18.12.2024

IKI leistet Beitrag zur gerechten Energiewende in Südafrika

Ein großes Kohlekraftwerk mit vier monumentalen Kühltürmen dominiert das Bild. Im Vordergrund befinden sich Solarzellen auf einer schrägen Konstruktion, umgeben von einem Zaun. Einige Bäume und Büsche sorgen für etwas Grün in der Szene. Der Himmel ist leicht bewölkt.
Das ehemalige Kohlekraftwert Komati wird in eine Anlage zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien umgewandelt, die mit 150 MW Solarenergie, 70 MW Windenergie und 150 MW Batteriespeichern betrieben wird.

Mehrere Projekte der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) arbeiten mit der Partnerschaft für eine gerechte Energiewende (JETP) in Südafrika daran, die Klimaschutzziele des Landes zu realisieren. 

Südafrika hat eine der kohlenstoffintensivsten Volkswirtschaften der Welt, da das Land von fossilen Brennstoffen im Elektrizitäts-, Industrie- und Transportsektor abhängt. Die Industriesektoren des Landes, darunter Bergbau, Metallindustrie und Automobilbau, haben sich eng mit dem fossilen Energiesektor entwickelt, was zu komplexen gegenseitigen Abhängigkeiten führt.

Die Energieversorgung mit überwiegend alten Kohlekraftwerken ist trotz verschiedener Interventionsmaßnahmen nicht gesichert. Immer wieder mussten ganze Stadteile für mehrere Stunden vom Stromnetz genommen werden, um den kompletten Zusammenbruch des Netzes zu vermeiden. „Loadshedding“ wird diese Maßnahme genannt, zu Deutsch: Lastabwurf. Die Einschnitte für die Bevölkerung und das Wirtschaftsleben sind enorm. Die in 2023 angestoßene Weichenstellung zur Öffnung der Strommärkte für den Privatsektor sowie der Ausbau von Solaranlagen auf Dächern zeigt zwar erste Wirkung: Seit März 2024 gab es kein Loadshedding. Dennoch ist die Energieversorgung nicht vollständig gesichert und anfällig, weshalb teilweise gefordert wird, die geplante Stilllegung diverser Kohlekraftwerke um bis zu 6 Jahre auf 2030 zu verschieben.

Das Land steht somit weiterhin vor der großen Herausforderung, den Ausbau zusätzlicher Stromerzeugungskapazitäten erneuerbar und nachhaltig zu gestalten – und eine politische Strategie zu entwickeln, die das Wirtschaftswachstum und die Klima- und Biodiversitätsziele Südafrikas berücksichtigt.

 

Südafrika: IKI-Schwerpunktland und wichtiges Beispiel für die globale Energiewende

Südafrika zählt als Schwerpunktland zu den Ländern, in denen die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) den Fokus ihrer Arbeit legt. Dies gilt auch für die globale Energiewende, die in der Strategie der IKI als eines der priorisierten Handlungsfelder definiert ist.

Deutschland unterstützt Südafrika unter anderem über die IKI aufbauend auf den eigenen Erfahrungen bei der Weiterentwicklung von Technologien für die Energiewende, ihrer Finanzierung und ihrer sozial gerechten Ausgestaltung – zum Beispiel mit der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen in den vom Wandel betroffenen Kohlegebieten. Damit einhergehend unterstützt die IKI zudem die Dekarbonisierung der Industrie als Schlüsselkomponente zur Minderung von Treibhausgasen.

Eine weiße, traditionelle Gebäudeanlage mit grünem Holztor und Solarpanels auf dem Dach. Im Vordergrund steht eine blaue Ladestation für Elektroautos mit der Aufschrift „ChargeNow“. Die Umgebung ist gepflegt mit einem grünen Rasen und Blumenbeeten. Der Himmel ist strahlend blau.
Der Ausbau von Solaranlagen auf Dächern zeigt in Südafrika erste Wirkung: Seit März 2024 gab es kein Loadshedding.

