Der Schutz wandernder Tierarten
Auf der 13. Vertragsstaatenkonferenz der Bonner Konvention im indischen Gandhinagar steht die Verbindung der Ökosysteme im Fokus. Denn nur so können die Tierarten auf ihre lebenswichtigen Wanderungen gehen.
Noch ist es Winter, doch am Himmel sind sie bereits zu sehen und auch deutlich zu hören: die Kraniche. Aus dem warmen Südeuropa kommend, sind sie auf dem Weg nach Skandinavien. Dabei fliegen sie mehrere tausend Kilometer.
Doch nicht nur Vögel gehören zu den wandernden Tierarten. Auch Säugetiere, Fische, Insekten und Reptilien bleiben nicht an einem Ort, sondern ziehen als Einzelgänger, in kleineren Gruppen oder riesigen Herden auf der Suche nach Nahrung oder idealen Bedingungen für die Fortpflanzung über die Erde oder durch die Ozeane. Dabei übernehmen sie wichtige Aufgaben für die Ökosysteme. So bestäuben beispielsweise Fledermäuse Pflanzen und verbreiten ihre Samen.
Doch der Weg zu ihren Zielen ist für die Tiere gefährlich. So werden einige ziehende Wasservögel, aber auch Delphine und Wale gejagt. Ein weiteres Problem ist der Rückgang von intakten Ökosysteme entlang der Wanderrouten. Die Tiere benötigen sie nicht nur in ihren Winter- und Sommerquartieren, sondern auch für den Weg.
13. Vertragsstaatenkonferenz der Bonner Konvention in Indien
Für den Schutz wandernder Tiere trat deshalb im Jahr 1983 auf Initiative Deutschlands die Bonner Konvention (Convention on Migratory Species; CMS) in Kraft. Bis Ende November 2019 haben 130 Staaten dieses Übereinkommen unterschrieben.
Alle zwei Jahre treffen sich die Mitgliedsländer zu einer Vertragsstaatenkonferenz (Conference of the Parties, COP), um die dringendsten Themen zu diskutieren und den Schutz weiter zu verbessern. Auf der CMS COP 13, die vom 17. bis 22. Februar im indischen Gandhinagar stattfindet, steht dieses Mal die Verbindung von Ökosystemen im Fokus.
Denn der Verlust und die Zerstückelung von Lebensräumen sind die Hauptbedrohungen für wandernde Tiere auf der Erde. Darüber hinaus gefährden sie die biologische Vielfalt weltweit. Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist der Mensch. Denn Straßen, Eisenbahnen, Zäune, die Versieglung von Flächen und die Verstädterung durchschneiden zunehmend die Landschaft und unterbrechen auch die Routen der wandernden Tiere. Diese sind jedoch während ihres gesamten Lebenszyklus auf ein funktionierendes Netzwerk an Lebensräumen angewiesen, um sich zu vermehren, zu ernähren und zu rasten.
IKI unterstützt den Schutz wandernder Tiere
Die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) unterstützt mit ihren Förderprogrammen den Schutz der wandernden Tierarten und legt dabei die Schwerpunkte auf den Erhalt der Ökosysteme, die für die Tierarten in den Projekten lebenswichtig sind.
Das Projekt „Klimaresilientes Netzwerk von Zugvogelschutzgebieten auf der afrikanisch-eurasischen Flugroute“, das von der niederländischen Organisation Wetlands International durchgeführt wird, unterstützt den Erhalt und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten in Mali und Äthiopien. Diese dienen Wasservögeln auf der sogenannten afrikanisch-eurasischen Flugroute als Lebensräume während ihrer Wanderung. So entsteht ein Netzwerk an Schutzgebieten, das jedoch nicht nur den Vögeln hilft. Die Ökosysteme schaffen zudem als touristische Orte in den lokalen Gemeinden neue Einkommensquellen. Feuchtgebiete wie Moore zu schützen und zu renaturieren hilft zudem, Treibhausgasemissionen in den Regionen zu vermindern. Die im Projekt gewonnenen Erfahrungen dienen dabei als Beispiel für andere afrikanische Länder.
In Zentralasien wandern dagegen riesige Herden von Saiga-Antilopen, der asiatische Esel und die mongolische Gazelle. In dieser Region gibt es die größten intakten und noch miteinander verbundenen Grasländer der Welt, die den Tieren als Nahrungsquelle dienen. Jedoch breiten sich die Wüsten hier immer weiter aus. Auch hier ist der Grund der Mensch. Denn das vorhandene Holz wird als Energiequelle genutzt. Zudem bedrohen Viehwirtschaft und umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen die Ökosysteme. Das IKI-Projekt „Central Asian Desert Initiative (CADI) - Schutz und angepasste Nutzung winterkalter Wüsten in Zentralasien“ fördert zum Schutz der Graslandschaften deshalb eine nachhaltige Landnutzungsplanung unter Einbindung der lokalen Bevölkerung. Darüber hinaus richtet es neue Schutzgebiete und sich sogar für die Anerkennung der Region UNESCO-Weltkulturerbstätten ein.
Der Fokus des IKI-Projektes „Schutz der Biodiversität, von Seegrasökosystemen und deren Umweltdienstleistungen - Ernährungssicherung und Sicherung der Resilienz von vulnerablen Küstengemeinden in einem sich ändernden Klima“ liegt dagegen unter Wasser, konkret bei Seegraswiesen. Weltweit binden sie wichtige des in Ozeansedimenten gespeicherten Kohlenstoffes. Gleichzeitig sind sie die Basis für verschiedenste Einkommensquellen von bis zu einer Milliarde Menschen. Zudem sind die Pflanzen die wichtigste Nahrungsquelle der stark gefährdeten Dugongs (Gabelschwanzseekühe). Die Säugetiere begeben sich auf mehrere hundert Kilometer lange Wanderungen, deren Gründe noch nicht erforscht sind. Das IKI-Projekt trägt zum Schutz dieser Ökosysteme bei, indem es nicht nur aktuelle Daten über die Seegraswiesen in den Gewässern vor den Projektländern Indonesien, Malaysia, Philippinen, Thailand und Timor-Leste sammelt. Es entwickelt zudem nachhaltige Wirtschaftsmodelle, die Produktivität und den Schutz der Biodiversität miteinander verbinden.
Intakte Ökosysteme: auch für die Menschen unverzichtbar
Diese drei Beispiele zeigen, wie wichtig ein Netzwerk von intakten Ökosystemen für das Überleben unterschiedlicher Tierarten ist – und wie vielfältig die Ansätze zu ihrem Schutz in der IKI sind. Doch nicht nur Tiere brauchen intakte Ökosysteme. Auch für den Menschen sind sie beispielsweise für die Wasserversorgung oder als Schutz vor Überschwemmungen unverzichtbar. Dies gewinnt in Zeiten des Klimawandels und seinen Folgen zunehmend an Bedeutung.
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