12.07.2019

Dominikanische Republik setzt auf nachhaltigen Tourismus

Foto: UNEP
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Mit der Dominikanischen Republik hat eine der weltweit führenden touristischen Destinationen beschlossen, ihren Tourismussektor nachhaltig zu gestalten. Gelingen soll dies mithilfe eines neuen Tourismusplans, der in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen entwickelt wurde.

Bei vielen internationalen Touristen steigt allmählich das Bewusstsein für die Bedeutung von Klimaschutz und Biodiversität. Sie interessieren sich zunehmend für Länder, die in die Sauberkeit ihrer Strände investieren und dafür sorgen, dass in den Hotelanlagen weniger Ressourcen verschwendet werden.

Viele Touristen schätzen es nicht, wenn eigentlich schöne Strände von Plastikabfall übersät sind und Hotels weiterhin auf Einwegverpackungen aus Kunststoff setzen und verschwenderisch mit Lebensmitteln und Wasser umgehen. Und auch die einheimische Bevölkerung bekommt die Auswirkungen eines nicht nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen zu spüren: Denn die Umweltverschmutzung und die ständige Verschwendung von natürlichen Ressourcen wirken sich negativ auf das Leben der Inselbewohner aus.

Als eine der wichtigsten touristischen Destinationen der Welt hat die Dominikanische Republik beschlossen, diesen Zustand nicht länger hinzunehmen. Um den Tourismussektor des Landes nachhaltiger zu gestalten, hat sich die Regierung dazu verpflichtet, gegen die Verschmutzung von Meer und Land vorzugehen, den Rohstoffverbrauch zu senken und das durch den Tourismus verursachte Abfallaufkommen zu verringern.

Der neue, in Zusammenarbeit mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UN Environment) entwickelte Plan für einen nachhaltigen Tourismus sieht neben Maßnahmen zur mengenmäßigen Ermittlung und anschließenden Minimierung von Lebensmittelabfällen vor, die Energieeffizienz zu steigern und die Nutzung von erneuerbaren Energien in Hotels und anderen touristischen Unterkünften zu fördern.

Dem Plan voraus ging eine zweijährige Analysephase, in der zahlreiche Daten erhoben und ausgewertet wurden. Auf der Grundlage der dabei gewonnenen Erkenntnisse wurde festgestellt, an welchen Stellen in der Wertschöpfungskette der Hotels besonders viele Treibhausgasemissionen entstehen und natürliche Ressourcen besonders ineffizient genutzt werden. Der internationale Reiseverkehr war nicht Teil der Analyse.

Die daraus resultierende Roadmap for Low Carbon and Resource Efficient Accommodation in the Dominican Republic (Fahrplan für eine kohlenstoffarme und ressourceneffiziente Beherbergungswirtschaft in der Dominikanischen Republik) wurde im Mai 2019 von den Vereinten Nationen in Punta Cana vorgestellt. An der Veranstaltung nahmen 75 Vertreterinnen und Vertreter der Tourismusbranche teil.

In der Roadmap sind fünf Ziele für die Hotellerie der Dominikanischen Republik festgeschrieben: So ist vorgesehen, den Treibhausgasausstoß bis 2030 gegenüber 2020 um 25 Prozent zu senken, die Menge der Lebensmittelabfälle zu halbieren, den Verbrauch an nicht erneuerbaren Energieträgern zu verringern und auf Einwegverpackungen und -behälter aus Kunststoff komplett zu verzichten. Außerdem soll ein Nachhaltigkeitszertifikat für Hotels eingeführt werden.

"Diese Roadmap wäre ohne eine enge Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor nicht möglich gewesen", so Olga Rosario, Leiterin des Referats für nachhaltige Produktions- und Konsumweisen im Ministerium für Umwelt und natürliche Ressourcen des Inselstaates. "Dies ist die erste Zusammenarbeit dieser Art, die darauf ausgerichtet war, klare Zielvorgaben für eine nachhaltige Entwicklung des Tourismussektors festzuschreiben.

