22.10.2024

Brückenschlag zwischen Klimaschutz, Biodiversitätsschutz und nachhaltigen Lebensgrundlagen

Luftaufnahme eines Fischerbootes über einer Seegraswiese
Einheimische Fischer in Bulutui, Indonesien, setzen ihre Netze in flachen Seegraswiesen aus.

Seegrasökosysteme sind für die Klimaresilienz, den Schutz der biologischen und die Lebensgrundlagen von Küstengemeinden von entscheidender Bedeutung. Initiativen zum Schutz von Seegras im Rahmen eines IKI-Projekts stärken lokale Gemeinschaften, fördern die Biodiversität und treiben nachhaltige Lösungsansätze für den Klimaschutz voran.

In den Untiefen unserer Ozeane lebt ein unbekannter Held – das Seegras. Diese unscheinbaren Unterwasserwiesen binden Kohlenstoff, bieten bedrohten Arten wie Dugongs und Meeresschildkröten Unterschlupf und schützen unsere Küsten vor Erosion. Dennoch sind sie nach wie vor eines der am wenigsten verstandenen und am meisten übersehenen Ökosysteme auf unserem Planeten. Das von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) finanzierte Projekt „Schutz von Seegrasökosystemen“ ändert dies und verwandelt den Schutz von Seegras in ein lebendiges Geflecht aus gemeinschaftlich geführten Maßnahmen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und resilienten lokalen Wirtschaftssystemen.

Das Projekt, das vom CMS-Büro in Abu Dhabi (unter dem Schirm der Dugong-Absichtserklärung) und von einem Netzwerk dynamischer Partner geleitet wird, sorgt in sechs wichtigen asiatisch-pazifischen Ländern für Aufruhr: Indien, Indonesien, Malaysia, Thailand, Philippinen und Timor-Leste. Das 2019 gestartete Projekt setzt mit der Unterstützung führender Institutionen wie der Edith Cowan University, Project Seagrass, Seagrass Watch, Murdoch University, Blue Ventures, Marine Research Foundation und innovativer privater Unternehmen wie PT Niras Indonesia zusammen mit den vor Ort ansässigen NGO-Partnern neue Maßstäbe im Meeresschutz. Jeder Erfolg unterstreicht die kollektive Anstrengung, die Fachwissen und lokales Engagement zum Schutz dieser wichtigen Ökosysteme vereint.

Vernetzung des Naturschutzes in der Region: ein einheitlicher Lösungsansatz

Das Korallendreieck – oft als „Amazonas der Meere“ bezeichnet – steht im Mittelpunkt dieses Projekts und ist bekannt für seine Biodiversität und seine ökologische Bedeutung. Hier, in einer Region, in der es von Meereslebewesen nur so wimmelt, beanspruchen die lokalen Gemeinschaften ihre Rolle als Hüter des Ozeans zurück.

Mit Unterstützung von NGOs als nationale Partner arbeitet das Projekt erfolgreich in folgenden Ländern.

Timor-Leste

Die Organisation Blue Ventures Timor-Leste führte die als „Tara Bandu“ bezeichneten traditionellen Gesetze und Regeln wieder ein und verband dabei kulturelles Erbe mit moderner Wissenschaft, um den lokalen Schutz von Seegras zu stärken. Das Projekt hat vor kurzem einen wichtigen Meilenstein erreicht: Es wurde vereinbart, ein neues, lokal verwaltetes Meeresgebiet (LMMA - locally managed marine area) zu entwickeln, um 1.100 Hektar wichtiger Fischereilebensräume zu schützen, darunter Seegraswiesen, Korallenriffe und Mangroven.

Indonesien

Die Organisation YAPEKA (Yayasan Pemberdayaan Masyarakat dan Pendidikan Konservasi Alam) richtete mit Hilfe von Daten aus dem Allen Coral Atlas und von Primärdaten aus der Praxis eine geschützte Fischereizone in Nordsulawesi ein und verbesserte so den Schutz von Seegraslebensräumen. Die Meeresgebiete von Nordsulawesi zeichnen sich durch eine unvergleichliche Biodiversität und ökologische Bedeutung aus, was sie sowohl für die ökologische Gesundheit als auch für die lokale Wirtschaft lebenswichtig macht.

