06.03.2019

Global engagiert gegen industrielle Lachgasemissionen

Produktionsanlage der chemischen Industrie; Foto: ©GIZ
Produktionsanlage der chemischen Industrie; Foto: ©GIZ

Die Produktion von Salpetersäure birgt enormes Potenzial zur Einsparung von Treibhausgasemissionen: Bis zu 800 Millionen Tonnen zwischen 2021 und 2030. Das Klimaaktionsbündnis Salpetersäure will dieses Potenzial ausschöpfen.

Das Klimaaktionsbündnis Salpetersäure (Nitric Acid Climate Action Group, NACAG) arbeitet auf vier Kontinenten und in über 20 Ländern mit Partnerregierungen und Fabrikbetreibern zusammen, um die Emissionen des extrem klimaschädlichen Lachgases (N2O) zu reduzieren. Die NACAG hat dabei einen ganz spezifischen Industriesektor im Blick: Die Produktion von Salpetersäure. Bei der Herstellung dieser Säure, die man vorrangig für die Produktion von Kunstdünger verwendet, wird Lachgas emittiert. Lachgas ist 265-mal klimaschädlicher als Kohlenstoffdioxid (CO2). Die Emissionen lassen sich jedoch durch den Einbau von Katalysatoren in der Fabrikanlage stark reduzieren - und dies mit relativ geringem Aufwand und zu moderaten Kosten.

Die Vision des Klimaaktionsbündnisses Salpetersäure ist es, dass die weltweite Produktion von Salpetersäure klimafreundlich umgestaltet wird, indem die entstehenden Lachgasemissionen überall auf der Welt auf ein Minimum reduziert werden. Das Minderungspotential im Salpetersäuresektor ist groß: es wird für den Zeitraum 2021 – 2030 weltweit auf 600 bis 800 Millionen Tonnen CO2 Äquivalent geschätzt. Allein in einem Land wie Indien, in dem 16 Anlagen in Betrieb sind, beträgt das jährliche Einsparungspotenzial etwa 2,5 Millionen Tonnen CO2 Äquivalent (vgl. Schneider, L. und Cames, M. 2014): Options for continuing GHG abatement from CDM and JI industrial gas projects).  

Produktionsanlage der chemischen Industrie; Foto: ©GIZDas Bundesumweltministerium hat die NACAG 2015 auf der COP21 in Paris ins Leben gerufen. Das erklärte Ziel der Initiative: Zeitnah soll in möglichst vielen Salpetersäureproduktionsanlagen Technik eingebaut werden, die die Lachgasemissionen verringert. Dafür stellt die NACAG Entwicklungs- und Schwellenländern technische Beratung und Finanzierung zur Verfügung. Die NACAG wird mit Mitteln der Internationalen Klimaschutzinitiative finanziert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und der Weltbank umgesetzt.

Das NACAG Sekretariat, das seinen Sitz in Berlin hat und von der GIZ betrieben wird, arbeitet eng mit den Regierungen und dem Privatsektor der Partnerländer zusammen. Es unterstützt die Partner bei ihren Klimaschutzanstrengungen durch Politikberatung und technologische Beratungsleistungen. Besonders großes Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Initiative zeigen Argentinien, Mexiko, Bosnien-Herzegowina, Jordanien und Tunesien: Diese Länder haben die sogenannte NACAG Deklaration unterzeichnet. Die Unterschrift bestätigt, dass die Länder die Ziele des Aktionsbündnisses unterstützen. Doch die NACAG kooperiert auch mit zahlreichen anderen Ländern: So organisierte das Sekretariat in den letzten Monaten zahlreiche Workshops unter anderem in Ägypten, Kolumbien, Algerien, Indonesien, Simbabwe, Sambia, Südafrika, Thailand, Vietnam und Kuba. Kürzlich wurden zudem beispielsweise in Simbabwe und Thailand technische Machbarkeitsstudien durchgeführt und in Kolumbien und Mexiko Studien zu Politikoptionen erstellt. Darüber hinaus berät die NACAG viele Partnerländer auch zur Integration des Salpetersäuresektors in deren nationalen Klimaschutzbeiträge (NDCs).

Das NACAG Sekretariat bei einem Workshop mit indonesischen Regierungsvertretern in Jakarta; Foto: ©Erlina NengNeben der technischen Zusammenarbeit beinhaltet die NACAG auch zwei Finanzierungsprogramme: Die NACAG Grant Facility wird von der GIZ umgesetzt, das Nitric Acid Climate Auctions Programme von der Weltbank. Im Rahmen des von der GIZ gemanagten NACAG Grant Facility Finanzierungsprogramms werden Grants vergeben und zu diesem Zweck Finanzierungsverträge mit Anlagenbetreibern in Partnerländern geschlossen. Mit dieser Form der Vorfinanzierung werden die kompletten Kosten für den Kauf und die Installation der Minderungstechnik abgedeckt. Auch die Kosten für das Monitoring der Emissionen werden übernommen. Je nach Art der Technik handelt es sich insgesamt um Millionenbeträge im einstelligen Bereich.

Alternativ können die Anlagenbetreiber auch an dem ergebnisbasierten Finanzierungsprogramm der Weltbank teilnehmen, dem Nitric Acid Climate Auctions Programme. Hier können Auktionsteilnehmer Preisgarantien für Emissionsreduktionen erwerben. Der Preis wird über die Auktion bestimmt. Zu einem späteren Zeitpunkt können die Gewinner der Auktion ihre nachgewiesenen Emissionsreduktionen zu dem festgelegten Preis verkaufen. Welches Modell der Finanzierung am attraktivsten für sie ist, entscheiden die Fabrikbetreiber selbst.

Voraussetzung für eine Finanzierung durch eines der beiden Programme ist die schriftliche Verpflichtung der Partnerregierung, dafür zu sorgen, dass die Lachgasemissionen aus der Produktion von Salpetersäure dauerhaft – auch nach Ende der Finanzierung durch die Bundesregierung – reduziert werden. Dafür unterzeichnen die Partnerregierungen eine unilaterale Erklärung, ein sogenanntes „Statement of Undertaking“. Tunesien hat als erstes Land eine solche Verpflichtungserklärung unterzeichnet und sich damit für eine Finanzierung durch die NACAG qualifiziert. Der tunesische Anlagenbetreiber entschied sich für die Option der Grant Facility, woraufhin die GIZ vorab eine sorgfältige Prüfung (Due Diligence Prüfung) durchführte und nun einen Finanzierungsvertrag mit dem Betreiber verhandelt.

Durch die von der IKI finanzierte Salpetersäureinitiative stellt die Bundesregierung somit effektive Klimafinanzierung bereit, die zu realen Treibhausgasminderungen führt, internationalen Technologietransfer bewerkstelligt und die Verantwortung für Klimaschutz langfristig an die Partnerländer übergibt.

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