14.02.2025

Naturbasierte Strategien für urbane Widerstandsfähigkeit

Inklusive Stadtplanung in Thailand: Datenerhebung im Unterbezirk Khlong Chanak, Muang Surat Thani

Die IKI unterstützt inklusives Engagement, um in Thailands Hochrisikostädten naturbasierte Lösungsansätze zum Umgang mit dem Klimawandel voranzutreiben. 

„Die Natur, die unsere Stadt vor dem Klimawandel retten könnte, ist bereits zerstört.“ Zu dieser Erkenntnis gelangten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kommunalbehörde der Stadt Surat Thani in Thailand nach einer Übung zur Identifizierung grüner Infrastruktur und natürlicher Ressourcen, die die Widerstandsfähigkeit der Stadt stärken könnten. Auf der Suche nach den Ökosystemen, die als Schutzschilde gegen die Klimakrise dienen sollten, stellten sie fest, dass das meiste, was die Stadt einst schützte, heute verloren ist.

Mit Blick auf diese Herausforderung wurde das von der IKI- Projekt „Urbaner Resilienzaufbau“ im Jahr 2024 als Fünfjahresinitiative ins Leben gerufen. Das Projekt wird gemeinsam vom Zentrum für Katastrophenschutz in Asien (ADPC), der Internationalen Weltnaturschutzunion (IUCN), dem Zentrum für Menschen und Wälder (RECOFTC), der Team-Europa-Initiative (TEI) und dem Urbanen Planungs- und Entwicklungszentrum (UddC) durchgeführt, die mit der Abteilung für die Verwaltung von Wasserressourcen des thailändischen Umweltministeriums eine politische Partnerschaft eingegangen sind. Das Projekt soll die urbane Widerstandsfähigkeit durch naturbasierte Lösungsansätze verbessern.

Fortschritte wurden im ersten Jahr durch die Integration der Forschung, die Einbeziehung von Stakeholdern und eine strategische Planung erzielt. Als Ergebnis identifizierte das Projektkonsortium mögliche Standorte, an denen man naturbasierte Lösungsansätze demonstrieren kann. Diese Standorte liegen in den Provinzen Surat Thani und Chiang Rai, die als nationale Hochrisikogebiete für die Klimakrise eingestuft wurden. Der Auswahlprozess wurde unterstützt durch Thailands Vierten Nationalen Kommunikationsbericht, der nach den Richtlinien der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) anhand wissenschaftlicher Daten aus Hitze-, Hochwasser- und Dürrerisikokarten erstellt wurde.

Surat Thanis schwindende Widerstandsfähigkeit und Chiang Rais eskalierende Risiken

Surat Thani steht stellvertretend für Thailands Küstenstädte. Die Stadt, die einst von Reisfeldern und Torfsumpfwäldern dominiert wurde, erlebte eine rasante Urbanisierung, die ihre natürliche Aufnahmekapazität für Überschwemmungen drastisch reduziert hat. Straßen und Gebäude blockieren heute natürliche Wasserwege, während die bestehenden Entwässerungssysteme nicht ausreichen, um die steigenden Wassermengen zu bewältigen. In der Vergangenheit blieben Torfsümpfe aufgrund ganzjähriger Überschwemmungen unberührt und waren daher für die Bebauung ungeeignet. Später wurden sie jedoch für die Landwirtschaft und Siedlungen genutzt. Diese anfänglichen Eingriffe führten zu einer weiteren Landumwandlung, einschließlich der Ausweitung von Ölpalmenplantagen. Ohne den Schutz der Moorlandschaft würde die Stadt in Zukunft mit einem schwerwiegenden Wassermangel konfrontiert sein. Mit einer zunehmenden Verschärfung des Klimawandels werden die Folgen verlorener natürlicher Puffer immer deutlicher.

Währenddessen ist Chiang Rai zahlreichen Naturgefahren ausgesetzt: Erdbeben, Erdrutsche, Waldbrände, Dunstglocken und klimabedingte Risiken wie Dürren und Überschwemmungen belasten die Provinz. Die schweren Überschwemmungen im Jahr 2024 waren ein Alarmsignal, da mehrere Bezirke, insbesondere Mueang Chiang Rai, von langanhaltender Überflutung betroffen waren. Ein Vergleich historischer und aktueller Karten des Flusses Kok zeigt, dass die Stadterweiterung natürliche Wasserwege blockiert hat. Die Satellitenbilder zeigen eine rasche Umwandlung von landwirtschaftlichen Flächen in Wohn- und Gewerbegebiete. Die lineare Stadterweiterung entlang der Straßennetze hat die Wasserrückhaltegebiete weiter unterbrochen und zu schweren Überschwemmungen beigetragen. Trotz der reichhaltigen natürlichen Ressourcen von Chiang Rai – dazu zählen Flüsse, Feuchtgebiete, Wälder und Grünflächen – gefährdet die Urbanisierung diese wichtigen Pufferzonen weiter.