"Ermöglicht wurde die Entwicklung der Roadmap nicht zuletzt durch ein vom Bundesumweltministerium (BMU) im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) finanziertes Projekt. Karsten Sach, Ministerialdirektor der Abteilung Internationales, Europa und Klimaschutz im BMU, begrüßt die jüngsten Entwicklungen im Tourismussektor der Dominikanischen Republik: "Die Unterstützung bei der Formulierung und Umsetzung der Nationalen Klimaschutzbeiträge (NDCs) steht im Mittelpunkt der Internationalen Klimaschutzinitiative. Dabei kommt der Verbreitung von nachhaltigen Konsum- und Produktionsweisen bei der Umstellung der Tourismusbranche auf kohlenstoffarme und ressourceneffiziente Prozesse entscheidende Bedeutung zu. Wir freuen uns darüber, dass wir durch die Förderung im Rahmen der IKI einen Beitrag zu diesen weitreichenden regulatorischen und administrativen Veränderungen in einem für die Dominikanische Republik so wichtigen Wirtschaftssektor leisten konnten."

Die Analyse ergab, dass viele negative Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt abseits der Hotels auftreten. So sind beispielsweise 57 Prozent der in der touristischen Wertschöpfungskette anfallenden Treibhausgasemissionen auf die landwirtschaftliche Produktion der in den Hotels verzehrten Lebensmittel zurückzuführen. In den Hotels selbst ist die Kälte- und Klimatechnik der größte Treibhausgasverursacher, denn die Anlagen verbrauchen viel Energie.

Künftig werden die Beherbergungsbetriebe auf Einwegprodukte und -verpackungen aus Kunststoff verzichten und auf nachhaltige Alternativen wie Bananenblätter setzen müssen. Köche und Hotelmanager wiederum sollen dazu ermutigt werden, beim Kauf von Lebensmitteln verstärkt auf Nachhaltigkeit zu achten. Sechzig Prozent der Hotels haben bereits den Verbrauch an Einwegkunststoffbehältern durch den Einsatz von Nachfüllsystemen reduziert.

Neue Vorschriften und Anreize

Parallel dazu will die Regierung die rechtlichen Rahmenbedingungen durchsetzen und verbessern, finanzielle Anreize zur Verringerung der Umweltverschmutzung setzen und die Abfallwirtschafts- und Recyclingsysteme optimieren.

Im Rahmen der Initiative Caribbean Cooling des United for Efficiency-Programms von UN Environment wurde am ersten Tag der Veranstaltung ein neuer Cooling-as-a-Service-Dienst vorgestellt, mit dem Hotels und andere wichtige Nutzer von Klima- und Kältetechnik dabei unterstützt werden, ihren steigenden Kühl- und Klimatisierungsbedarf durch Lösungen mit wesentlich höherer Energieeffizienz zu decken. Anstatt sich um die Beschaffung und Wartung von Geräten und Anlagen kümmern zu müssen, können die Endverbraucher einfach einen Vertrag über die Bereitstellung der von ihnen benötigte Kühlleistung schließen - ähnlich wie bei Verträgen, bei denen ein Unternehmen für die Anzahl der Seiten zahlt, die es ausdruckt, anstatt einen Drucker zu kaufen und zu warten.  Weitere Aspekte der Roadmap sind die rechtlichen Rahmenbedingungen mit Normen und Zertifizierungssystemen (wie Energieaudits und Bewertungssysteme), die Kennzeichnung von energieeffizienten Produkten und Dienstleistungen, um Anreize für die Anschaffung von energieeffizienten Ausrüstungen durch Tourismusunternehmen zu setzen, sowie die Durchführung von Weiterbildungs- und Sensibilisierungsprogrammen in den Bereichen Energiemanagement und erneuerbare Energien.

"Die Studie zeigt Wege auf, wie sich die negativen Auswirkungen des Tourismus verringern lassen und wie gleichzeitig ein höherer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Nutzen erreicht werden kann", erklärt Leo Heileman, der für Lateinamerika und die Karibik zuständige Regionaldirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen.

"Der Erfolg der Roadmap beruht darauf, dass die Tourismusbranche darin eingebunden ist, sich aktiv an der Roadmap beteiligt und sich zu ihren Zielen bekennt. So haben sich die Hotels dazu verpflichtet, konkrete Maßnahmen zu treffen, die den Ergebnissen der Studie gerecht werden, beispielsweise durch den Verzicht auf Einwegverpackungen und -behälter aus Kunststoff. Das ist eine vorbildliche Maßnahme.", ergänzt Heileman.

Auch das Ministerium für Umwelt und natürliche Ressourcen, das Ministerium für Tourismus, der Hotellerieverband Playa Dorada, der National Council on Climate Change und das Ministerium für Industrie und Handel sind entschlossen, die Treibhausgasemissionen der Branche zu verringern und den Tourismussektor in Sinne von Nachhaltigkeit und Resilienz weiterzuentwickeln.

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