Peruanische indigene Frauen im Angesicht des Klimawandels
Wie die Konsultationen zur Vorbereitung des Klimarahmengesetzes zu einem Meilenstein für die Verankerung des Gender-Konzepts in den Entscheidungsprozessen des Landes wurden.
Die Folgen des Klimawandels betreffen Frauen in mehrfacher Hinsicht und verschärfen die bestehende Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. So liegt die Vertretung der Gemeinschaftsinteressen bei indigenen Bevölkerungsgruppen in der Regel bei den Männern. Dadurch werden Frauen häufig nicht ausreichend wahrgenommen. Verschärft wird dieses Defizit dadurch, dass Frauen sich um Haus und Familie kümmern, was ihre Möglichkeiten im Hinblick auf Beteiligung und Teilhabe einschränkt.
„Unser Land ist stark von Ungleichheit geprägt. Ich denke, dass wir lernen müssen, unsere Rechte zu achten. Die indigenen Völker sind grundsätzlich größeren Risiken ausgesetzt, und zwar am meisten die indigenen Frauen. Gleichzeitig fällt den Frauen in ihren Gemeinden eine sehr wichtige Rolle zu“, so Melania Canales, Präsidentin der Nationalen Organisation der Frauen in der peruanischen Anden- und Amazonas-Region (ONAMIAP).
2019 übernahm das peruanische Umweltministerium das Gender-Konzept in das Konsultationsverfahren, das zur Vorbereitung des Klimarahmengesetzes durchgeführt wurde. Eine solche Vorabkonsultation dient dazu, eine wohlinformierte und freie Einigung zwischen dem Staat und den indigenen Völkern über ein bestimmtes Thema zu erreichen. Die peruanische Verfassung spricht den indigenen Völkern ausdrücklich ein Konsultationsrecht und auch in der Konvention 169 ist diese Partizipation verankert. Deshalb sieht Regierung als Maßnahme exklusive Räume für die Beteiligung von indigenen Frauen vor. So richtete sich beispielsweise einer der zweitägigen Workshops ausschließlich an Frauen. Darüber hinaus waren von den 1.433 indigenen Personen, die an dem Prozess teilnahmen, 63 Prozent Frauen, und auch zwei der sieben teilnehmenden Organisationen haben nur Frauen als Mitglied. Dabei handelt sich um den Nationalen Bund der Landfrauen, Handwerkerinnen, indigenen Frauen und Arbeitnehmerinnen (FEMUCARINAP) und die ONAMIAP. Möglich wurde dieser Erfolg mit Unterstützung durch das Projekt „NDC Peru: Unterstützung bei der Umsetzung der nationalen Klimawandelstrategie“, das von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) gefördert und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) umgesetzt wird.
Das Projekt gründete eine „Wawa Wasi“(eine Kinderkrippe), in der die Kinder betreut wurden, damit ihre Mütter ohne Einschränkungen an den Dialog-Workshops teilnehmen konnten. „Ich denke, dies ist ein Beispiel für alle Ministerien. Die Geschlechterfrage sollte in den Mittelpunkt gerückt werden. Wenn wir über das Thema Gender sprechen, spielen etliche Aspekte eine Rolle. Es handelt sich um ein sehr weites Feld, vor allem dann, wenn eine Frau auch Mutter ist“, erklärte Lourdes Huanca, Präsidentin von FEMUCARINAP.
Unter den 152 Vereinbarungen, die im Protokoll der Dialogphase dokumentiert wurden, waren auch Maßnahmen zur Gleichstellung der Geschlechter. So haben die Partner beispielsweise die Parität bei der Anpassung der indigenen Klimaplattform berücksichtigt und das Gender-Konzept ausdrücklich im umfassenden Klimamanagement verankert, das im Klimarahmengesetz vorgesehen ist.
Darüber hinaus konnten verschiedene Lernerfahrungen gesammelt werden: So haben die Beteiligten erkannt, dass Informationsworkshops, die sich nur an Frauen richten, einen wichtigen Beitrag zur Schließung von Informationsdefiziten leisten können. Außerdem sollten Indikatoren entwickelt werden, die die Fortschritte bei der Beteiligung von indigenen Frauen an Konsultationsprozessen ermitteln. Und schließlich ist es wichtig, organisatorische Aspekte in den Blick zu nehmen wie die Betreuung der Kinder von Workshop-Teilnehmerinnen (Mobilität, Unterkunft, Essensversorgung, Kitas).
Die Konsultationen zur Vorbereitung des Klimarahmengesetzes sind ein Meilenstein für die Gleichstellung von Frauen in der peruanischen Gesellschaft. Dennoch hat sich der peruanische Staat dazu verpflichtet, die Konsultationsverfahren kontinuierlich zu verbessern.
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