04.06.2024

Leben mit Wildtieren

3 kenianische Schulkinder gehen über eine Weide auf der Zebras und Rinder grasen

Die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) unterstützt Massai-Haushalte in Kenia dabei, ihre Lebensgrundlage vor Wildtieren zu schützen.

Wie ist es, mit Wildtieren zu leben, die die eigene Viehherde töten oder sogar Familienmitglieder angreifen können? In Deutschland ist eine hitzige Diskussion darüber entbrannt, ob wir unser dicht besiedeltes Land mit mehr als tausend Wölfen teilen können. Aber was sagen Menschen, die in unmittelbarer Nähe zu einer sehr viel größeren Anzahl an potenziell gefährlichen Tieren leben?

Für die Massai-Gemeinschaften, die in mehr als 20 privaten und kommunalen Schutzgebieten rund um die Maasai Mara National Reserve leben, gehört das zum Alltag. Die Größe dieser Schutzgebiete beläuft sich auf 160.000 Hektar – mehr als das Doppelte der Fläche der National Reserve – und bietet einer großen Anzahl an Wildtierarten einen unverzichtbaren Lebensraum.

Auf der anderen Seite der Bilanz sind mehr als zehn getötete Menschen, hauptsächlich bei Vorfällen mit Elefanten, Büffeln oder Krokodilen sowie über 300 Rinder, Schafe und Ziegen, die Löwen, Leoparden und Hyänen zum Opfer fielen. Dies sind nur die Zahlen aus einem Jahr, wie ein leitender Aufseher des Kenya Wildlife Service, der staatlichen Organisation, die für den Erhalt der kenianischen Nationalparks zuständig ist, für den Bezirk Narok berichtet.  Diejenigen, die den Schaden verursachen, sind schadensersatzpflichtig, aber die Geltendmachung von Ansprüchen ist immer noch ein langwieriger Prozess.

Wildtiere verscheuchen mit abschreckenden Lampen

Solarbetriebene blinkende Abwehrlampe gegen Raubtiere
Automatische Leuchten werden durch Solarenergie aufgeladen und blinken die ganze Nacht. Raubtiere werden dadurch abgeschreckt.

Diese Erfahrung machten auch Massai-Haushalte in Nyekweri Kimintet. In dem ausgewiesenen Schutzgebiet wurden im Rahmen des IKI-Projektes „Schutz des Nyekweri Waldes durch lokale Gemeinschaften, Trans Mara Subcounty, Kenia“ deshalb Workshops organisiert, die dazu beitragen konnten, die Kooperation zwischen der lokalen Gemeinschaft und den staatlichen Stellen erheblich zu verbessern. Vertreterinnen und Vertreter des Kenya Wildlife Service (KWS) und der kenianischen Forstbehörde Kenya Forest Service (KFS) diskutierten mit den Angehörigen der Gemeinschaft über die zunehmenden Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren sowie über Möglichkeiten, diese zu entschärfen.

Ein wichtiger Schritt, um Angriffe von Löwen und Hyänen auf den Viehbestand zu verhindern, ist die Bereitstellung von Leuchten zur Abschreckung von Raubtieren. Dabei handelt es sich um automatische Leuchten, die durch kleine Solarpaneele aufgeladen werden und an strategischen, von den Wildhüterinnen und Wildhütern ermittelten Stellen installiert werden. Wenn sie tagsüber aufgeladen werden, blinken sie die ganze Nacht hindurch. Dies erweckt den Eindruck, als würde eine Person mit einer Taschenlampe herumlaufen, was hilft, Raubtiere auf Distanz zu halten. Die Batterieleuchten haben eine Lebensdauer von drei bis vier Jahren und sind so konstruiert, dass sie witterungsbeständig sind.

Mit Unterstützung der IKI wurden 32 dieser Geräte an lokale Haushalte verteilt. Nachdem sie in der Nähe von Viehgehegen installiert wurden, haben sie Berichten zufolge dazu beigetragen, Angriffe erheblich zu reduzieren. Diese positive Erfahrung hat zu einer steigenden Nachfrage bei benachbarten Haushalten geführt.

Bienen vor dem Honigdachs schützen

Ein mit Draht gesichertes Holzhaus.
In Bienenhäusern sind Bienenstöcke vor dem Angriff der Honigdachse geschützt.

Für Menschen, die in einem Schutzgebiet leben, stellt das Zusammenleben mit Wildtieren eine tägliche Herausforderung dar. Schon Kinder lernen, wie sie sich verhalten sollen, wenn ihnen auf ihrem Schulweg Elefanten begegnen. Die Massai verfügen mittlerweile über kleine Gärten als alternative Lebensgrundlage. Diese müssen gut geschützt werden, wenn sie nicht möchten, dass ihre Knollen und Gemüsepflanzen von Pavianen gefressen werden. Und dann gibt es da noch ein anderes Tier, das Probleme verursacht: der Honigdachs. Trotz seines Namens ist dieser Marder nicht eng mit anderen Dachsarten verwandt. Er ist in ganz Subsahara-Afrika weit verbreitet, und seine dicke Haut schützt ihn nicht nur vor Raubtieren, sondern auch vor Bienenstichen.

Honigdachse plündern auf ihrer Suche nach Larven und Honig die Bienenstöcke. Afrikanische Imkerinnen und Imker haben sich angepasst und hängen daher ihre Bienenstöcke in Bäume. Das hilft, stellt aber auch ein Hindernis dar bei dem Versuch, die Honigproduktion als eine nachhaltige Einkommensquelle zu steigern und gleichzeitig die Wälder zu schützen.

Als Alternative wurde mit Unterstützung der IKI ein Bienenhaus errichtet, das Platz für mehr als 40 Bienenstöcke und Schutz vor den Angriffen von Honigdachsen bietet. Mehrere Workshops zu diesem Thema erregten bei den Mitgliedern der Gemeinschaft große Aufmerksamkeit. Die meisten von ihnen hatten bereits Erfahrung mit der Haltung von Bienen in traditionellen Klotzbeuten, wie die aus einem ausgehöhlten Baumstamm hergestellten Bienenstöcke genannt werden. Sie waren jedoch sehr daran interessiert, auf moderne Bienenstöcke umzusteigen, um die Honigproduktion zu steigern.

Im Wald wurden Fangkästen installiert. Sobald die Bienen beginnen, darin zu brüten, werden sie zum Bienenhaus verbracht, wo sie in die modernen Bienenstöcke umgesiedelt werden. Um den Bienen Nahrung zu bieten, wurden auf dem Gelände vier Arten einheimischer Bäume gepflanzt.

Die Ergebnisse sind vielversprechend, obwohl es länger als erwartet gedauert hat, die Bienen anzulocken, und es immer noch Probleme damit zu geben scheint, dass in der Nähe des Bienenhauses Vieh weidet.

Diese Beispiele zeigen, dass es im Zusammenleben mit Wildtieren viele Probleme gibt. Diese müssen ernst genommen werden. Denn dann besteht die Chance, dass Probleme als Herausforderungen angesehen werden – und dass diese Herausforderungen überwunden werden können.

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