07.06.2023

„Kompetenz, Leidenschaft, Flexibilität und Kooperationsbereitschaft “

5 Menschen halten Setzlinge in den Händen

Ein IKI-Small Grants-Projekt in Sierra Leone zeigt, warum junge Menschen im Kampf gegen die Klimakrise unverzichtbar sind.  

Das Western Area Peninsular-Waldreservat, das Teil des Waldökosystems von Oberguinea ist, liegt an der Westküste von Sierra Leone. Hier leben etwa eine bis eineinhalb Millionen Menschen, das entspricht rund 20 Prozent der Bevölkerung des Landes. Der Wald nimmt den Hauptteil der Halbinsel ein und umfasst etwa 17.000 Hektar geschlossenen Waldfläche. Dieses Waldreservat ist eines von acht Biodiversitäts-Hotspots in Sierra Leone. Leider verkleinert sich das Reservat aufgrund einer unzureichenden Waldbewirtschaftung und fehlenden Mitteln für den Schutz des Waldes, einer zunehmenden Belastung durch Landwirtschaft und Holzeinschlag rapide.

Das Small-Grants-Projekt „Stärkung von Jugendlichen und Frauen durch Maßnahmen für den nachhaltigen Schutz des Guma-Wassereinzugsgebiets“ der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) konzentriert sich auf die Umweltbildung und die Schaffung alternativer Lebensgrundlagen. Es bezieht bei seiner Arbeit Jugendliche, Frauen, Waldhüterinnen und Waldhütern mit ein und will so den Schutz des Waldreservats sichern, die Ursachen der Waldschädigung angehen und den betroffenen Menschen alternative Lebensgrundlagen bieten. Die Projektverantwortlichen arbeiten mit den Gemeinschaften und der nationalen Behörde für das Schutzgebiet zusammen, um den Wald zu kartieren und zu Grenzen festzulegen. Darüber hinaus sollen beeinträchtigte Flächen wieder aufgeforstet werden. Insgesamt wurden so bereits 10.000 Hektar geschädigte Landflächen wieder aufgeforstet.

Ein Interview mit Ahmid C. Jalloh, dem Gründer der Durchführungsorganisation YARDO, über die wichtige Rolle der Jugend im Umweltschutz.

Warum startete YARDO als Jugendorganisation?

Ahmid C. Jalloh: YARDO wurde im Jahr 2014 gegründet, als eine Gruppe aus jungen Menschen beschloss, gemeinsam positive Auswirkungen für unsere Gemeinschaft zu erzielen. Wir haben erkannt, dass unser größtes Potenzial für Veränderungen als junge Menschen darin liegt, Gleichaltrige zu stärken. Daraus entstand YARDO als Jugendorganisation mit dem Ziel, gleichgesinnte Jugendliche anzusprechen, um etwas Sinnvolles zu bewirken.

Wie sprechen Sie junge Menschen an?

Wenn wir junge Menschen wirksam einbeziehen wollen, ist ein Bottom-up-Lösungsansatz von entscheidender Bedeutung. Bei YARDO glauben wir daran, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen müssen. Wenn wir beginnen, mit einer Gemeinschaft zusammenzuarbeiten, gehen wir direkt auf junge Menschen zu und beziehen wichtige Menschen aus der Gemeinschaft als Beraterinnen und Berater und Fürsprecherinnen und Fürsprecher ein. Wir bevorzugen eine direkte Ansprache. Das beginnt mit der Anmeldung und einem Treffen, um die interessierten Gruppen einzubeziehen und ihnen das Projekt „zu verkaufen“. Diejenigen, die ihr Interesse bekunden, können dann an unseren Schulungen und Maßnahmen wie dem Pflanzen von Bäumen teilnehmen.

Wie haben Sie von dem Small-Grants-Programm der IKI erfahren und welchen Rat haben Sie für andere, die nach vergleichbaren Fördermitteln suchen?