Philippinen

Das C3-Team (Coastal Conservation and Communication) und die Zoological Society of London (ZSL) sorgten für die Aufnahme von Seegras in die Zoneneinteilung des Environmentally Critical Areas Network (ECAN) in Palawan. Seegraswiesen in Palawan sind für die handwerkliche Fischerei von großer Bedeutung. Zu den wichtigsten Fischen gehört der Kaninchenfisch.

Malaysia

Die NGO MareCet Marine Mammal Research and Conservation (MareCet) leistete einen Beitrag zur Überarbeitung des Nationalen Aktionsplanes (NPOA) für Dugongs in seiner zweiten Ausgabe, mit Aktualisierungen zum Schutz von Seegras und einer verbesserten Überwachung von dessen Einhaltung. Dieses Engagement ist Teil ihrer laufenden Bemühungen, den Schutzstatus der Dugongs und ihrer Lebensräume zu verbessern, insbesondere im Sibu-Tinggi-Archipel, das vor der Ostküste von Johor liegt.

Ein Mann mit Safarihut kniet im Schlick. Vor ihm liegt ein Rahmen, der einen Untersuchungsabschnitt kennzeichnet.
Eintauchen in die Unterwasserwelt: Der Projektleiter von MareCet sammelt in Pulau Setindan, Malaysia, wichtige Daten über Seegras in der Gezeitenzone.

Thailand

Das Save Andaman Network (SAN) arbeitete mit lokalen Stakeholdern zusammen, um den Dugong and Seagrass Conservation Plan in den Trang Provincial Development Plan zu integrieren, und ermöglichte eine Absichtserklärung für die Abfallwirtschaft und den Naturschutz, die 40 Stakeholder vereint. Die Provinz Trang verzeichnet die größte Dugong-Population in Thailand.

Indien

Die „Organisation for Marine Conservation, Awareness and Research“ (OMCAR-Stiftung) organisierte einen Workshop zur Drohnentechnologie für Forstämter in der Region Palk Bay, um die Überwachung von Küsten- und Meeresökosystemen zu verbessern. Indiens erstes Dugong-Schutzgebiet wurde offiziell in der Palk-Bucht eingerichtet, die für die Verbindung der Dugongs zwischen Indien und Sri Lanka von entscheidender Bedeutung ist, da diese Region ein wichtiger Lebensraum für diese gefährdeten Meeressäuger und ihre Seegrasökosysteme darstellt. 

Stärkung der Gemeinschaften: lokale Innovation als Erfolg im Naturschutz

In entlegenen Winkeln des asiatisch-pazifischen Raums gehen Naturschutz und Handel Hand in Hand, um die lokale Wirtschaft anzukurbeln und die Umwelt zu schützen. Das IKI-Projekt unterstützte von der Gemeinschaft getragene Initiativen, die die lokalen Lebensgrundlagen mit dem Naturschutz verbinden. In Thailand, Indonesien und Timor-Leste bringen von der Gemeinschaft geführte Aufenthalte in Gastfamilien, Spirulina-Teiche und das Handwerk mit Palmyra-Blättern finanzielle Vorteile und unterstützen gleichzeitig den Umweltschutz.

Gruppenbild des Spirulina-Workshops
Die Teilnehmende des Workshops vom Juli 2024 in Manado haben gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Sektoren - darunter die regionale Dorfentwicklungsagentur, die regionale Lebensmittel- und Ernährungsagentur, die regionale Gesundheitsbehörde, die regionale Entwicklungsagentur, die Nichtregierungsorganisation RARE, die lokale Regierung (Distrikt, Unterdistrikt und Dorf) und der Privatsektor (Bakul Alam, Benings Beauty Clinic und Bouncy Donuts) - an Marketingmaßnahmen zur Förderung lokaler Produkte und Initiativen gearbeitet. Sie führen mit Stolz die Dachmarke „Mermaid Spirulina“ und zeigen damit ihr Engagement, die Sichtbarkeit und Marktreichweite des Produkts zu verbessern.

Die Gäste werden nicht nur in den Häusern aufgenommen, sondern sie werden auch Teil einer Philosophie: 10-15 Prozent jedes durch den Tourismus erwirtschafteten US-Dollars fließen in den Naturschutz zurück. Die Reisenden nehmen Erinnerungen mit, und die Gemeinschaften erhalten Ressourcen, um ihr Naturerbe zu bewahren. Und auch die Spirulina-Teiche bringen nicht nur Superfood hervor – sie stärken auch die Frauen. Diese von der Gemeinschaft betriebenen und nachhaltigen Teiche bieten eine Einkommensquelle, die die Meeresressourcen nicht erschöpft, und beweist, dass wirtschaftliche Resilienz und ökologische Gesundheit Hand in Hand gehen können. Kunsthandwerkerinnen verwandeln Palmyra-Blätter in gut verkäufliches Kunsthandwerk. Jedes verkaufte Stück erzählt eine Geschichte von Resilienz und verbindet die ländliche Wirtschaft mit einer umfassenderen Naturschutzbewegung.

