Die IKI unterstützt eine länderübergreifende Zusammenarbeit in Zentralasien

Der sogenannten Nexus-Ansatz soll Impulse für gemeinsame Maßnahmen zum Klimaschutz und zur nachhaltige Ressourcennutzung in der Region geben.
Mit Blick auf den Klimawandel und nicht nachhaltige Nutzung von Ressourcen ist Zentralasien ein Krisenherd geworden, dem schwerwiegende wirtschaftliche, entwicklungs- und umweltpolitische Verluste drohen. Die Bevölkerung der Region ist diesen Risiken vermehrt ausgesetzt. Da die Auswirkungen grenzüberschreitend auftreten, ist eine auf gegenseitigem Vertrauen basierende regionale Zusammenarbeit unerlässlich.
Ungleich verteilte Ressourcen
Zwischen den Ländern Zentralasiens zeigen sich zunehmend Ungleichheiten in Bezug auf die Verteilung von Ackerland, Wasserressourcen, fossile Brennstoffvorkommen, Klima und Topographie. Stromaufwärts gelegene Länder haben ausreichende Wasservorkommen bei gleichzeitigen Energiedefiziten. Stromabwärts gelegene Länder produzieren hingegen fossile Brennstoffe und landwirtschaftliche Erzeugnisse, aber sind in hohem Maße von ihren wasserreichen Nachbarn abhängig, um ihren Bedarf zu decken und Landwirtschaft zu betreiben.
Für die nächsten Jahrzehnte wird in Zentralasien ein Bevölkerungswachstum von 30 Prozent modelliert: von rund 75Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahre 2021 auf 100 Millionen im Jahre 2050. Erwartete Urbanisierung und ökonomische Diversifikation tragen ebenfalls zu einem erhöhten Druck auf die Nachfrage natürlicher Ressourcen bei. Zur Zeit der Sowjetunion wurden einige Ungleichgewichte durch zentralisierte Planung ausgeglichen, so dass Energie und Wasser zu einheitlichen Tarifen gleichmäßig verteilt wurden – jedoch zum Preis von Umweltzerstörungen in den Einzugsgebieten. Mit der Auflösung der Sowjetunion und der Unabhängigkeit Zentralasiens in den frühen 1990er Jahren wurden Verteilungsfragen über Nacht zu grenzüberschreitenden Herausforderungen. Die wiederhergestellten nationalen Grenzen stellen die regionale Bewirtschaftung und Verteilung der Wasser- und Energieressourcen bis heute vor große Schwierigkeiten.
Der Nexus-Ansatz
Der Begriff Nexus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Zusammenhang, Verbindung oder Verflechtung. Das sogenannte „Nexus-Denken“ konzentriert sich auf die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und Vorteilen in den Bereichen Energie, Wasser und Landnutzung sowie gemeinsamen Strategien zur Bewältigung von Risiken und Konflikten. Der Ansatz geht über traditionelles sektorales Denken hinaus und verfolgt das Ziel, umfassende Sicherheit und Ressourcennachhaltigkeit zu erreichen. Er beruht auf der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass Energie, Wasser, Landwirtschaft und natürliche Ökosysteme eng miteinander verflochten sind und dass bei einem sektoralen Ansatz die Auswirkungen der Maßnahmen für die anderen Sektoren nicht erfasst werden und daher zu Dysbalancen führen. Gleichzeitig zeigen Studien, dass ein höherer Grad regionaler Kooperation im Energiesektor einen Zusatzgewinn von 0,5 bis 6,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan einbringen könnte (Quellen: siehe Infobox in der rechten Spalte).
Der Nexus-Ansatz kann Regierungen dabei unterstützen, kosteneffektive und inklusive Lösungen für eine kohlenstoffarme Transformation der Energiesysteme zu finden und gleichzeitig Belastungen auf Wasserressourcen abzumildern. Die Resilienz der regionalen Bevölkerung, Ökosysteme und Vermögenswerte gegenüber negativen Auswirkungen des Klimawandels wird so gestärkt.
Initiativen zum Nexus-Ansatz
In den vergangenen drei Jahren gab es zum Nexus Ansatz mehrere gemeinsame Aktionen, Projekte und Initiativen. Darunter die Konferenz Green Central Asia im Januar 2020 in Berlin, bei der die Teilnehmenden erklärten, die Zusammenarbeit zwischen den Ländern Zentralasiens und Afghanistans in den Bereichen Klima und Sicherheit voranzubringen.
Auch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) hat über das Projekt „Capacity Development für Klimapolitik in den Ländern Südost-, Osteuropas, des Südkaukasus und Zentralasiens, Phase III“ die Implementierung des Nexus-Ansatzes auf hochrangig politischer Ebene unterstützt.
Grundlage hierfür war die vertrauensbildende Basis einer Gesprächskultur auf Augenhöhe aller zentralasiatischen Partner sowie die Aufarbeitung der Herausforderungen und Chancen einer länderübergreifenden Zusammenarbeit im Wassersektor, Energiebereich, bei der Ernährungssicherung und im Klimasektor. Geplant und durchgeführt wurde der Politikdialog von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
Bereits im Juni 2021 fand eine Fachveranstaltung „Vorteile der regionalen Zusammenarbeit bei der Umgestaltung des Energie-Wasser-Land-Nexus in Zentralasien“ statt. Im Oktober 2021 folgte der Politikdialog, an dem hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan teilnahmen. Zudem waren die Asian Development Bank, die European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), die United Nations Food an Agriculture Organisation (FAO) und die Weltbank vertreten.
Ziel war der gegenseitige Informationsaustausch und die Stärkung des Dialogs über die Hindernisse und Möglichkeiten der Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Wasser und Landnutzung in Zentralasien. Als Grundlage hatte die OECD vorab ein Diskussionspapier erstellt, in dem der Zusammenhang dieser Bereiche für die einzelnen Länder Zentralasiens und die regionale Verflechtung untersucht sowie Erfahrungen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen den Ländern gesammelt wurden. Das Diskussionspapier wurde nach dem Politikdialog überarbeitet und veröffentlicht.
IKI-Projekt fördert nachhaltige Zusammenarbeit
Das IKI-Projekt „Capacity Development für Klimapolitik in Südost- und Osteuropa, im Südkaukasus und Zentralasien“ bildet einen Rahmen für eine integrierte Planung und eine verbesserte Zusammenarbeit auf nationaler und regionaler Ebene. So trägt es dazu bei, dass Dialog und Maßnahmen in regionalen Programmen fortgeführt werden, die die langfristige, nachhaltige Nutzung von Energie- und Wasserressourcen unterstützen.
Die erfolgreiche Arbeit wird mit dem IKI-Projekt Regional mechanisms for the low-carbon, climate-resilient transformation of the energy-water-land Nexus in Central Asia fortgesetzt werden.
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Kontakt
IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71
10963 Berlin
Weitere Informationen
Benefits of regional co-operation on the energy-water-land use nexus transformation in Central Asia
IEEE: The Development of a Risk Assessment Modeling for the Power System of Kazakhstan (externe Publikation)
World Bank Group: Enhancing Regional Power Trade in Central Asia (externe Publikation)