Ich bin letztes Jahr auf die IKI Small Grants gestoßen, aber leider war der Zeitrahmen für die Bewerbung zu eng für uns. Durch unsere Mitgliedschaft in verschiedenen internationalen Umweltnetzwerken wie dem Jugendflügel der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) und der Afrikanischen Jugendinitiative zum Klimawandel hatte ich die Möglichkeit, mehr über solche Förderungen zu erfahren. Diese Netzwerke unterhalten Kommunikationsplattformen wie Telegram, WhatsApp oder Google-Listen, auf denen die Mitglieder Informationen über verfügbare Möglichkeiten austauschen. Über diese Kanäle bin ich auf die IKI Small Grants aufmerksam geworden.

Mein Rat für junge Menschen, die finanzielle Ressourcen mobilisieren wollen, wäre, sich Wissen über Fördermöglichkeiten anzueignen. Es ist entscheidend, sich der verfügbaren Möglichkeiten bewusst zu werden. Beteiligt Euch an verschiedenen Netzwerken und recherchiert gründlich, welche internationalen Zuschüsse es gibt. Sobald Ihr wisst, welche Förderungen infrage kommen, könnt Ihr Euch darauf konzentrieren, ihre spezifischen Kriterien und Fristen zu verstehen. Jedes Förderprogramm verfügt über eigene Anforderungen für die Bewerbung. Daher lautet mein Rat: Eignet Euch durch sorgfältige Recherchen ein umfassendes Wissen über diese Programme an.

Wenn wir junge Menschen wirksam einbeziehen wollen, ist ein Bottom-up-Lösungsansatz von entscheidender Bedeutung. Bei YARDO glauben wir daran, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen müssen. Wenn wir beginnen, mit einer Gemeinschaft zusammenzuarbeiten, gehen wir direkt auf junge Menschen zu und beziehen wichtige Menschen aus der Gemeinschaft als Beraterinnen und Berater und Fürsprecherinnen und Fürsprecher ein. Wir bevorzugen eine direkte Ansprache. Das beginnt mit der Anmeldung und einem Treffen, um die interessierten Gruppen einzubeziehen und ihnen das Projekt „zu verkaufen“. Diejenigen, die ihr Interesse bekunden, können dann an unseren Schulungen und Maßnahmen wie dem Pflanzen von Bäumen teilnehmen.

Warum waren die IKI Small Grants attraktiv für Sie?

Ich habe die Webseite besucht, recherchiert und festgestellt, dass die von den IKI Small Grants geförderten Projekte unseren Zielen entsprechen. Das war der Hauptgrund, warum wir uns um die Förderung der IKI Small Grants beworben haben. Anders als andere Programme, die komplexe Finanzierungsprozesse erfordern, war die Bewerbung für die Förderung unkompliziert und einfach – sofern man die notwendigen Angaben macht. Ich muss sagen, das IKI-Small-Grants-Team war sehr hilfsbereit und ich schätze dessen Unterstützung sehr. Vielen Dank dafür!

Reagieren junge Menschen anders auf den Klimawandel und die Umweltproblematik als ältere Menschen? Sind sie eher geneigt, sich in Umweltinitiativen zu engagieren?

Unserer Erfahrung nach zeigen junge Menschen aufgrund anderer Prioritäten und ihrer Bildung ein besseres Verständnis für Umweltprobleme. Bei unserer Arbeit zur Wiederherstellung von Mangroven kennen die jüngeren Generationen beispielsweise deren Bedeutung als Laichgründe für Fische, während die ältere Generation die Mangrovenwälder zum Räuchern von Fischen als Einkommensquelle oder Nahrung abholzt. Über ihre Ausbildung und ihre persönliche Exposition haben junge Menschen den Zusammenhang zwischen menschlichen Eingriffen und der Umwelt erkannt. Daher stellen wir unsere Kompetenz, Leidenschaft, Flexibilität und Kooperationsbereitschaft unter Beweis und arbeiten effektiv zusammen.

Gibt es bestimmte Projektaktivitäten, die eher junge Menschen ansprechen?