Inklusive Analyse und Engagement für die Identifizierung von NbS-Standorten

Das IKI-Projektbegann mit einer Bewertung der grünen Infrastruktur auf Stadtebene, bei der sowohl ursprüngliche Naturlandschaften als auch aktuelle Bedingungen kartiert wurden, bevor die Stakeholder einbezogen wurden. Der Konsortialpartner ADPC überprüfte die Überschwemmungsgefahren, entwickelte Karten mit Klimadaten und Niederschlagsdatensätze und arbeitete mit dem thailändischen Wetterdienst und dem Ministerium für Klimawandel und Umwelt zusammen, um die Klimamodellierung voranzutreiben.

Aus politischer Sicht ergab die Feuchtgebietsstudie der TEI ein geringes Bewusstsein für Naturschutz, Wasserknappheit und zunehmende Bedrohungen durch Überschwemmungen, Dürren und invasive Arten in beiden Provinzen. Die Empfehlungen konzentrierten sich auf nachhaltiges Wassermanagement, Bildung und die Nachahmung erfolgreicher Naturschutzmodelle für den Hausgebrauch, die Landwirtschaft, den Tourismus und kulturelle Aktivitäten.

Auf Provinzebene leitete das UddC Workshops mit Stakeholdern, um eine widerstandsfähige Stadtplanung zu steuern, und Wissen über urbane Widerstandsfähigkeit, naturbasierte Lösungsansätze und Klimaanpassungen zu vermitteln. In diesen Sitzungen wurden wichtige Herausforderungen und Chancen identifiziert und Initiativen zum Kapazitätsaufbau sowie operative Pläne entwickelt.

Auf Gemeinschaftsebene führte das RECOFTC Standortuntersuchungen und Workshops zur Validierung von Daten durch, um die Landnutzung, die sozialen Herausforderungen und den Entwicklungsbedarf zu bewerten. Zu den Hauptanliegen gehörten die Zerstörung von Feuchtgebieten, die Ernährungsunsicherheit, invasive Arten und schrumpfende Gewässer.

Die Erkenntnisse aus den laufenden Maßnahmen und den Validierungsworkshops wurden dazu genutzt, Kriterien für die Auswahl von Pilotgebieten aus 24 Standortalternativen zu ermitteln. Die IUCN integrierte den globalen Standard für NbS, den Urbanen Naturindex (UNI), das System der umweltökonomischen Gesamtrechnung (SEEA) und die globale Ökosystemtopologie in die Rahmen zur Standortauswahl. Für die allererste Umsetzung von NbS werden derzeit die folgenden Standorte für die Durchführung von naturbasierten Pilot-Lösungsansätzen diskutiert:

Chiang Rai: Das Seengebiet von Nong Saen und das Flussgebiet des Mae Korn für die Entwicklung eines öffentlichen NbS-Parks

  • Flussrenaturierung – Rückverlegung des Deichs und Beseitigung des aufgeschütteten Bodens
  • Renaturierung von Uferzonen – Wiederherstellung der einheimischen Vegetation und Kontrolle invasiver Arten
  • Entwicklung einer klimaresistenten Zukunftsplanung
SWOC-Analyse mit lokalen Akteurinnen und Akteuren in Chiang Rai, Thailand

Surat Thani: Der öffentliche Park Rama 9 und das Torfmoor der Universität Rajabhat für Initiativen mit einem Schwerpunkt auf Biodiversität

  • Sanierung der grünen und blauen Infrastruktur: Regengärten und Anlagen zur Versickerung von Niederschlägen für die Regenwasserbewirtschaftung
  • Wiederherstellung von Feuchtgebieten zur Verbesserung der Entwässerung und Biodiversität
  • Bepflanzung mit einheimischen Sumpfarten zur Beschattung und ökologischen Wiederherstellung
  • Ausweisung als urbane gebietsbezogene Schutzmaßnahmen (OECM)
  • Wiederherstellung von Ökosystemen
  • Umweltbildung und öffentliches Engagement
  • Integrierte Überwachung und adaptive Verwaltung

Ausblick

Sobald diese Standorte ausgewählt sind, werden diese NbS-Maßnahmen die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel verbessern und die Ökosysteme wiederherstellen. 

Damit unterstützen sie eine nachhaltige Stadtentwicklung in Surat Thani und Chiang Rai und geben so ein Beispiel für andere Hochrisikogebiete in ganz Thailand.

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10 Jahre nachhaltige Stadtentwicklung in der IKI

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