Diese Mischung aus Geschäftlichem und Verantwortung für die Umwelt zeigt, dass die Auswirkungen tiefgreifend und dauerhaft sind, wenn die Menschen vor Ort direkt vom Naturschutz profitieren.

Fortschritt in der Wissenschaft: Überbrückung von Wissenslücken

Die wissenschaftlichen Errungenschaften des Projekts zeigen, wie wichtig es ist, das Engagement der Gemeinschaft mit der Forschung zu verbinden. Durch die Zusammenarbeit mit lokalen NGOs und Universitäten hat das Projekt einen wichtigen Meilenstein erreicht: die erfolgreiche Evaluierung der blauen Kohlenstoffvorräte und der Ökosystemleistungen von Seegras. Diese Forschung ist für die Kohlenstoffbilanzierung und Klimastrategien auf nationaler Ebene von entscheidender Bedeutung. Die erzeugten Daten und erstellten Berichte sind alle online auf der Projektwebseite verfügbar.

Durch die Einbindung lokaler Freiwilliger in die Datenerfassung eröffnet das Projekt neue Möglichkeiten für das Verständnis von Seegras und seiner Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf.

Ein Stab mit einer gelben Box, in der sich eine Kamera befindet, ragt in das Bild hinein. Er wird in Seegraspflanzen gehalten. Daneben schwimmen Fische
Kaninchenfische (Siganus-Arten) und Ledermakrelen (Familie Monacanthidae) versammeln sich um den Köder während der BRUV-Bewertung (Baited Remote Underwater Video) in den Seegraswiesen von Koh Mook, Thailand. Kaninchenfische sind für die manuelle Fischerei im gesamten Indopazifik von entscheidender Bedeutung.

Mitglieder der Gemeinschaft, die einst als Zuschauende galten, sind jetzt Forschende an vorderster Front. Diese in der Überwachung der Gesundheit von Seegras und der Messung der Kohlenstoffbindung geschulten Bürgerwissenschaftlerinnen und Bürgerwissenschaftler sammeln Daten, die wichtige Wissenslücken schließen. Ihre Arbeit ist für eine genaue Kohlenstoffbilanzierung auf nationaler Ebene unerlässlich und beweist, dass Wissenschaft nicht nur etwas für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist, sondern für all diejenigen, denen die Zukunft am Herzen liegt.

Warum das wichtig ist

Seegras spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung unseres Klimas und der Erhaltung der Biodiversität im Meer. Das Projekt „Schutz von Seegrasökosystemen“ ist ein Beispiel dafür, wie die Integration von lokalem Wissen, innovativen Geschäftsmodellen und Spitzenforschung zu effektiven Umweltlösungsansätzen führen kann.

Dieses Projekt ist ein Beweis dafür, wie durch gemeinsame Anstrengungen der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität bekämpft werden können. Durch die Wiederherstellung von Ökosystemen, die Stärkung von Gemeinschaften und die Förderung einer kritischen Forschung liefert es einen Plan für die Bewältigung unserer miteinander verflochtenen ökologischen Herausforderungen. Der Erfolg des Projekts unterstreicht die Bedeutung von naturbasierten Lösungsansätzen, die auf lokalem Engagement und wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Zudem zeigt, wie gut es ist, lokale Maßnahmen mit globalen Zielsetzungen zu verbinden, und wie integrierte Lösungsansätze zu einer nachhaltigen Zukunft für unseren Planeten führen können.

Der Link wurde in die Zwischenablage kopiert

Kontakt

IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71

10963 Berlin

iki-office@z-u-g.org

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Projekt „Schutz von Seegrasökosystemen“ finden Sie auf der Website des Dugong & Seagrass Hub.

Stimmen aus der Praxis:

5 schwarze Frauen sitzen und stehen am Strand. Im Vordergrund sind Smartphones in Selfie-Sticks zu sehen, die ein Video der Personen aufzeichnen.
Stärkung der Frauen von Hera: Durch das Erlernen partizipativer Videokenntnisse verleihen diese bemerkenswerten Frauen nicht nur ihrer Stimme mehr Gewicht, sondern setzen sich auch für ihre Gemeinschaften ein und verbessern ihre Lebensbedingungen.

