14.05.2020

Mit dem Smartphone gegen den Klimawandel

Digitale Lösung: Internet der Bäume
Mobile App: Das Internet der Bäume. Foto: GIZ

Mit einer mobilen App sammeln Bürgerinnen und Bürger im mexikanischen Guadalajara Daten zum Baumbestand in der Stadt, die für eine nachhaltige Stadtentwicklung genutzt werden. 

Guadalajara wird grüner: Rund 500.000 Stadtbäume säumen die Straßen der Stadt im Westen Mexikos bereits. Den Bürgerinnen und Bürgern sind die Bäume wichtig, 2017 haben sie dafür votiert, dass die Stadtverwaltung in die Pflege und Ausweitung des Stadtgrüns investiert.

Dabei geht es nicht nur um das Stadtbild oder ein schattiges Plätzchen an einem sonnigen Sommertag, sondern auch um eine Stadtentwicklung mit Weitblick, denn: Bäume helfen in den Städten, die Folgen des Klimawandels abzumildern. Stadtbäume können die Luft um zwei bis acht Grad kühlen und so bei steigenden Temperaturen das Leben in der Stadt erträglicher machen. Außerdem regulieren sie den Wasserhaushalt und reduzieren so das Überschwemmungsrisiko.

Digitale Lösungen unterstützen kommunale Entscheidungen

An diesem Punkt setzt ein IKI-Projekt an, das die städtische Baumbewirtschaftung in Guadalajara unterstützt: „Gemeinsam mit der Stadtverwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern haben wir eine digitale Lösung entwickelt, mit der Daten über die Stadtbäume erfasst werden“, erklärt Teresa Kerber von der GIZ, die das Projekt leitet. „Die Daten helfen der Verwaltung, nachhaltige und klimarelevante Entscheidungen für die Stadtplanung und –entwicklung zu treffen.“

„Internet der Bäume“: Bürgerbeteiligung für aktiven Klimaschutz

Die digitale Lösung heißt „Árbol IoT“, auf Deutsch „Internet der Bäume“, und ist eine Plattform, die aus drei Elementen besteht: Einer mobilen App, einer Web-Anwendung und Sensoren, mit denen Umweltindikatoren erfasst werden können. Die Bürgerinnen und Bürger von Guadalajara waren nicht nur an der Entwicklung der Plattform beteiligt, sondern spielen auch als „User“ die entscheidende Rolle. „Per Smartphone erfassen die Nutzerinnen und Nutzer Daten über Stadtbäume, zum Beispiel die Baumart, den Durchmesser des Stamms, Erkrankungen und Schäden oder illegale Fällung“, so Teresa Kerber. „Mit den Umweltsensoren können sie zusätzlich auch Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Schadstoffe erfassen.“

Per Smartphone sammeln Bürger Daten zu Stadtäumen.

Diese Informationen ergänzen Daten, die die Stadtverwaltung aus professionellen Erhebungen erhält – beispielsweise aus Radarmessungen zu Anzahl und Standort der Bäume. So wird das Bauminventar vervollständigt, das die Grundlage für das Stadtbaum- und Grünflächenmanagement bildet.

Spielen, Lernen und Engagement

Rund 1.000 Einwohner nutzen bereits „Árbol IoT“. Damit unterstützen sie nicht nur aktiv die nachhaltige Stadtentwicklung, sondern erweitern auch ihr Wissen über den Klimawandel - und den Nutzen von Bäumen für den Umgang mit den unmittelbaren Folgen der Veränderungen. „Partizipation ist bei der Entwicklung von digitalen Lösungen zur Anpassung an den Klimawandel ein Schlüsselbegriff“, sagt Teresa Kerber. „So können die Bürgerinnen und Bürger von Anfang an ihre Anliegen und Bedürfnisse einbringen – und ihre kreativen Ideen.“

Beteiligung heißt aber auch: Beteiligung soll für alle möglich sein, zum Beispiel für Menschen, die „offline“ leben. Im Sinne der der Agenda 2030 „leave no one behind“, niemand wird zurückgelassen, gehört zur digitalen Lösung auch ein mobiler interaktiver Zugang zum „Internet der Bäume“. Der kann in wechselnden öffentlichen Räumen zur Verfügung gestellt werden.

Nicht zuletzt motiviert die mobile App durch spielerische Elemente dazu Stadtbaumdaten zu sammeln, denn die Nutzer erhalten dabei "grüne Punkte" und können sich damit eine virtuelle Auszeichnung verdienen. Zukünftig sollen die Auszeichnungen einen realen Wert bekommen, zum Beispiel in Form von Parktickets oder Gutscheinen für kulturelle Veranstaltungen.

Vom Pilotprojekt zur breiten Anwendung

Was in Guadalajara funktioniert, funktioniert auch landesweit und über die Landesgrenzen hinaus. „Bei der Entwicklung von digitalen Lösungen ist es uns wichtig, dass sie nicht nur in dem einen Anwendungsfall funktionieren, sondern sich die Idee und die Technik weit verbreiten“, erklärt Teresa Kerber. Ein digitales Grundprinzip ist daher, dass die Technologien „open source“ zur Verfügung stehen, damit sie von Interessierten genutzt und weiterentwickelt werden können. Die GIZ hat dazu die Plattform Climate Digital Cities Hub entwickelt.

Das „Internet der Bäume“, Árbol IoT, in Mexiko ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich mit digitalen Lösungen eine breite Bürgerbeteiligung erreichen lässt. So werden die kleinen digitalen Beiträge jedes Einzelnen zu einer wichtigen Ressource gebündelt, die die Anpassung von Städten an den Klimawandel voranbringt.

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Kontakt

IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71

10963 Berlin

iki-office@z-u-g.org

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