Infrastruktur-Fachleute schließen sich zusammen, um Klimarisiken zu verringern

Das IKI-Projekt CSI gründet ein internationales Fachnetzwerk zur Bewertung von Klimarisiken und der Anfälligkeit von Infrastrukturen.
So hilft das Projekt seinen Partnerinnen und Partnern, fundierte Entscheidungen im Hinblick auf Klimarisiken zu treffen.
Das Projekt „Verbesserte Climate Services für Infrastrukturinvestitionen (CSI)” der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) arbeitet mit seinen Partnerinnen und Partnern zusammen, um sie dabei zu unterstützen, fundierte, auf Klimarisiken basierte Entscheidungen für ihre Infrastrukturen zu treffen. Derzeit wird im Rahmen des Projekts ein internationales Netzwerk von Expertinnen und Experten zur Bewertung von Klimarisiken und der Anfälligkeit von Infrastrukturen ins Leben gerufen. Dieses Netzwerk soll das kontinuierliche Peer-Learning und den kontinuierlichen Austausch gewährleisten.
Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger im Bereich Infrastruktur stehen vor der Herausforderung, dass die heute getroffenen Infrastrukturentscheidungen bestimmen, inwieweit unsere Gesellschaften in den kommenden Jahrzehnten in der Lage sein werden, die Folgen des Klimawandels zu bewältigen. Sie suchen nach Wegen sicherzustellen, dass unsere Infrastrukturen dieser Aufgabe gewachsen sind.
Einer der Menschen, die sich dieser Herausforderung stellen, ist Herr Dien aus Vietnam. Er arbeitet für das Water Resources Investment and Construction Board 10 (PMU-10), das dem Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (MARD) in Vietnam untersteht. Als Bauleiter war er für den Bau des größten Sperrwerks Vietnams verantwortlich: Cai Lon – Cai Be. Es ist eines von 56 Sperrwerken, die die Provinz Kiên Giang vor dem Eindringen von Salzwasser und vor Überschwemmungen schützen. Vor dem Bau von Cai Lon – Cai Be war es eines der Hauptanliegen der vietnamesischen Regierung, sicherzustellen, dass die Schleuse ihre Betriebsfunktionen in den nächsten 100 Jahren erfüllen wird und die Investition nicht verloren geht.


Im Jahr 2005 standen die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger im Bereich Infrastruktur in Kanada vor derselben Frage. Als Reaktion darauf wurde das Public Infrastructure Engineering Vulnerability Committee (PIEVC) gegründet, das mit einer anfänglichen finanziellen Förderung durch das kanadische Ministerium für natürliche Ressourcen eine Methode zur Bewertung der Klimaanfälligkeiten und -risiken von Infrastrukturen entwickelte. Die als PIEVC-Protokoll (PIEVC-Programm) bekannte Methode führt Fachleute durch einen schrittweisen Prozess der Anfälligkeits- und Risikobewertung. Auf der Grundlage dieses Prozesses können Nutzerinnen und Nutzer die Risiken priorisieren und potenzielle Anpassungsmaßnahmen ermitteln. Dies trägt dazu bei, sicherzustellen, dass die für eine Anpassung der Infrastruktur an die Auswirkungen des Klimawandels verfügbaren Mittel wirksam eingesetzt werden.
Von Kanada nach Vietnam – das PIEVC-Protokoll
Als es darum ging, im Rahmen des CSI-Projekts nach Wegen zu suchen, um Partner wie Herrn Dien in Vietnam bei fundierten, auf Klimarisiken basierten Entscheidungen zu unterstützen, erwies sich das PIEVC-Protokoll als perfekte Methode. Seit dem Start des Projekts im Jahr 2017 haben mehr als 300 Menschen in den Partnerländern Brasilien, Costa Rica, Vietnam sowie in der Nilbeckeninitiative (NBI) und darüber hinaus über praktische Anwendungen und Schulungen gelernt, das PIEVC-Protokoll zu nutzen. Mit seinem partizipativen Ansatz bringt das PIEVC-Protokoll Ingenieurinnen und Ingenieure, Klimaforscherinnen und Klimaforscher und andere Infrastruktur-Fachleute zusammen. Damit trägt es dazu bei, lokales Wissen zu nutzen und gleichzeitig Kompetenzen vor Ort aufzubauen.
