23.07.2024

Fachleute für einen grünen Übergang im Chemiesektor zusammenbringen

Acht Person posieren vor einer Industrieanlage
Die südafrikanische Delegation beim Wasserstoff-Testzentrum HYKA des KIT

Die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) unterstützte den Besuch einer Delegation aus Südafrika in Deutschland, und brachte Expertinnen und Experten zusammen, um voneinander zu lernen. Die Teilnehmenden besuchten richtungsweisende Unternehmen und Forschungsinstitute auf den Gebieten grüner Wasserstoff und Power-to-X (PtX). Auf der Messe ACHEMA trafen sie zudem Fachleute aus der Prozessindustrie.

Südafrika verfügt aufgrund seiner reichlich vorhandenen erneuerbaren Energieressourcen über ein erhebliches Potenzial für grünen Wasserstoff und eine nachhaltige PtX-Produktion. Angesichts des zunehmenden weltweiten Interesses an einem Übergang zu sauberer Energie bietet das eine einzigartige Möglichkeit, in diesem Bereich eine globale Führungsrolle zu übernehmen. Dies geht Hand in Hand mit dem Wandel der chemischen Industrie Südafrikas, die derzeit derzeit noch stark umweltbelastend arbeitet. Sie soll künftig zum Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit werden.

Die Entwicklung eines nachhaltigen Chemiesektors in Südafrika wird entscheidend dazu beitragen, das Wirtschaftswachstum zu fördern und gleichzeitig die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren. Grüner Wasserstoff kann als sauberer Rohstoff für die (petro)-chemische Industrie dienen, weil er die Produktion verschiedener grundlegender Chemikalien ohne die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ermöglicht. Dieser Übergang steht im Einklang mit den globalen Nachhaltigkeitszielen; zudem werden die grünen Produkte auf den internationalen Märkten Spitzenpreise erzielen.

Die Zusammenarbeit mit deutschen Pionierunternehmen der chemischen Industrie kann Südafrikas Weg in eine nachhaltige Zukunft beschleunigen. Deutschland ist bekannt für seine Expertise in der Chemietechnik und in nachhaltigen Technologien. Das macht es zu einem idealen Partner für einen kollaborativen Wissens- und Technologieaustausch.

Standortbesuche vor der Messe

Im Juni 2024 besuchten sechs Delegierte von südafrikanischen Regierungsstellen, Universitäten und aus dem Privatsektor wichtige deutsche Forschungsinitiativen und Unternehmen, die Pionierarbeit auf dem Weg hin zu einem grünen Chemiesektor leisten. An dem Besuch nahmen auch Delegierte aus Argentinien, Kenia, Marokko und Japan teil, um einen globalen Wissens- und Technologieaustausch zu fördern.

Die Studienreise begann mit einer Einführung und einem Begrüßungsempfang durch Dr. Andreas Förster, Geschäftsführer der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. Thomas Hild, wissenschaftlicher Referent bei der DECHEMA, stellte das deutsche Vorzeigeprojekt H2Giga vor, das die Massenproduktion von Elektrolyseuren ermöglicht.

Die weltweit größte Power-to-Liquid-Anlage

Menschen laufen zu einer Industrieanlage
Besichtigung der Bioliq Biomass-to-Liquid-Pilotanlage des KIT

Die nächste Station war der Industriepark Höchst in Frankfurt. Der Park beherbergt 120 Unternehmen und bietet 22.000 Arbeitsplätze. Bei der Bustour durch den Park standen die Produktion und Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff sowie die Wasserstoffinfrastruktur und -tankstellen im Mittelpunkt. Einen Höhepunkt bildete die Flotte aus 27 Wasserstoffzügen, die bereits in Betrieb sind. Das Unternehmen Ineratec stellte auch seine Power-to-Liquid-Anlage vor, die sich derzeit im Bau befindet und die größte der Welt sein wird. Aus bis zu 10.000 Tonnen biogenem CO2 und erneuerbarem Strom sollen jährlich bis zu 3.500 Tonnen oder 4,6 Millionen Liter Elektro-Kraftstoffe (E-Fuels) produziert werden.

Der zweite Tag begann mit einem Besuch beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT), wo die neuesten Forschungsergebnisse zum sicheren Umgang mit Wasserstoff und zur Biomass-to-Liquid-Technologie vorgestellt wurden. Das Wasserstoff-Testzentrum HYKA des Instituts für Thermische Energietechnik und Sicherheit (KIT-ITES) führt routinemäßige Tests für die Sicherheit im Umgang mit Wasserstoff durch. In der bioliq® Pilotanlage wird die Verwendung verschiedener Formen von Biomasse zur Herstellung von flüssigen Kraftstoffen erprobt. Die Pilotforschungsinitiative ist nun abgeschlossen, und die Technologie hat sich bewährt.

Thyssenkrupp und seine Carbon2Chem-Pilotanlage

Am Hauptsitz von Thyssenkrupp in Essen präsentierte Cristopher Frank die Power-to-X-Technologien des Unternehmens für die Produktion von grünen Grundlagenchemikalien wie Ammoniak und Methanol sowie synthetischen Kraftstoffen. Dr. Nina Kolbe stellt den Einsatz von Wasserstoff bei der Stahlherstellung im Direktreduktionsverfahren und die Rolle der Carbon2Chem-Pilotanlage im Transformationspfad von Thyssenkrupp Steel vor. Carbon2Chem erprobt einen Weg, Stahl umweltfreundlicher zu machen. Die Anlage erzeugt Methanol mithilfe von Hochofengas aus den nahegelegenen Stahlwerken. Phase Drei des Projekts steht kurz vor dem Start. Thyssenkrupp plant den Bau des größten Direktreduktionsstahlwerks in Europa. Clarissa Steinweider präsentierte die Elektrolysetechnologie von Thyssenkrupp Nucera.

Zwei Tage auf der ACHEMA

Vier Menschen hören einer Sprecherin am Rednerpult zu
Panel auf der Messe ACHEMA 2024

Abschließend besuchten die Delegierten die ACHEMA, die weltweit größte Messe für die Prozessindustrie. In Frankfurt trafen die Delegationen auf mehr als 1.000 Hersteller und Dienstleister aus über 50 Ländern, die ihre Produkte für die chemische, pharmazeutische und biotechnologische Forschung und Produktion sowie für Energie- und Umweltdienstleistungen vorstellten. Zwei Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der DECHEMA, des PtX-Hubs und den Delegationen brachten eine internationale Perspektive auf die ACHEMA.

Die einwöchige Reise zeigte die Dynamik der deutsch-südafrikanischen Zusammenarbeit sowie der Technologieforschung und -anwendung in den Bereichen grüner Wasserstoff und Power-to-X, um einen weltweiten Übergang zu einer nachhaltigen Industrie zu ermöglichen.

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