22.02.2024

Den Verkehr in Schwellenländern dekarbonisieren

LKW

Die Modelle des Internationalen Verkehrsforums zur Dekarbonisierung des Verkehrs helfen in Argentinien, Aserbaidschan, Indien und Marokko, einen Weg zu wirtschaftlichem Wachstum zu finden - ohne die CO2-Emissionen des Verkehrs zu erhöhen.

Können Schwellenländer das derzeitige Dilemma überwinden, dass sie die CO2-Emissionen erhöhen müssen, um ihre Bevölkerung durch die wirtschaftliche Entwicklung aus der Armut zu befreien? Und wenn ja, wie soll das gehen?

Die Quadratur dieses Kreises und einen Weg zu nachhaltiger Mobilität zu finden, ist für Länder, die mit einem rasanten Wachstum bei der Verkehrsnachfrage konfrontiert sind, von entscheidender Bedeutung. Diese Frage ist auch für den Rest der Welt enorm wichtig, denn die Treibhausgasemissionen schnell wachsender Volkswirtschaften werden sich erheblich auf die globalen Emissionen und damit auf das Klima auswirken.

Das IKI-Projekt Minderung von Transport-Emissionen in Schwellenländern (DTEE) geht diese Herausforderung direkt an. Es handelt sich um eine Kooperation zwischen dem Internationalen Verkehrsforum (ITF) und dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie (WI), die von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) finanziert wird.

Länderspezifische Bewertung

Das Projekt arbeitet mit Argentinien, Aserbaidschan, Indien und Marokko zusammen, um diesen Ländern zu helfen, nachhaltige Verkehrssysteme aufzubauen. Für jedes Land entwickelt das Projekt einen maßgeschneiderten Bewertungsrahmen, der auch Minderungsstrategien beinhaltet. Er unterstützt die teilnehmenden Regierungen dabei, Wege zu etablieren, um die CO2-Emissionen aus dem Verkehr zu reduzieren. Dies soll den Ländern auch helfen, ihre Zusagen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen zu erfüllen, und ihnen gleichzeitig ermöglichen, ökologische Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Entwicklung wirksam miteinander in Einklang zu bringen.

Gemeinsam ausgearbeitete Szenarien

Eine ganze Reihe politischer Szenarien, die im Rahmen des DTEE-Projekts seit seiner Einführung im Jahr 2019 entwickelt wurden, ermöglicht fein abgestimmte Bewertungen darüber, wie sich verschiedene politische Maßnahmen bis 2050 auf die CO2-Emissionen in den vier untersuchten Ländern und unter verschiedenen Annahmen auswirken werden. Diese Annahmen reichen von einem Business-as-usual-Lösungsansatz bis hin zu hoch ambitionierten Initiativen zur Dekarbonsierung des Verkehrssektors.

Die Szenarien wurden gemeinsam mit den Verkehrsministerien, Verkehrsbehörden und lokalen Regierungsstellen ausgearbeitet. Es wurden Workshops und Online-Seminare zur Entwicklung von Szenarien veranstaltet, um den Wissensaustausch unter den Stakeholdern zu fördern und den Informationsfluss für die Szenarien zu erweitern.

Maßgeschneiderte Instrumente für die Modellierung

Mithilfe von maßgeschneiderten Instrumenten für die Modellierung, die auf den umfangreichen internen Modellierungsarbeiten des ITF aufbauen, wurden für jedes Land Prognosen für die zukünftige Verkehrsnachfrage und die damit verbundenen Emissionen für die gemeinsam erarbeiteten Szenarien erstellt. Dabei wurden bewährte Verfahren in der Verkehrsmodellierung eingesetzt. In die Entwicklung der Modelle flossen die Erfahrungen aus Präsenzveranstaltungen, Erkundungsmissionen. Online-Meetings mit wichtigen Stakeholdern sowie Daten aus umfangreichen Erhebungen mit ein.

Der Schwerpunkt des jeweiligen Modellierungsinstruments variierte je nach den länderspezifischen Anforderungen. So wurde beispielsweise in dem Modell für Argentinien der Güterverkehr priorisiert, während die Modelle für Aserbaidschan alle Teilsektoren des Verkehrs in einer ausgeglichenen Art und Weise abdeckten.

Eine ambitionierte Klimaschutzpolitik

Die aus den Modellierungen gewonnenen Erkenntnisse sind für die politischen Entscheidungen in allen vier Ländern von großer Bedeutung. Sie zeigen, dass die jährlichen CO2-Emissionen aus dem Verkehr nur durch eine deutlich ambitioniertere Klimaschutzpolitik entscheidend reduziert werden können - wie im „Szenario für Klimaschutz-Ambition“ dargestellt: 

CO2-Emissionen aus dem Verkehehrsbereich in Aserbaidschan in den Jahren 2015, 2030 und 2050 nach Szenario und Sektor.

Wie die Ergebnisse aus der Modellierung verdeutlichen, reichen die derzeitigen Richtlinien nicht aus, um die Emissionen aus dem Verkehrssektor zu bewältigen. Diese Erkenntnis unterstreicht, wie dringend notwendig es ist, die politischen Maßnahmen zu verstärken, um den unter den bestehenden politischen Rahmenbedingungen prognostizierten Anstieg der CO2-Emissionen aus dem Verkehrssektor bis 2050 einzudämmen.

In Aserbaidschan resultiert der Anstieg der Verkehrsemissionen beispielsweise aus der steigenden Nachfrage im Personen- und Güterverkehr, was zu einer ernüchternden Prognose führt: Ohne zusätzliche politische Eingriffe könnten die jährlichen CO2-Emissionen bis 2050 um 50 Prozent steigen. Selbst mit den bereits etablierten Richtlinien wird davon ausgegangen, dass die Emissionen um 25 Prozent steigen.

Unterstützung für Entscheidungsträger im Verkehrssektor

Ein wichtiger Aspekt der Arbeit im Rahmen des Projekts ist es, die politischen Entscheidungsträger und die Planer in den teilnehmenden Ländern zu unterstützen. Die Modelle werden Argentinien, Aserbaidschan, Indien und Marokko zur Verfügung gestellt, damit sie dort weitergeführt werden können – natürlich unterstützt durch Übergabesitzungen und Kompetenzschulungen. So sollen die Verantwortlichen in den Verkehrsbehörden sowie die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger mit den notwendigen Fähigkeiten ausgestattet werden, die sie brauchen, um die jeweiligen Instrumente anzuwenden und wirksame Verkehrsrichtlinien festzulegen.

Die Schulungen werden durch regionale politische Dialoge ergänzt, die vom ITF moderiert werden. Diese sollen die Agenda zur Dekarbonisierung des Verkehrs in der jeweiligen Region vorantreiben sowie den Wissensaustausch ermöglichen und die Zusammenarbeit verstärken.

Dabei werden auch politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger sowie Stakeholder aus benachbarten Regionen einbezogen. Dies ermöglicht breitere Diskussionen und hilft, die internationalen Verpflichtungen aus der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) anzugleichen.

Nicht zuletzt dient der Austausch von gewonnenen Erkenntnissen aus den Projekten dazu, auch mit künftigen Initiativen eine Politik zu unterstützen, die die wirtschaftliche Entwicklung mit einer nachhaltigen Entwicklung in Einklang bringt.

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