India Tea Association in Assam zusammen.

Mehr als 72 % der Haushalte in der Region Assam verwenden für die tägliche Zubereitung von Mahlzeiten Brennholz.  Holz scheint im Überfluss vorhanden zu sein und ist leicht zu sammeln. Gleichwohl ist bereits jetzt sichtbar, dass der Wald Schaden nimmt und die Holzbestände in absehbarer Zeit erschöpft sein werden. Und obwohl das Brennholz dem Chapati seinen köstlichen Geschmack verleiht, ist Bobitas Familie durchaus klar, dass der beißende Rauch und die Hitze schlecht für Augen, Nase, Lunge und den allgemeinen Gesundheitszustand sind. Darüber hinaus kosten das Sammeln von Brennholz und das Kochen viel Zeit, die die Familie sinnvoller nutzen könnte. 

Bobitas Familie gehört zu den 15.000 Haushalten mit rund 75.000 Angehörigen, die Zugang zu umweltfreundlicher Kochtechnik erhalten, um die Gesundheitsbelastung durch Rauch im eigenen Haus, insbesondere von Frauen und Kindern, zu verringern. Außerdem sollen die Abhängigkeit der Haushalte von Brennholz und die Schädigung der Wälder gemindert werden. Gleichzeitig erspart die Maßnahme den Frauen künftig einen großen Teil der von ihnen geleisteten körperlichen Arbeit. Diese Bemühungen werden durch die Entwicklung Selbstversorgungsmodellen gefördert. Auf diese Weise sollen bis 2021 mindestens 84.000 tCO2e eingespart werden.

Das Konzept wurde am 6. Mai 2019 auf der 14. Tagung des Waldforums der Vereinten Nationen (UNFF) in New York vorgestellt. Gegenstand des Side-Event waren die Instrumente des bilateralen deutsch-indischen Projekts "Entwicklung und Management von NAMA in Indien", das vom Bundesumweltministerium (BMU) im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) finanziert und gemeinsam vom indischen Ministerium für Umwelt, Wald und Klimawandel (MoEFCC) und der GIZ umgesetzt wird.

Die Veranstaltung wurde von MoEFCC, GIZ und TERI unter dem Vorsitz von Dr. Siddhanta Das, dem Leiter der Generaldirektion Wälder im MoEFCC, ausgerichtet. Dr. Das hob hervor, dass auch jetzt noch mehr als 300 Millionen Inderinnen und Inder zur Sicherung ihrer Lebensgrundlagen auf die Wälder des Landes angewiesen sind.

Kundan Burnwal, Technischer Berater bei GIZ India, stellte heraus, dass das Projekt sowohl die Nachfrage- als auch die Angebotsseite der Brennholzbewirtschaftung im Blick hat. So trägt das Projekt mit technischen Lösungen dazu bei, dass Brennholz eingespart wird, und setzt sich gleichzeitig für die Ausweitung von Plantagen ein, auf denen ausschließlich Bäume zur Gewinnung von Brennholz gezogen werden. In Assam gibt es etwa 500 Walddörfer und ungefähr 800 Teeplantagen, denen dieses Projekt zugutekommen könnte. Zur Beschleunigung des Wandels wird im Rahmen des Projekts ein Instrument für Entscheidungen im Zusammenhang mit Brennholz entwickelt. Das Tool unterstützt Investitionsentscheidungen im Hinblick auf die bestmöglichen Technologien zur Einsparung von Brennholz und berücksichtigt dabei die örtlichen Gegebenheiten.

Noyal Thomas, der für Wälder zuständige Generalinspektor der indischen Regierung, sprach über die Politik und das Regulierungssystem und sagte in diesem Zusammenhang: "Wenn beispielsweise die Familie von Bobita umweltfreundlich kochen, aber ihre Chapatis trotzdem traditionell mit Brennholz zubereiten möchte, profitiert sie von der staatlichen Politik, die auf nachhaltige Brennholzplantagen in diesem indischen Bundesstaat setzt."

So haben die Familie von Bobita und ihre Nachbarn in Assam nun die Möglichkeit, um zum Schutz von Ökosystemen und Biodiversität sowie den Zielen ihres Landes beizutragen: durch die Stärkung der Lebensgrundlagen im ländlichen Raum, die Verbesserung der für ein anhaltendes Wirtschaftswachstum erforderlichen Versorgung mit Rohstoffen wie Holz und eine Küche, die auf eine klimafreundliche Kochtechnik setzt.

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