Die Motivation für natur-positiven Wandel wächst!
Das IKI-Projekt Private Business Action for Biodiversity (PBAB) zieht nach sechs Jahren ein Fazit zu seiner geleisteten Arbeit.
In den vergangenen sechs Jahren hat das IKI-Globalvorhaben Private Business Action for Biodiversity (PBAB) Methoden und Instrumente für eine biodiversitätsfreundliche Produktion und Vermarktung in Pilotprojekten erprobt und weiterentwickelt.
Gemeinsam mit Partnern aus dem privaten und öffentlichen Sektor wurden vielversprechende Instrumente getestet, wobei ein besonderer Fokus auf klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) lag. Darüber hinaus ist das Vorhaben Schlüsselfragen auf globaler Ebene nachgegangen: Wie lässt sich die Motivation zur Umstellung auf eine biodiversitätsfreundliche Produktion und Vermarktung steigern? Wie können Finanzmittel für eine biodiversitätsfreundliche Zukunft eingesetzt werden?
Biodiversität und die Rolle des Privatsektors
Unternehmen spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Ursachen des Biodiversitätsverlustes umzukehren. Die Bedeutung der biologischen Vielfalt und die Besorgnis über ihren Verlust haben in den vergangenen sechs Jahren weltweit zugenommen. Unter anderem ist die Verankerung der biologischen Vielfalt in Unternehmensstrategien zu einem Thema von wachsendem Interesse geworden. Auch Finanzinstitute engagieren sich zunehmend für den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt.
Neue Koalitionen, Plattformen und Netzwerke setzen sich für Biodiversität ein und verfolgen dabei ein gemeinsames Ziel: den Privatsektor zum Handeln zu bewegen. Bei der Entwicklung des Globalen Biodiversitätsrahmens (GBF) des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) für die Zeit nach 2020 betonen der Privatsektor und seine Interessenverbände ihre Rolle als wichtige Akteure für den Erhalt der biologischen Vielfalt.
Beiträge zur aktuellen Diskussion auf globaler Ebene
Um die positiven Trends auf globaler Ebene zu verstärken und einen Beitrag zur Diskussion im Bereich Biodiversität zu leisten, hat das Vorhaben aktuelle Themen aufgegriffen. Dazu gehören die Ausgestaltung grüner Konjunkturprogramme (green recovery), die Schaffung von „grünen“ Arbeitsplätzen („green jobs“), die Finanzierung des Biodiversitätsschutzes und das Engagement von Finanzinstitutionen sowie die Förderung von kleinen- und mittleren Unternehmen.
In Konferenzen und Workshops konnten Fachleute und Entscheidungsträger aus verschiedenen Kontinenten (Afrika, Asien, Europa, Lateinamerika) zusammengebracht werden, darunter Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen, Nichtregierungsorganisationen, indigenen Völkern und dem Privatsektor. Dabei wurden Schlüsselfragen diskutiert, um gemeinsam neue Lösungen zum Erhalt der Biodiversität voranzubringen. Die Ergebnisse wurden in Publikationen und Artikeln festgehalten und in die internationale Diskussion eingespeist.
Förderung biodiversitätsfreundlicher Produktion und Vermarktung – vier Beispiele
Zur Förderung einer biodiversitätsfreundlichen Produktion und Vermarktung werden wirksame und praktikable Instrumente benötigt, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Im Rahmen des PBAB-Vorhabens wurden neue und bestehende Instrumente identifiziert, getestet und in insgesamt vier Pilotprojekten weiterentwickelt:
Brasilien: Carnauba
Die Carnaubapalme ist eine endemische Pflanze, die in dem einzigartigen Ökosystem der Caatinga im Nordosten Brasiliens beheimatet ist. Das Wachs, das aus den Blättern der Carnaubapalme gewonnenen wird, findet sich in vielen Alltagsprodukten, von Autopolitur über Kosmetika bis hin zu Süßigkeiten. Die Palme ist in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet aber auch für den Erhalt des Bodens und der Wasserspeicherung wichtig.
Die Gebiete, in denen Carnaubawachs gewonnen wird, haben jedoch mit sozialen und ökologischen Problemen zu kämpfen. Dazu gehören die Zerstörung der lokalen Artenvielfalt, Entwaldung, anhaltende Trockenheit, die rasche Ausbreitung invasiver Arten, schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne. Mit dem Ziel eine verantwortungsvollere Produktion zu fördern, die die Menschen und die biologische Vielfalt respektiert, hat das Vorhaben zur Gründung einer Multi-Stakeholder-Initiative, der Initiative for Responsible Carnauba – IRC, beigetragen. Unter anderem konnten eine Reihe von guten Praktiken für die Sammlung von Carnauba (GACP) entwickelt und international anerkannte Biodiversitätsstandards für den Carnauba-Sektor angepasst werden. Die Initiative wird unter der Leitung der Union for Ethical Biotrade (UEBT) weiter daran arbeiten, Innovationen im Carnaubasektor zu verbessern und zu fördern, um so die biologische Vielfalt zu schützen.