Ein wichtiges Instrument dazu ist die „Partnerschaft für eine gerechte Energiewende“ (Just Energy Transition Partnerships, JETP). JETPs sind plurilaterale Partnerschaften, die ausgewählte Länder im globalen Süden bei einer beschleunigten und sozial verträglichen Energiewende und ambitionierten Minderungsmaßnahmen unterstützen. Auf diesem Weg werden die Länder durch den teilweise von der IKI geförderten, deutschen Beitrag begleitet.

Die JETPs kombinieren finanzielle und technische Hilfe durch eine internationale Partnergruppe (IPG), um unter anderem den Ausbau von erneuerbaren Energien und Stromnetzen, Energieeffizienzmaßnahmen und einen gerechten Übergang zu emissionsarmen Energiesystemen zu ermöglichen.

Kohleausstieg und Ausbau erneuerbarer Energien

Die JETP mit Südafrika hat das Ziel, den Kohleausstieg zu beschleunigen und die erneuerbaren Energien auszubauen – beides sozial gerecht. Insgesamt sollen 1000 bis 1500 Millionen Tonnen an Treibhausgasemissionen in den nächsten 20 Jahren vermieden werden. Zum Vergleich: Deutschland emittierte im Jahr 2021 rund 762 Millionen Tonnen. Der Schwerpunkt der Maßnahmen liegt dabei auf der Dekarbonisierung des Elektrizitätssektors, auf Fahrzeugen mit alternativem Antrieb und grünem Wasserstoff.

Für diese Ziele müssen in Südafrika große Investitionen getätigt werden. Allein für die Jahre 2023 bis 2027 liegt der Bedarf schätzungsweise bei 100 Milliarden US-Dollar. Mit 9,3 Milliarden US-Dollar stellt die IPG im Rahmen der JETP etwa 9,3 Prozent dieses ersten Finanzierungsbedarfs als Startfinanzierung zur Verfügung.

Jennifer Morgan, Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik und Staatssekretärin im Auswärtigen Amt
Südafrika ist ein unverzichtbarer globaler Partner in der Außen- und Klimapolitik und ein Vorreiter der Energiewende auf dem afrikanischen Kontinent. Die neue Regierung der nationalen Einheit hat die historische Chance, eine sozial gerechte Energiewende voranzutreiben und damit ein Vorbild für eine resiliente und nachhaltige Entwicklung auf dem afrikanischen Kontinent zu werden. Dies wollen wir als Deutschland weiterhin nach Kräften – etwa im Rahmen der südafrikanischen „Just Energy Transition Partnership“ – unterstützen.
Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik, Auswärtiges Amt

Im November 2022 wurde auf der 27. Weltklimakonferenz (COP27) in Ägypten ein Investitionsplan veröffentlicht, dem auf der 28. Weltklimakonferenz (COP28) in den Vereinigten Arabischen Emiraten Ende 2023 ein Umsetzungsplan folgte. Dementsprechend wurde das JETP-Sekretariat von der Project Management Unit (PMU) abgelöst. Der Fokus liegt nun darauf, die strategischen Ziele der JETP in konkrete Maßnahmen umzuwandeln und die Finanzierung dieser Maßnahmen zu planen.

 

IKI unterstützt die JETP in Südafrika mit drei Projekten

Mit seinen Erfahrungen bei der Energiewende hat Deutschland als ein JETP-Partner Südafrika bei wichtigen Reformen zugunsten des Klimaschutzes und zum Energiemarkt beraten. Inzwischen zeigen sich erste messbare Erfolge. So hat sich die Zahl von Solaranlagen mit sechs Gigawatt auf Dächern mehr als verdoppelt in den vergangenen zwei Jahren. Zugleich schafft die Energiewende neue Jobs, denn der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften für den Ausbau der Erneuerbaren – Installateur*innen, Techniker*innen und Elektriker*innen – steigt deutlich. So kann die Energiewende auch zum Abbau sozialer Ungleichheiten beitragen – eine Herausforderung, vor der viele südafrikanische Industriegebiete stehen.