Manchmal kommen die eindrucksvollsten Geschichten direkt von den Menschen, die sie erleben. Deshalb arbeitet das Projekt mit Videos zum Mitmachen, die von den Gemeinschaften selbst erstellt werden. Von Indonesien bis zu den Philippinen fangen diese Videos unbearbeitete und ungefilterte Perspektiven auf den Naturschutz ein. Sie sind nicht nur Medien – sie sind eine Form der Mitwirkungsmöglichkeit, die lokalen Stimmen eine Plattform auf der globalen Bühne gibt.

Videos zum Projekt

Video Thumbnail: "Sustainable Livelihoods: Spirulina Farms and Ecosystem Protection in Indonesia"

Diese Inhalte können nicht angezeigt werden, da die Marketing-Cookies abgelehnt wurden. Klicken Sie hier , um die Cookies zu akzeptieren und das Video anzuzeigen!

Video Thumbnail "Dugong Tears & Sea Stories of Pulau Sibu"

Diese Inhalte können nicht angezeigt werden, da die Marketing-Cookies abgelehnt wurden. Klicken Sie hier , um die Cookies zu akzeptieren und das Video anzuzeigen!

Video Thumbnail "Cara Pulau Kita"

Diese Inhalte können nicht angezeigt werden, da die Marketing-Cookies abgelehnt wurden. Klicken Sie hier , um die Cookies zu akzeptieren und das Video anzuzeigen!

Meldungen zum Projekt

Zwei Frauen in weißen Kitteln, Haarnetzen und Gesichtsmasken arbeiten mit einer grünen Paste in einem Labor. Eine von ihnen schöpft die Paste mit einem blauen Sieb.
02.12.2024

Gemeinschaftlich geführte Spirulina-Farmen fördern den Schutz von Seegras und der Dugongs

weiterlesen Gemeinschaftlich geführte Spirulina-Farmen fördern den Schutz von Seegras und der Dugongs
Eine Sammlung handgefertigter Produkte aus Palmblättern, darunter geflochtene Blumen, Körbe, kleine Behälter und Matten. Die Produkte sind sorgfältig auf einer dunklen Oberfläche arrangiert.
31.10.2024

Frauen in Küstengebieten stärken für eine nachhaltigen Zukunft in Indiens Dugong-Schutzgebiet

weiterlesen Frauen in Küstengebieten stärken für eine nachhaltigen Zukunft in Indiens Dugong-Schutzgebiet
Zwei Frauen sitzen in einem Boot und reparieren es.
29.10.2024

Traditionelles Wissen und Naturschutz als Inspiration für den lokalen Meeresschutz im Korallendreieck

weiterlesen Traditionelles Wissen und Naturschutz als Inspiration für den lokalen Meeresschutz im Korallendreieck
Ein großes, mehrstöckiges, sechseckiges Holzgebäude ist in der Nacht hell erleuchtet, wobei sich seine Struktur im Teich im Vordergrund spiegelt. Die Umgebung umfasst Bäume, die in blauem und weißem Licht beleuchtet sind, während einige Menschen in der Nähe des Gebäudes spazieren gehen. Der Himmel ist klar und dunkel, was eine ruhige Atmosphäre schafft.
25.10.2024

Erfolgreiches IKI-Netzwerkevent bei der CBD COP 16

weiterlesen Erfolgreiches IKI-Netzwerkevent bei der CBD COP 16
Kenja
04.06.2021

Der UN-Umwelttag 2021 ruft die „Generation Restoration“ ins Leben

weiterlesen Der UN-Umwelttag 2021 ruft die „Generation Restoration“ ins Leben
Küste von oben
01.04.2021

Frieden mit der Natur

weiterlesen Frieden mit der Natur
Zwei Kraniche am Himmel beim Sonnenuntergang. Foto: Wolfram Faust/Pixabay
18.02.2020

Der Schutz wandernder Tierarten

weiterlesen Der Schutz wandernder Tierarten
Dugongs grast auf einer Seegraswiese
23.10.2019

Our Ocean Konferenz: Internationales Engagement für unsere Meere

weiterlesen Our Ocean Konferenz: Internationales Engagement für unsere Meere