12.05.2021

Die Landwirtschaft ist weiblich!

Vietnam - eine Bäuerin hütet Rinder in einem Reisfeld. Foto: © FAO/Hoang Dinh Nam

FAO und UNDP unterstützen Frauen für eine nachhaltige Zukunft – und ein IKI-Projekt ist mit dabei. 

Frauen spielen eine entscheidende Rolle in der Nahrungsmittelproduktion. In Entwicklungsländern stellen Frauen 45 Prozent der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, in einigen Teilen Afrikas und Asiens sind es sogar 60 Prozent. Sie spielen daher eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, das Nachhaltigkeitsziel 2 (SDG) „Kein Hunger“ zu erreichen. Allerdings haben Bäuerinnen im Vergleich zu Männern einen eingeschränkten Zugang zu Land, Märkten und Bildung, und sind nicht in gleichem Maße an Entscheidungen beteiligt. Studien zeigen, dass die Nahrungsmittelproduktion um nahezu 30 Prozent steigen würde, wenn Frauen denselben Zugang zu Ressourcen hätten wie Männer. Dies könnte zu 150 Millionen weniger hungernden Menschen auf der Welt führen. 

Auswirkungen des Klimawandels: Frauen tragen die Hauptlast der 

Auch die Auswirkungen des Klimawandels in der Landwirtschaft beeinflussen Frauen und Männer in unterschiedlich stark: 

In Vietnam beispielsweise handelt es sich bei den landwirtschaftlichen Arbeitskräften überwiegend um Frauen. Viele Männer wandern in die Städte ab, um alternative Arbeitsplätze mit profitableren Einkommen zu finden. So erleben vor allem die Frauen die direkten Auswirkungen des Klimawandels in ihrem Alltag. Dringt beispielsweise durch den Anstieg des Meeresspiegels Salzwasser auf die Reisfelder und zerstört ganze Ernten, sind die Ernährungssicherheit und Lebensgrundlage in Gefahr. Die Verzweiflung wächst, und wie es eine vietnamesische Bäuerin in einer vergleichbaren Situation schilderte: Alles, was sie tun kann, ist Beten. Dies ist nur ein Beispiel, wie sich der Klimawandel direkt auf Kleinbäuerinnen und -bauern auswirkt. Trotz vieler Anstrengungen muss noch eine Menge getan werden, um die Situation zu verbessern. 

Vietnam ist eines von 11 Ländern, in denen FAO und UNDP eng mit der Regierung und anderen relevanten Interessengruppen daran arbeiten, den Klimawandel zu bewältigen. Dabei haben sie sich im Rahmen des Programms zur Integration der Landwirtschaft in die Nationalen Anpassungspläne (NAP-Ag) vor allem auf geschlechtsspezifische Themen konzentriert. Das Programm wurde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) über die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) finanziert.

Neue Erkenntnisse verbessern Gender-Mainstreaming

In den vergangenen sechs Jahren (2015 – 2020) unterstützte das NAP-Ag-Programm Länder dabei, die Herausforderungen und Prioritäten von Frauen und Männern bei der Entwicklung von Anpassungsplänen in der Landwirtschaft zu berücksichtigen. Ein großer Teil der Aktivitäten war auf das Monitoring geschlechtsspezifisch aufgeschlüsselter Daten und das Gender-Mainstreaming ausgerichtet. Zu diesem Zweck wurden Klimarisiken bewertet und Ansätze entwickelt, um Anpassungsmöglichkeiten mit Schwerpunkt Gender und gefährdete Bevölkerungsgruppen zu untersuchen. 

Darüber hinaus setzen viele Wissensprodukte einen Schwerpunkt auf geschlechtsspezifische Belange. Sie stellen Lösungen vor, die Ländern und Organisationen über das Programm hinaus als nützliche Werkzeuge dienen können (vergleiche Randspalte). 