JUST-SA-Projekt bietet Weiterbildungen und unterstützt Arbeitsgruppe gegen Verschmutzung in Mpumalanga

Gruppenfoto von Personen unter einem teilweise überdachten Bereich in einer industriellen Umgebung bei Abendlicht.
Teilnehmende der IKI JET Studienreise nach Mpumalanga.

Zentrales Element der IKI-Förderung ist das Projekt „Gerechter Übergang zu einer dekarbonisierten Wirtschaft für Südafrika (JUST SA)“. Es unterstützt die JETP Südafrika mit gezielten Maßnahmen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene. Dazu gehören Weiterbildungen zum Thema grüne Wirtschaft und Just Transition, nationale und regionale Forschungsprogramme, Ad-hoc-Unterstützung bei nationalen und regionalen Just-Transition-Prozessen sowie Forschung zu verschiedenen Aspekten der Finanzierung eines gerechten Übergangs – von der Projektpipeline-Entwicklung bis hin zu finanziellen Mechanismen und Instrumenten.

Im Mai 2024 organisierte das IKI-Projekt Just SA gemeinsam mit der gemeinnützigen Wirtschaftsforschungseinrichtung Trade Industrial Policy Strategies (TIPS) in der Provinz Mpumalanga Weiterbildungen für Mitarbeitende der Verwaltung auf Provinz- und lokaler Ebene. Die Fortbildung bot den Teilnehmenden eine gute Möglichkeit, ihr Wissen über Instrumente und Praxisbeispiele aus dem Themenfeld nachhaltige Wirtschaft und Just Transition zu erweitern. Dazu wurden unter anderem die drei Dimensionen eines gerechten Übergangs vorgestellt: Verfahrensgerechtigkeit, Verteilungsgerechtigkeit und Wiederherstellungsgerechtigkeit und eine Analyse der gefährdeten Arbeitsplätze. Als Teil der Zusammenarbeit von JUST SA und TIPS wird dieses kostenlose Training in allen neun Provinzen Südafrikas für Mitarbeitende auf Provinz- und kommunaler Ebene angeboten werden, deren tägliche Aufgaben ein gutes Verständnis von Klimawandel, nachhaltiger Wirtschaft und gerechten Übergangsthemen erfordern.

Darüber hinaus veranstaltete das JUST-SA-Projekt im Jahr 2024 gemeinsam mit dem WWF Südafrika ein Gründungstreffen für die Technische Beratungsgruppe (TAG) gegen Wasser- und Bodenverschmutzung, die sich ab jetzt vierteljährlich trifft. Die Bekämpfung der Verschmutzung und die anschließende Sanierung in der Bergbauregion Mpumalanga ist von entscheidender Bedeutung, und die Gründung der TAG ein wichtiger Schritt nach vorn.

JUST SA hat sich über die TAG hinaus das Ziel gesetzt, praktikable Lösungen und nachhaltige Geschäftsmodelle für die Sanierung von Land und Minen in Mpumalanga zu entwickeln. Diese umfassendere Vision geht über die bloße Beseitigung von Kontaminationen hinaus und zielt darauf ab, eine nachhaltige Zukunft für die Region zu schaffen. Durch Workshops, Veröffentlichungen und andere Ressourcen hilft JUST SA über den WWF den Interessengruppen, bewährte Praktiken bei der Sanierung zu verstehen und umzusetzen.

IKI-JET fördert Wissensaustausch durch das Internationale Forum für Kohleregionen

Drei Frauen in einem Meeting-Raum sitzen an einem Tisch mit Laptops. Im Fokus stehen zwei Frauen, die intensiv miteinander diskutieren. Die eine trägt eine auffällige Brille, eine schwarz-weiße gemusterte Bluse und einen roten Lanyard. Die andere hat dunkles, schulterlanges Haar und trägt ein blaues Lanyard. Im Hintergrund sind unscharf weitere Teilnehmende zu sehen.
Teilnehmende des Internationalen Forums für Kohleregionen 2024 in Pretoria.

