06.12.2022

Mehr als ein Schritt nach vorne

Larissa Amorim (Ministerium für Infrastruktur) und Uira Cavalcante Oliveira (brasilianische Wasserstraßenbehörde) beim IKI-Schnittstellenworkshop in Brasilia.

Wie die IKI Brasiliens Nachhaltigkeitsagenda und Risikobewertungen für die Verkehrsinfrastruktur unterstützt.

Lächelnde Menschen, Händeschütteln – manche umarmen sich. Nach zwei Jahren treffen sich Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen brasilianischen Bundesministerien und anderen Regierungsbehörden anlässlich des Schnittstellenworkshop der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) in Brasilia. Für einige ist es nur ein weiterer Rahmen, um über die Ergebnisse und Erfolge der gemeinsamen Projekte nachzudenken und zu diskutieren. Andere begrüßen die Gelegenheit, sich nach einer langen Zeit, in der nur Online-Besprechungen möglich waren, endlich wieder einmal persönlich zu treffen.

Letzteres gilt auch für Larissa Amorim, Abteilungsleiterin für Nachhaltigkeit im Ministerium für Infrastruktur (MInfra). Aber Larissa und ihre Kollegen José Neto und Uria Cavalcante Oliveira von der Nationalen Agentur für Wasserstraßenverkehr (ANTAQ) Brasiliens tauschen sich nicht nur mit anderen brasilianischen und internationalen Kolleginnen und Kollegen von IKI-Projekten aus, um über die bislang erzielten Ergebnisse in der Durchführung von Projekten zu diskutieren. Sie wollen mehr als den nächsten Schritt nach vorne machen! 

Schritt nach vorne: Ausweitung der Klimarisikobewertungen für die Verkehrsinfrastruktur Brasiliens

Die Tabelle ist ein Beispiel für die Risikoeinstufung von Seehäfen in Bezug auf starke Winde. Sie zeigt signifikante Veränderungen zwischen den derzeit beobachteten Zeiträumen und den Worstcase-Prognosen für das Jahr 2050, denen das RCP 8,5-Szenario zugrunde liegt.

Über die Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium (MMA) hinaus haben die Verantwortlichen der beiden IKI-Projekte ProAdapta und Climate Services für Infrastrukturinvestitionen (CSI) damit begonnen, Sektoren mit einem größeren Bedarf an Anpassung in ihre Arbeit einzubeziehen. Dabei soll das Bewusstsein für die Anwendung von Klimarisikobewertungen und für die Nutzung der Services für die erforderlichen Klimadaten verstärkt werden. In den vergangenen vier Jahren hat sich der Kreis der Stakeholder beträchtlich erweitert und umfasst nun auch das Ministerium für Infrastruktur, Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovationen (MCTI) sowie Akteure auf staatlicher Ebene wie das Nationale Institut für Weltraumforschung (INPE) als dem wichtigsten Dienstleister für Klimadaten. 

Nach drei Klimarisikobewertungen, die als Pilotprojekte im Bundesstaat Santa Catarina in Zusammenarbeit mit dem größten Energieversorger des Bundesstaats Eletrosul und Brasiliens zweitgrößtem Hafen (Itajaí) erfolgten, wurden die beiden IKI-Projekte darum gebeten, die ANTAQ und das MInfra bei der Anpassung an die PIEVC-Risikobewertungsmethode zu unterstützen. Diese Methode soll nach der Anpassung für alle Hafenanlagen entlang der brasilianischen Küste verwendet werden. Im November 2021 stellte die ANTAQ die Ergebnisse der Bewertung „Auswirkungen und Risiken des Klimawandels auf öffentliche Häfen an der brasilianischen Küste” vor, in der die Risiken für 21 Häfen hinsichtlich der drei Hauptklimagefahren aufgezeigt wurden: starke Winde, Unwetter und Anstieg des Meeresspiegels. Eines der Ergebnisse dieser Bewertung ist eine Risikoeinstufung alle Häfen unter Berücksichtigung des derzeitigen Risikos und den Prognosen für 2030 und 2050. 

Klimarisikoanalyse im Verkehrssektor

Im Vergleich zur vorhergehenden detaillierten Risikobewertung für den Hafen von Itajaí in den Jahren 2018 und 2019 wurde dieses PIEVC-Portfolioscreening der Hafenanlagen an der Küste, für welche die ANTAQ verantwortlich ist, initiiert, um zusätzlich erforderliche und detailliertere Analysen einzelner Häfen besser priorisieren zu können. Dieser Lösungsansatz basiert nicht nur auf den Anforderungen des MInfra und der ANTAQ in Brasilien, sondern auch auf den Anfragen mehrerer Eigentümer öffentlicher Infrastrukturen in verschiedenen Ländern. Er soll Zeit und finanzielle Ressourcen sparen, indem er für einen schnelleren Überblick über die gesamten Infrastrukturportfolios sorgt.

