Gender und Interkulturalität im Kontext des Klimawandels
Das IKI-Schnittstellenprojekt in Peru organisiert das erste thematische Treffen zu Gender und Interkulturalität.
Laut der peruanischen Defensoría del Pueblo sind Gender- und interkulturelle Perspektiven bereichsübergreifende Ansätze, die sich ergänzen, weil sie darauf abzielen, die individuellen und kollektiven Rechte von Menschen zu schützen.
In diesem Sinne soll die Einbeziehung dieser Ansätze in den Klimaschutz und den Erhalt der Biodiversität sozial schwachen Menschen helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern. Zu diesen gefährdeten Gruppen gehören beispielsweise Frauen, Kinder, Jugendliche, ältere Menschen, Menschen, denen die Freiheit entzogen wurde, Menschen mit Behinderungen, Angehörige indigener Völker, Afro-Nachkommen, Migrantinnen und Migranten sowie LGBTIQ+ (lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie queere Menschen).
Die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) erkennt an, dass Umwelt-, Biodiversitäts- und Klimaschutzpolitik nicht genderneutral sind. In diesem Zusammenhang hat die IKI bereits 2021 eine Genderstrategie entwickelt, die anlässlich der Weltklimakonferenz COP 26 vorgestellt wurde. Zukünftige IKI-Projekte werden sich daher stärker darauf konzentrieren, eine gerechten Gesellschaft gemäß diesem Ansatz zu realisieren.
Auch die peruanische Regierung hat festgestellt, dass die Variablen Geschlecht (Gender), Alter, ethnische und kulturelle Zugehörigkeit die Verwundbarkeit der Bevölkerung gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels verschärfen. Aus diesem Grund werden Gender- und interkulturelle Ansätze übergreifend in das Rahmengesetz zum Klimawandel integriert. Das Land hat darüber hinaus eine nationale Politik zur durchgängigen Berücksichtigung des interkulturellen Ansatzes sowie einen Aktionsplan für Geschlechtergerechtigkeit und Klimawandel entwickelt.
IKI-Treffen zu Geschlechtergerechtigkeit und Interkulturalität
Am 16. September fand das erste thematische Treffen zu Geschlechtergerechtigkeit und Interkulturalität im Kontext des Klimawandels statt. Diese Präsenzveranstaltung, organisiert vom Projekt „NDC Peru“ in seiner Rolle als IKI-Schnittstelle für das Land, sollte den Informations- und Erfahrungsaustausch fördern und dazu anleiten, innerhalb von Projekten Synergien rund um die Themen Gender und Interkulturalität zu schaffen.
Milagros Sandoval, Direktorin des Allgemeinen Direktorats für Klimawandel und Wüstenbildung (DGCCD) im peruanischen Umweltministerium (MINAM) ging in ihrer Begrüßungsansprache auf die Bedeutung dieser Themen zur Förderung von Synergien ein. Sie hob auch hervor, dass ihre Abteilung daran arbeitet, Gender- und interkulturelle Themen zu integrieren. Diese sollte in Entwicklungsprozessen nicht als isolierte oder zusätzliche Bemühungen, sondern vielmehr als ein übergreifender Ansatz betrachtet werden.
Die IKI-Genderstrategie
Birte Derrix, Referentin aus dem IKI-Referat im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) stellte die Genderstrategie der IKI per Streaming aus Deutschland vor. In ihrem Vortrag wies sie darauf hin, dass es einer kontinuierlichen Berücksichtigung der Geschlechtergerechtigkeit (Gender Mainstreaming) bedürfe, um zum Transformationsprozess beizutragen. Darüber hinaus betonte sie, dass Gender Mainstreaming ein strategischer Ansatz sei, mit dem systematisch daran gearbeitet werden soll, die unterschiedlichen Bedürfnisse, Umstände und Interessen aller Geschlechter anzugehen.
Die IKI-Genderstrategie verfolgt einen intersektionalen Ansatz, der in der Analyse der Geschlechterverhältnisse verschiedene Arten von Diskriminierung und deren Interaktionen berücksichtigt. In diesem Zusammenhang werden in den kommenden Monaten Gender Guidelines entwickelt sowie Kapazitäten aufgebaut.
Bereichsübergreifenden Ansätzen in das integrierte Management des Klimawandels einbeziehen
Jessica Huertas, Expertin für Gender- und interkulturelle Fragen im DGCCD, erläuterte in ihrem Vortrag, wie wichtig es sei, Gender-, interkulturelle und generationsübergreifende Ansätze in die Klimaschutzpolitik zu integrieren. „Das Wichtigste an dieser differenzierten Betrachtung von Gender- und interkulturelle Themen ist, dass sie niemals binär ist“, so Jessica Huertas.