Beim Projekt „Innovationsregionen für eine gerechte Energiewende“ (IKI JET) liegt der Fokus auf dem Austausch der für das Gelingen einer gerechten Energiewende wichtigen Schlüsselakteure. Über verschiedene Formate bringt das Projekt immer wieder unterschiedliche Personengruppen zusammen und fördert den Wissensaustausch und das gegenseitige Lernen.

Das größte Dialogformat ist das Internationale Forum für Kohleregionen im Wandel, das im Jahr 2023 zum ersten Mal in Berlin in den Räumlichkeiten der IKI-Projektträgerin Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH stattfand. Im Oktober 2024 fand das Forum in Pretoria, Südafrika, statt und mehr als 100 Vertreterinnen und Vertreter der Gewerkschaften, der Zivilgesellschaft, der Kohleunternehmen und politische Entscheidungstragende der nationalen und regionalen Regierungen aus den Kohleregionen der Welt nahmen teil. Viele weitere waren zudem online dazu geschaltet.

Die Teilnehmenden tauchten tief in das südafrikanische Konzept des gerechten Übergangs ein und wurden von verschiedenen lokalen Rednerinnen und Rednern angeleitet, die die Bedeutung der wirtschaftlichen Diversifizierung und des Engagements der Gemeinden in kohleabhängigen Regionen wie Mpumalanga hervorhoben. Im Gegenzug tauschten Interessenvertreterinnen und -vertreter aus Chile, Kolumbien, Indonesien, der Mongolei, den Philippinen, Thailand und Vietnam Erkenntnisse und Herausforderungen aus ihren jeweiligen Kohleregionen aus.

Anlässlich des Forums organisiert das Projekt außerdem Reisen in Kohleregionen der ausrichtenden Länder.

IKI JET entwickelte zudem ein Bewertungsinstrument für gerechte Energiewendepläne. Das Tool hilft politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern und Interessenvertreterinnen und -vertretern, Pläne auf der Grundlage umfassender Nachhaltigkeitskriterien zu entwerfen oder zu überarbeiten. Darüber hinaus erarbeitete IKI JET ein Online-Schulungsprogramm zum Thema „Gerechter Energieübergang in Kohlebergbauregionen“, an dem im Juli 2024 26 Personen teilnahmen.

 

PtX-Pathways untersucht Dekarbonisierungsoptionen und -pfade

Als Teil des International PtX Hub unterstützt PtX Pathways die Entwicklung nachhaltiger Power-to-X- (PtX) und Wasserstoff-Märkte als Baustein für die Energiewende in Marokko, Südafrika und Argentinien. Das IKI-Projekt erarbeitet in Südafrika Szenarien für die Verteilung und Nutzung von PtX-Technologien. Diese Szenarien basieren auf einer Analyse von lokalem und globalem Angebot und Nachfrage sowie einer Modellierung verschiedener Wirtschaftszweige. Angesichts der starken Abhängigkeit des Landes von Kohle werden die entwickelten Dekarbonisierungspfade daraufhin bewertet, wie sie eine sozial gerechte Transformation (Just Transition) und den Erhalt von Arbeitsplätzen im Bergbau ermöglichen können. Gleichzeitig werden ungenutzte Potenziale untersucht, etwa die Versorgung der weltweiten Schifffahrtsindustrie mit klimaneutralen Kraftstoffen. 

Das Projekt analysiert zudem Dekarbonisierungsoptionen für Prozesse wie die Kohleverflüssigung sowie die Produktion von Wasserstoff und PtX-Kraftstoffen, um eine strategische Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft zu fördern. Die Ergebnisse und Erkenntnisse werden durch Studien sowie Dialogformate wie Trainings, Workshops und Konferenzen vermittelt.

 

Ausblick

Die IKI plant im Rahmen der JETP weiterhin eine enge Zusammenarbeit mit den südafrikanischen Partnern, um weitere Unterstützungsmöglichkeiten für eine sozial-gerechte Energiewende zu identifizieren und auszugestalten.

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Kontakt

IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71

10963 Berlin

iki-office@z-u-g.org

Videos zum Projekt

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