Detailliertere, langwierige und daher kostspielige Risikobewertungen müssen so nur bei Bedarf durchgeführt werden. Von den 21 Häfen in Brasilien wurden 2022 letztlich drei Häfen für eine detailliertere Analyse ausgewählt: der Hafen von Aratu/BA, der Hafen von Rio Grande/RS und der Hafen von Santos/SP. Der Hafen von Santos ist der verkehrsreichste Containerhafen in Südamerika und der zweitgrößte Hafen in der südlichen Hemisphäre. Bei der Priorisierung wurden nicht nur die höchste Anfälligkeit für Klimarisiken der drei Häfen, sondern auch die regionalen Merkmale jedes einzelnen Hafens berücksichtigt, zum Beispiel die Aussicht auf Neuinvestitionen in Form von qualifizierten Pachtverträgen in Brasiliens Investitionspartnerschaftsprogramm (PPI).

Die Ergebnisse aus der Portfolioscreening-Bewertung wurden in Zusammenarbeit mit dem MCTI auch in die AdaptaBrasil-Plattform integriert. Dieses digitale Tool wurde im Mai 2022 eingeführt, und bietet Informationen zum Klimawandel und zur Wirkungsanalyse für wichtige öffentliche Sektoren wie den Energiesektor sowie die Lebensmittel- und Wasserbranche. Dank der Unterstützung durch die beiden IKI-Projekte sind die Ergebnisse aus der Bewertung der Seehäfen in Zusammenarbeit mit der ANTAQ nun online und für die Öffentlichkeit zugänglich: 

AdaptaBrasil: informações sobre risco climático para o setor portuário estão disponíveis na plataforma do MCTI — Português (Brasil) (www.gov.br)

Die PIEVC-Portfolio-Bewertung bot den Behörden der jeweiligen Häfen auch eine großartige Möglichkeit, ihre Erfahrungen im Umgang mit Klimarisiken auszutauschen. Im Dezember fand ein Webinar zum Austausch von Ideen über spezifische Anpassungsmaßnahmen für den Hafensektor statt: 

Zur Aufzeichnung der Veranstaltung

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Mit der Einführung der Nachhaltigkeitsrichtlinien im Jahr 2020 und der Agenda für Nachhaltigkeit verfolgt das Ministerium für Infrastruktur die Zielsetzung, den Geltungsbereich für ein sozioökologisches Management auf alle Verkehrsträger in Brasilien auszuweiten.

Hier kommt der nächste größere Schritt ins Spiel, den Larissa Amorim und Jose Neto im Sinn haben, denn es soll nicht nur der Hafensektor an den Klimawandel angepasst werden. Bis Ende des Jahres 2022 arbeiten die Teams des MInfra und der IKI-Projekte ProAdapta und CSI daran, die Portfolio-Risikobewertung auszuweiten und auf das Projekt AdaptaVias der brasilianischen Regierung anzuwenden. Bei diesem Projekt geht es um die Auswirkungen und Risiken von Klimaschwankungen und -veränderungen für den gesamten Landverkehr. In diesem Lösungsansatz werden alle Bundesstraßen, Autobahnen und Schienenwege berücksichtigt. In ihrer Funktion als Abteilungsleiterin für Nachhaltigkeit im MInfra arbeitet Larissa Amorim eng mit anderen Ministerien zusammen, um die anstehenden Ergebnisse aus diesen Bewertungen in andere Projekte wie den Prozess der öffentlich-privaten Autobahnkonzessionen zu integrieren.

Das MInfra beabsichtigt sogar, noch weiterzugehen und möchte die Methode des Portfolioscreenings replizieren, um in den nächsten Jahren auch die Flughäfen und Wasserstraßen (Flusshäfen) in Brasilien in Übereinstimmung mit der neuen Nachhaltigkeitsagenda 2023 bis 2026 zu analysieren.

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Kontakt

IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71

10963 Berlin

iki-office@z-u-g.org

Weitere Informationen

PIEVC steht für Public Infrastructure Engineering Vulnerability Committee, ein Bewertungsprotokoll, das seinen Ursprung in Kanada hat.

Link zum PIEVC Large Portfolio Risk Assessment

RCP steht für den repräsentativen Konzentrationspfad (Representative Emission Pathway, eine Methode zur Hochrechnung oder Vorausschätzung von Treibhausgasemissionen in die Atmosphäre. Unter den verschiedenen Szenarien prognostiziert RCP 8,5 die höchste Konzentration an Treibhausgasemissionen.

Videos zum Projekt

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