Sie betonte auch, dass es Gruppen von Frauen gibt, die gefährdeter sind als andere: Afro-Peruanerinnen, indigene Frauen, Frauen auf dem Land, Frauen mit geringem Bildungsniveau, Transfrauen, ältere Erwachsene und junge Mädchen. Diese Gruppen von Frauen seien im Kontext des Klimawandels einem höheren Risiko ausgesetzt und verwundbarer, unter anderem, weil sie über eine geringe Anpassungsfähigkeit verfügen und weniger Zugang zu Beschäftigungsmöglichkeiten haben.
Jessica Huertas schloss ihre Präsentation mit den Worten, dass „wir alle daran denken müssen, dass Gender nicht gleich Frauen, interkulturell nicht gleich indigene Völker und generationenübergreifend nicht gleich Jugend bedeutet“, da diese Konzepte weit darüber hinausgingen.
Indigene Führungsfrauen und Waldschutz
Das IKI-Projekt „Indigenen Waldschutz durch die Implementierung von Technischen Gemeindewaldmanagementeinheiten in der Region Ucayali stärken“ stellte seine Erfahrungen mit dem Programm für indigene Frauen (PMI, für die spanischen Anfangsbuchstaben) vor.
Iris Olivera, Koordinatorin für Klimawandel und Wälder im "Programm für Klimawandel und Wälder" ging in ihrer Präsentation auf die Erfahrungen von indigenen Führungsfrauen und der Gemeindeverwaltung ein. Zu diesem Zweck hatte sie Judith Nunta, verantwortlich für das PMI, und Mirian Sanchez, verantwortlich für die Überwachung und Schulung bei der Gemeindeforstaufsicht, eingeladen. Beide kommen von der regionalen "Organisation der Indigenen Vereinigung zur Entwicklung im peruanischen Regenwald Ucayali" und berichteten unter anderem, dass in diesem Programm, das über eine Forstaufsicht sowie gemeinschaftliche Kontroll- und Überwachungskomitees verfügt, 10 indigene Frauen arbeiten.
Sie betonten auch, dass Frauen nun mit der Unterstützung durch das Programm als Aufseherinnen, Ausbilderinnen, Feuerwehrfrauen in der Bekämpfung von Waldbränden sowie in anderen Funktionen im Dienste ihrer Gemeinschaft tätig sein können. So seien 39 Frauen als Waldaufseherinnen anerkannt. Zudem seien die Kapazitäten für die Nutzung von Technologien zur Kontrolle und Überwachung der Wälder in 52 indigenen Gemeinschaften verstärkt worden, wobei 30 Prozent der Teilnehmenden Frauen waren.
Beteiligung indigener Völker an der Umsetzung der NDCs
Vivian Chávez stellte eine Studie mit dem Titel „Liste der Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und zur Minderung der Folgen des Klimawandels, die eine Beteiligung indigener Völker an der Umsetzung der national bestimmten Klimaschutzbeiträge (NDCs) identifizieren“ vor, die im Rahmen des IKI-Projekts „NDC Peru“ entwickelt wurde. In dieser Studie wurde festgestellt, dass indigene Völker bei 39 der 154 in den NDCs enthaltenen Maßnahmen eigene Anpassungs- und Minderungsmaßnahmen entwickeln.
Die nächsten Schritte für die IKI in Peru
Georg Schmid, Leiter des IKI-Schnittstellenprojekts in Peru, erklärte, dass das Projekt auch weiterhin thematische Treffen und Workshops organisieren werde, da diese zur Stärkung des bilateralen Dialogs zwischen den IKI-Projekten in Peru beitragen.
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Kontakt
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Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
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IKI-Schnittstellenprojekte
Die IKI-Schnittstellenprojekte sind in den Schwerpunktländern der IKI angesiedelt und unterhalten ständige Projektbüros in den Hauptstädten der jeweiligen Länder. Neben dem Auftrag für eigene landesspezifische Projekte, haben diese Schnittstellenprojekte auch die Aufgabe, einen engen Kontakt zu den nationalen Umwelt- und Klimaschutzministerien zu pflegen und mit anderen relevanten Ministerien im Bereich der Klimaschutz- und Biodiversitätspolitik zusammenzuarbeiten.