Letztendlich hängt der Erfolg eines Projekts davon ab, wie gut Sie es präsentieren, vermarkten und die Gemeinschaft, mit der Sie zusammenarbeiten möchten, einbinden. Entscheidend ist, die Motivation und das Engagement unter den Beteiligten zu wecken. Einfach nur eine Baumpflanzaktion ohne die geeignete Vorbereitung und den richtigen Kontext vorzuschlagen, wird keine Ergebnisse bringen. Sie müssen die wichtigsten Stakeholder ermitteln, wie zum Beispiel die Jugendvertreterinnen und Jugendvertreter sowie die führenden Persönlichkeiten der Gemeinschaft. Ihre Unterstützung und Beteiligung spielen eine entscheidende Rolle. Ebenso entscheidend ist es, die wichtigsten Jugendakteurinnen und Jugendakteure zu ermitteln und deren Beteiligung zu gewinnen.

Das wirksame Marketing für das Projekt beruht darauf, seine Vorteile zu analysieren und zu kommunizieren, sei es in Bezug auf die Umwelt, die Finanzen oder auf den Aufbau von Kompetenzen. Lassen Sie mich ein Beispiel für ein aktuelles Projekt anführen, das wir kürzlich auf Gemeinschaftsebene durchgeführt haben: die Wiederherstellung eines lokalen Staudamms. Im Rahmen der Präsentation im Gemeindehaus habe ich auf die Folgen einer Gemeinschaft ohne Wasser hingewiesen und betont, wie wichtig es sei, die Wasserressourcen für künftige Generationen zu bewahren. Durch die klare Verknüpfung von Natur, Wasser und ihrem eigenen Wohlbefinden konnte ich die Zuhörerinnen und Zuhörer davon überzeugen, welche Bedeutung dieses Projekt hat. Viele junge Menschen machten voller Eifer mit, weil sie erkannten, welche direkten Auswirkungen dieses Projekt auf ihr Leben hat. Ich hatte ihnen die möglichen Konsequenzen einer unkontrollierten Entwaldung aufgezeigt, daher verstanden sie die Dringlichkeit des Projekts und setzten sich dafür ein.

Inwieweit haben junge Menschen zur allgemeinen Projektidee beigetragen?

Als wir auf die Bewerbung für die IKI Small Grants stießen, suchten wir nach Beiträgen von anderen Jugendumweltgruppen, um den Wert unseres Projekts im Vergleich zu vorherigen Initiativen zu verstärken. Aus diesen Konsultationen ging eine wertvolle Empfehlung hervor: Wir sollten einen besonderen Schwerpunkt auf die Inklusion von Frauen legen. Wir erkannten die Bedeutung dieses Vorschlags und griffen ihn daher sofort rückhaltlos auf. Die aktive Beteiligung von Frauen an unserem Projekt hat sich als eine lobenswerte Empfehlung erwiesen, die Vorteile bringt und einen inklusiveren und wirkungsvolleren Lösungsansatz fördert.

Was möchten Sie im nächsten Jahr erreichen?

Wir haben zwei vorrangige Ziele. Zunächst wollen wir das Wissen zu stärken wie man mit der Umwelt umzugehen hat und das Bewusstsein dafür innerhalb der Gemeinschaft sensibilisieren. Dieses Wissen und Bewusstsein soll dazu dienen, positive Veränderungen innerhalb der Gemeinschaft zu beschleunigen. Darüber hinaus sind wir uns bewusst, wie wichtig es ist, Systemveränderungen herbeizuführen. Durch die Einbindung der Gemeinschaften, wichtiger Stakeholder und Regierungsbehörden wollen wir mit den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren zusammenarbeiten, um die Problematik der Entwaldung in Sierra Leone gemeinsam anzugehen. Unser Ziel ist es, einen kollaborativen Lösungsansatz zu fördern, bei dem alle Stakeholder eine entscheidende Rolle dabei spielen, nachhaltige Lösungsansätze durchzuführen.

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Kontakt

IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71

10963 Berlin

iki-office@z-u-g.org

Interviewpartner

Ein Mann, der einen weißen Bauhelm und eine gelbe Warnweste trägt, kniet auf dem Waldboden.
Ahmid C. Jalloh, Gründer von YARDO.

IKI Small Grants

Weitere Informatio über das Fördernpramm gibt es auf der IKI-Small-Grants-Website.