11.02.2025

Klimawandel: Stärkung der Widerstandsfähigkeit schwarzer Frauen in Brasilien

Gruppenbild: fünf Frauen
Bizza, Dayane, Ana Claudia, Lília und Simone (v.l.n.r.) sind die Führungspersönlichkeiten, die am Mentoring-Programm "Black Women for Climate Resilience" teilgenommen haben.

Wie das IKI-Projekt ANDUS die Kompetenzen schwarzer weiblicher Führungskräfte aus benachteiligten Stadtvierteln im Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels gestärkt hat.

„Klimaschutz ist nicht nur ein Kampf ums Überleben, sondern feiert auch die Stärke schwarzer Frauen als Protagonistinnen des Wandels “, sagt Simone da Silva, Mitbegründerin der Coletiva Mulheres da Quebrada in Belo Horizonte. Sie lebt in Aglomerado da Serra, der zweitgrößten Favelagruppe in Lateinamerika. Der Schwerpunkt ihres Engagements liegt auf der psychosozialen Unterstützung und kulturellen Förderung von Frauen, der Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt, der sogenannten Periodenarmut (fehlender Zugang zu Hygieneprodukten und Gesundheitsversorgung) und der Ernährungsunsicherheit. 

Mentoring-Programm „Black Women for Climate Resilience”

Simone ist eine der fünf Frauen, die an dem Mentoring-Programm „Black Women for Climate Resilience“ teilgenommen haben. Das Programm ist eine Initiative des IKI-ANDUS-Projekts und des „Nationalen Sekretariats für Stadtrandgebiete“ des brasilianischen Ministeriums für Stadtentwicklung.

Diese Frauen leiten selbstorganisierte Initiativen in benachteiligten Gemeinden in ganz Brasilien. Wie viele andere Frauen aus den Randgebieten stehen sie an vorderster Front im Kampf gegen die Auswirkungen der Klimakrise in ihren Wohngebieten.

Während des Mentorings lernten die Führungskräfte Konzepte im Zusammenhang mit dem Klimawandel und Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Stadtviertel kennen, erhielten eine fachliche Schulung und tauschten Erfahrungen aus. Sie besuchten die Stadtteile der anderen Teilnehmerinnen, nahmen an Kartierungsworkshops mit der lokalen Bevölkerung teil und diskutierten mögliche Lösungen.

Im Laufe des Jahres 2024 haben die Verantwortlichen ihr eigenes Netzwerk für Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel gegründet, in dem sie Erfahrungen über ihre Stadtviertel austauschen, Schwierigkeiten benennen und sich gegenseitig unterstützen. 

„Gemeinsam sind wir in der Lage, nicht nur unsere eigenen Wohnviertel zu verändern, sondern auch die Art und Weise, wie Brasilien mit klimatischen und sozialen Herausforderungen umgeht“, sagte Simone.

Kampf für städtische, ökologische und soziale Rechte

„Diese Erfahrung hat es mir ermöglicht, meinen Horizont zu erweitern“, sagt Ana Claudia Hilário, Leiterin von Terra Prometida, einer benachteiligten Gemeinde in São Paulo. Die Gemeinde hat keinen Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Abwasserentsorgung, Strom und Kanalisation. Sie hat 2430 Einwohner, von denen fast 360 Kinder sind. 

Ana Claudias Resilienz gibt ihr die Kraft, alle Aktivitäten der Gemeinde zu koordinieren und für die städtischen, ökologischen und sozialen Rechte zu kämpfen. Mit den Erfahrungen aus dem Mentoring-Programm ist eines ihrer Ziele die Erhaltung des Flusses als Hauptwasserquelle in Terra Prometida durch den Bau eines Gemeinschaftsgartens.

Durch das Mentoring wurden auch die Fähigkeiten zur politischen Meinungsäußerung und die institutionelle Sichtbarkeit verbessert, indem politische Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern des Kabinetts von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, verschiedener Ministerien und der deutschen Botschaft organisiert wurden.

Ausgezeichnet! Anerkennung für Engagement im Stadtviertel

„Ich habe immer für meine Gemeinschaft gearbeitet, aber ich wurde nie wertgeschätzt. Die Arbeit, die ich geleistet habe, wurde nie anerkannt. Aber mit dem Mentoring-Programm wird mein Kampf jetzt gesehen“, erklärte Dayane Monteiro aus João Pessoa. Sie ist die Leiterin der Müllsammlerinnen-Gruppe aus der Gemeinde Aratu. Die Gruppe besteht hauptsächlich aus Frauen, die bis zu 12 Stunden am Tag in den Stadtvierteln unterwegs sind, um feste Abfälle für das Recycling zu sammeln.

Im März 2024 verzeichnete die Stadt João Pessoa die höchsten Niederschlagsmengen des Landes. Dayanes Gemeinde hatte unter den Folgen zu leiden: Mehrere Stellen wurden überflutet und Wasser drang in Häuser mit geringer Infrastruktur ein. Infolgedessen verloren viele Bewohnerinnen und Bewohner Möbel, Hausrat, Lebensmittel und Kleidung und waren besonders betroffen von Krankheiten und Stromschläge.

Die städtischen Randgebiete sind am stärksten von Umweltschäden und extremen Wetterereignissen wie Überschwemmungen und Erdrutschen betroffen. Dem IPCC-Bericht zufolge ist es für die städtische Randbevölkerung 15-mal wahrscheinlicher, durch extreme Wetterereignisse infolge des Klimawandels zu sterben. Ein gefährliches Szenario für Brasilien, wo 16,4 Millionen Menschen in Favelas und städtischen Gemeinschaften leben.

Die Gemeinde Aratu musste wieder auf die Beine kommen. Die Müllsammlerinnen von Dayane haben dazu beigetragen und halfen zusammen mit anderen Gruppen in der Gegend ihren Nachbarinnen und Nachbarn. Die gesamte Arbeit von Dayane wurde auch offiziell anerkannt: Im November 2024 wurden die Müllsammlerinnen von Aratu vom brasilianischen Städtebauministerium mit dem Preis „2º Periferia Viva“ ausgezeichnet. Ihre Gemeinde erhielt außerdem ein nationales Projekt und eine Finanzierung für die Landregulierung. Dayanes Antrag wurde mit Unterstützung durch das Mentoring-Programm gestellt.

Fazit zum Mentoring-Programm

Auch wenn das Programm „Black Women for Climate Resilience“ nur ein Jahr dauerte, zielte es darauf ab, die Sichtbarkeit dieser Frauen zu erhöhen und ihren Gebieten mehr Chancen und Resilienz zu bieten. 

Infolgedessen konnten sie ihre Erfahrungen bei internationalen Veranstaltungen wie den Treffen der Gruppe der 20 (G20) und dem World Urban Forum 12 (WUF12) in Kairo einbringen. 

Über das ANDUS-Projekt 

Das IKI-Projekt ANDUS unterstützt Behörden auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene bei der Umsetzung von Strategien zur integrierten Planung und beim Management einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Seit acht Jahren entwickelt es eine Peer-Learning-Methodik weiter, mit der lokale Akteurinnen und Akteure unterstützt werden.

Mit der Verlängerung des ANDUS-Projekts im Jahr 2023 konnte diese Methodik in einer neuen Phase verbessert werden. Das Mentoring brachte eine neue Perspektive ein, indem sie die Frauen an den Stadträndern in den Mittelpunkt der städtischen Klimaagenda in Brasilien stellte.

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