Brasilien: Açaí
Açaí-Palmen sind im Amazonasgebiet und im nördlichen Südamerika beheimatet. Die Açaí-Beere wird verarbeitet und als gefrorenes Fruchtfleisch, Saft und Pulver verkauft oder in Getränken, Smoothies, Lebensmitteln, Kosmetika und Nahrungsergänzungsmitteln verwendet. Da die weltweite Nachfrage nach der Frucht in den vergangenen zehn Jahren gestiegen ist, stehen die amazonischen Naturräume durch neuen Plantagenanbau zunehmend unter Druck. Das PBAB-Vorhaben hat gemeinsam mit der Kooperative Amazonbai den Forest Stewardship Council (FSC) bei der Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Messung der Auswirkungen auf die biologische Vielfalt unterstützt. Das Verfahren kommt im Rahmen der Zertifizierung der Waldbewirtschaftung zum Einsatz und hilft den Produzenten, die positiven Auswirkungen der Açaí-Bewirtschaftung auf den Erhalt der biologischen Vielfalt und die CO2-Speicherung nachzuweisen
Indien: Gewürze
Die Western Ghats in Indien gehören zu den weltweit wichtigsten Hotspots der Biodiversität. Zugleich sind sie eines der Hauptanbaugebiete für Gewürze. Veränderungen in den landwirtschaftlichen Praktiken gefährden die Gewürzproduktion und führen zur Zerstörung der biologischen Vielfalt und der Umwelt, was durch die Folgen des Klimawandels noch verschärft wird. Mit dem Ziel, das Bewusstsein für die Bedeutung einer biodiversitätsfreundlichen Anbauweise zu stärken und Kapazitäten aufzubauen, entwickelte das IKI-Vorhaben Schulungsmöglichkeiten für eine biodiversitätsfreundliche Produktion und Vermarktung. Daneben wurden gemeinsam mit indischen Partnerinstitutionen, dem Global Nature Fund (GNF) und der Union for Ethical Biotrade (UEBT) Instrumente zur Umsetzung biodiversitätsfreundlicher Systeme für indische Gewürzproduzenten und KMU weiterentwickelt und angepasst. Diese Instrumente, die Biodiversity Action Plans (BAP), die Biodiversity Assessments und das BAP-Monitoring-Tool (BAP-Monitor) wurden von den Schlüsselakteuren im indischen Gewürzsektor gut angenommen.
Mexico: Agave
70 Prozent der Arten aus der Gattung der Agaven sind in Mexiko heimisch. Agaven werden zur Herstellung von Fasermaterialien, Süßungsmitteln, fermentierten Getränken wie Pulque und sehr beliebten Destillaten wie Mezcal und Tequila verwendet. Der nicht-nachhaltige Anbau von Agaven führt zu Entwaldung, zum Verlust der Artenvielfalt und zur Schädigung der Ökosysteme. Das Pilotprojekt hatte zum Ziel, Initiativen für einen biodiversitätsfreundlichen Agavenanbau zu stärken, wie beispielsweise die von der renommierten Universidad Nacional Autónoma de México geförderte Initiative „Bat-Friendly“. Fledermäuse sind für die natürliche Fortpflanzung der Agaven unerlässlich, da sie die Pflanzen bestäuben. Gleichzeitig sind die Agaven für die Fledermäuse überlebenswichtig, da sie eine wichtige Nahrungsquelle darstellen. Zur Förderung einer biodiversitätsfreundlichen Produktion und Vermarktung von Agaven hat das Vorhaben praktikable Monitoring-, Rückverfolgbarkeits- und Vermarktungsinstrumente analysiert und weiterentwickelt.
Abschließende Publikationen
Das PBAB-Vorhaben hat den Wissensaustausch auf internationaler Ebene mit Erfahrungen aus unterschiedlichen Wertschöpfungsketten zusammengebracht und konnte dadurch Erkenntnisse in den folgenden fünf Handlungsfeldern gewinnen:
- Wirkungsmonitoring,
- Rückverfolgbarkeit,
- Finanzierungsmechanismen,
- Managementinstrumente und Kapazitätsentwicklung.
Die wesentlichen Ergebnisse und Empfehlungen sind in verschiedenen Publikationen festgehalten. In dem globalen Abschlussbericht werden die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst, die u.a. gemeinsam mit dem Global Nature Fund (GNF) und der Union for Ethical Biotrade (UEBT) erreicht wurden.
Weitere Publikationen sind auf der IKI-Projektwebsite verfügbar.
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