Ein Beispiel dafür ist die Risikobewertung für die Schleusenanlage Cai Lon – Cai Be in Vietnam. Herr Dien erklärt, wie der partizipative Prozess des PIEVC geholfen hat, Datenlücken zu schließen: „Wir haben die Expertin von MONRE (vietnamesischer hydro-meteorologischer Dienst des vietnamesischen Ministeriums für natürliche Ressourcen und Umwelt) dazu eingeladen, und das Datenproblem auf diese Weise gelöst.“ Für Institutionen wie den hydro-meteorologischen Dienst (HydroMet) ist die Anwendung des PIEVC-Protokolls oft das erste Mal, dass sie an Prozessen zur Bewertung von Klimarisiken beteiligt sind.
Frau Lien vom südlichen HydroMet-Dienst in Ho-Chi-Minh-Stadt arbeitete während des Risikobewertungsprozesses eng mit Herrn Dien zusammen. Der Prozess half ihr zu verstehen, wie wichtig die Bewertung von Klimarisiken ist, und welche Rolle HydroMets dabei zukommt. Durch das Zusammenbringen von Akteurinnen und Akteuren trägt das PIEVC-Protokoll dazu bei, Netzwerke zwischen Institutionen zu bilden, die den umfassenderen nationalen Anpassungsprozess unterstützen können.
Internationales Netzwerk zur Bewertung von Klimarisiken und Anfälligkeiten
Wie können Frau Lien und Herr Dien diesen Prozess fortsetzen und ihre aus der Anwendung von Klimarisikobewertungen gewonnenen Erkenntnisse mit Expertinnen und Experten aus anderen Teilen der Welt austauschen? Um die Kapazitäten für Klimarisikobewertungen für Infrastrukturen weiter auszubauen und das Instrumentarium kontinuierlich zu erweitern, wurde das Internationale Netzwerk zur Bewertung von Klimarisiken und Anfälligkeiten gegründet. Es ermöglicht Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern sowie Fachleuten wie Herrn Dien und Frau Lien, sich mit anderen Fachleuten auf der ganzen Welt zu vernetzen. Zudem können sie auf Fachwissen zugreifen, voneinander zu lernen und die praktische Umsetzung einer klimaresilienten Infrastruktur gemeinsam vorantreiben.
Das Netzwerk bietet nicht nur Zugang zu internationalen Expertinnen und Experten sowie Schulungen, sondern erleichtert auch den Süd-Süd-Austausch. Die Gründung wird von einer Webinar-Reihe begleitet, die verschiedene Themen in Verbindung mit einer klimafesten Infrastruktur abdeckt.
Im Anschluss an die Reihe findet im April 2023 eine internationale Konferenz in Kanada statt, mit dem Ziel, die umfangreiche Erfahrung, die Kanada in der Anwendung des PIEVC-Protokolls hat, mit der aufstrebenden internationalen Praxis mit dieser Bewertungsmethode zusammenzubringen.
Das CSI-Projekt wird von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und in Kooperation mit dem Climate Risk Institute (CRI) durchgeführt. Mit der GIZ, dem CRI und dem Institut für die Reduzierung katastrophaler Verluste (ICLR) sind hier die Institutionen vertreten, die seit 2020 im Rahmen der PIEVC-Allianz federführend in der Förderung des PIEVC-Protokolls tätig sind.
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Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
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Präsentationen zum Thema
Das CSI-Projekt hat bei einer IKI Brown Bag Lunch-Veranstaltungen seine Arbeit vorgestellt. Hier finden Sie die Präsentationen:
PIEVC - Protocol and Program: Background, Status, New Directions
Eine zweite Präsentation wird in Kürze ergänzt.