Geschlechtergerechtigkeit in der Energiewende
Frauen sind im Energiesektor weltweit stark unterrepräsentiert. Eine Energiewende kann auch eine Wende zu geschlechtergerechten Karrierechancen sein.
Der Energiesektor ist eine Männerwelt: Bis vor Kurzem betrug der Anteil von Frauen an den Spitzenpositionen im Management lediglich 1 Prozent, bei den technischen Mitarbeitenden im fossilen Energiesektor weltweit 6 Prozent (Baruah, 2017).
Im Bereich der erneuerbaren Energien hat der Frauenanteil in den vergangenen zehn Jahren zugenommen und lag nach Angaben der Internationale Organisation für erneuerbare Energien 2019 bei etwa 32 Prozent (IRENA, 2019). Allerdings sind Männer in technischen, leitenden und politischen Positionen auch in diesem Bereich immer noch in der Überzahl. Dennoch gibt die Energiewende Grund zur Hoffnung: Neben ihrem Beitrag zur Bewältigung des Klimawandels treten zunehmend sozioökonomische Vorteile wie grüne Arbeitsplätze, höhere Einkommen und Wohlstand und gesellschaftliche Teilhabe in den Vordergrund.
Tradierte Geschlechterrollen: verpasste Chancen für die Energiewende
Dennoch wird es - weltweit - nicht gelingen, die für die Energiewende erforderliche gesellschaftliche Akzeptanz zu gewinnen, wenn Frauen nicht in gleicher Weise wie Männer von diesen Chancen profitieren. Der vorherrschende hohe Anteil von Männern im Energiesektor, gerade in Entscheidungspositionen, wirft Fragen im Zusammenhang mit Geschlechtergerechtigkeit, der Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen und Lebenswirklichkeiten, universellem Energiezugang und Teilhabemöglichkeiten auf.
Neben diesen ethischen Fragen verhindert die Vernachlässigung von Karrierechancen für Frauen im Energiesektor zudem, das volle wirtschaftliche Potenzial der Erwerbsbevölkerung zu nutzen. Auch wenn die Energiewende zu neuen Karrieremöglichkeiten für Frauen in der Branche führt, sind gezielte politische und unternehmerische Maßnahmen erforderlich, um die gläserne Decke im männerdominierten Energiesektor zu durchbrechen.
Empfehlungen für die Förderung geschlechtergerechter Karrieren im Energiesektor
Um geschlechtergerechte Karrieren in der Branche der erneuerbaren Energien zu ermöglichen und die damit verbundenen sozialen und wirtschaftlichen Chancen zu realisieren, rücken fünf Handlungsfelder ins Zentrum der Aufmerksamkeit:
- Sensibilisierung und Berufsberatung;
- Befähigung und Qualifizierung;
- Rekrutierung;
- Arbeitsumfeld;
- Mentoring und Vorbilder.
Die Kurzstudie Green Employment for Women (IASS 2021) des IKI-Projekts COBENEFITS führt diese fünf „action areas“ weiter aus.
Anders als beim Kohlebergbau oder der fossilen Stromerzeugung, in denen sich männerdominierte Strukturen seit vielen Jahrzehnten verfestigt haben, bietet der im Vergleich junge Sektor der erneuerbaren Energien berufliche Chancen für Frauen. Dazu gilt es zunächst, bestehende Barrieren zu erkennen und zu überwinden, zum Beispiel in Südafrika. Dort machen Frauen lediglich 14 Prozent der Beschäftigten im Erneuerbare-Energien-Sektor aus – zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt die COBENEFITS Studie From coal to renewables in Mpumalanga (IASS/CSIR/IET 2022).
Die Studie analysiert Hürden für Frauen im Energiesektor in Südafrikas Kohlezentrum Mpumalanga. Zu den Hürden gehört, dass Frauen in dieser Gegend in jungem Alter Kinder bekommen. Geförderte Kinderbetreuungseinrichtungen in der Nähe von Trainingscentern würde es jungen Eltern erlauben, Elternpflichten und berufliche Entwicklung miteinander zu vereinbaren.
Zudem kommt die Studie zu dem Schluss, dass es in der Region insgesamt an unternehmerischen Fähigkeiten insbesondere im Bereich der Kleinunternehmen mangelt. Dieser Bereich ist außerdem von Männern dominiert, was bedeutet, dass Frauen weniger Zugang zu Märkten und Netzwerken haben. Unternehmerische Schulungen für Frauen könnten dazu beitragen, Frauen nicht länger auszuschließen und die bestehende Lücke zu schließen.
„Wir müssen die Chance nutzen, dass Frauen nicht den Eindruck haben, dass der Sektor der erneuerbaren Energien von Männern dominiert wird (auch wenn das immer noch weitgehend der Fall ist!). Wahrnehmung schafft oft Hürden, die weit über die Realität hinausgehen.“ Brian Day, Research team leader COBENEFITS Study South Africa
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Projektpublikationen zum Thema
Green employment for women – Towards gender-inclusive renewable energy careers