Die Pandemie hat die Kluft zwischen den Geschlechtern vergrößert

Es gibt Hinweise darauf, dass Männer und Frauen – ebenso wie beim Klimawandel – von der COVID-19-Pandemie unterschiedlich betroffen sind. Trotz großer Anstrengungen und Erfolge in den vergangenen Jahren zeigen neue Daten von UN Women, dass sich bestehende soziale Vorurteile und geschlechtsspezifische Diskriminierung seit dem Ausbruch von COVID-19 verschärft haben. Gemäß einem Bericht der UN für Asien und den Pazifikraum haben schätzungsweise 66 Prozent der Frauen und 57 Prozent der Männer einen Rückgang des Einkommens aus Landwirtschaft und Fischerei festgestellt, was in ärmeren Haushalten zu Nahrungsmittelknappheit führen kann. 

Dieser finanzielle Druck, zusammen mit der erhöhten Arbeitsbelastung im Haushalt, beeinträchtigt die geistige und emotionale Gesundheit von Frauen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Frauen und Mädchen auf dem Land einem erhöhten Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt sind, die durch Spannungen im Haushalt aufgrund von Isolation, Nahrungsmittelunsicherheit und finanzieller Unsicherheiten und der Schließung von Schulen ausgelöst wird.

Aus diesem Grund ist es wichtiger denn je, dafür zu sorgen, dass die Regierungen Gender-Aspekte sowohl in ihrer Reaktion auf die COVID-19-Pandemie als auch in ihren Klimastrategien berücksichtigen. Um die klimatische Herausforderung und die Auswirkungen der Pandemie besser bewältigen zu können, müssen Frauen in Entwicklungsländern den gleichen Zugang zu produktiven Ressourcen und Möglichkeiten haben wie Männer. Auch Organisationen müssen inklusiver werden und die

Beteiligung aller Gruppen an Entscheidungsprozessen unterstützen.

Als Reaktion auf diese Notwendigkeit und basierend auf der Erfahrung aus dem NAP-Ag bildet das Gender Mainstreaming ein Querschnittsthema beim SCALA-Programm, das mit finanzieller Unterstützung der IKI ebenfalls gemeinsam von FAO und UNDP geleitet wird. 

Der Ansatz des Programms ist eng mit der UNDP-Strategie zur Gleichstellung der Geschlechter 2018 – 2021 und der neuen FAO-Politik zur Gleichstellung der Geschlechter 2020 – 2030 verknüpft. Dieser Ansatz erkennt an, dass die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung von Frauen im ländlichen Raum unerlässlich sind, um den Auftrag einer Welt ohne Hunger, Unterernährung und Armut zu erreichen.

Eingebettet in alle zwölf SCALA-Partnerländer wird Gender Mainstreaming gefördert und umgesetzt, unter anderem durch Gender-Analysen und geschlechtsspezifische Beratungsansätze. Das Programm zielt auch darauf ab, geschlechtsspezifische Prioritäten in Pläne und Budgets zu integrieren und die Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen rund um das Thema Klimawandel in der Landwirtschaft zu erhöhen. Letztlich unterstützt das Programm die gerechte Verteilung von Ressourcen und die Gestaltung von Projekten zur Umsetzung von geschlechtergerechten Maßnahmen.

Die Gleichstellung der Geschlechter ist im Pariser Klimaschutzabkommen verankert und wird als entscheidend für die gesellschaftliche Transformation und den Klimaschutz angesehen. Da die Mehrheit der Länder derzeit ihre Klimaverpflichtungen durch ihre national bestimmten Klimaschutzbeiträge (NDC) im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens verstärken, wird deren Umsetzung der Schlüssel sein. SCALA wird seine Partnerländer in den nächsten 4 Jahren dabei unterstützen, ihre NDCs und ihre NAPs in umsetzbare transformative Klimalösungen zu übertragen. 

Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein Katalysator für schnellere, mutigere und integrative NDCs und bietet eine einzigartige Möglichkeit, geschlechtsspezifische Maßnahmen in großem Umfang zu fördern. SCALA wird prüfen, wie die Klimapolitik eines Landes dazu beitragen kann, geschlechtsspezifische Ziele zu erreichen oder zu fördern, und ob die Klimapolitik in der Lage ist, die geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels zu berücksichtigen, um eine weitere Verbreiterung der Kluft zwischen den Geschlechtern zu vermeiden.

 

Dieser Beitrag ist im Original auf der Website der FAO erschienen und erscheint hier in leicht gekürzter Form

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