Brückenschlag zwischen Klimaschutz, Biodiversitätsschutz und nachhaltigen Lebensgrundlagen
Seegrasökosysteme sind für die Klimaresilienz, den Schutz der biologischen und die Lebensgrundlagen von Küstengemeinden von entscheidender Bedeutung. Initiativen zum Schutz von Seegras im Rahmen eines IKI-Projekts stärken lokale Gemeinschaften, fördern die Biodiversität und treiben nachhaltige Lösungsansätze für den Klimaschutz voran.
In den Untiefen unserer Ozeane lebt ein unbekannter Held – das Seegras. Diese unscheinbaren Unterwasserwiesen binden Kohlenstoff, bieten bedrohten Arten wie Dugongs und Meeresschildkröten Unterschlupf und schützen unsere Küsten vor Erosion. Dennoch sind sie nach wie vor eines der am wenigsten verstandenen und am meisten übersehenen Ökosysteme auf unserem Planeten. Das von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) finanzierte Projekt „Schutz von Seegrasökosystemen“ ändert dies und verwandelt den Schutz von Seegras in ein lebendiges Geflecht aus gemeinschaftlich geführten Maßnahmen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und resilienten lokalen Wirtschaftssystemen.
Das Projekt, das vom CMS-Büro in Abu Dhabi (unter dem Schirm der Dugong-Absichtserklärung) und von einem Netzwerk dynamischer Partner geleitet wird, sorgt in sechs wichtigen asiatisch-pazifischen Ländern für Aufruhr: Indien, Indonesien, Malaysia, Thailand, Philippinen und Timor-Leste. Das 2019 gestartete Projekt setzt mit der Unterstützung führender Institutionen wie der Edith Cowan University, Project Seagrass, Seagrass Watch, Murdoch University, Blue Ventures, Marine Research Foundation und innovativer privater Unternehmen wie PT Niras Indonesia zusammen mit den vor Ort ansässigen NGO-Partnern neue Maßstäbe im Meeresschutz. Jeder Erfolg unterstreicht die kollektive Anstrengung, die Fachwissen und lokales Engagement zum Schutz dieser wichtigen Ökosysteme vereint.
Vernetzung des Naturschutzes in der Region: ein einheitlicher Lösungsansatz
Das Korallendreieck – oft als „Amazonas der Meere“ bezeichnet – steht im Mittelpunkt dieses Projekts und ist bekannt für seine Biodiversität und seine ökologische Bedeutung. Hier, in einer Region, in der es von Meereslebewesen nur so wimmelt, beanspruchen die lokalen Gemeinschaften ihre Rolle als Hüter des Ozeans zurück.
Mit Unterstützung von NGOs als nationale Partner arbeitet das Projekt erfolgreich in folgenden Ländern.
Timor-Leste
Die Organisation Blue Ventures Timor-Leste führte die als „Tara Bandu“ bezeichneten traditionellen Gesetze und Regeln wieder ein und verband dabei kulturelles Erbe mit moderner Wissenschaft, um den lokalen Schutz von Seegras zu stärken. Das Projekt hat vor kurzem einen wichtigen Meilenstein erreicht: Es wurde vereinbart, ein neues, lokal verwaltetes Meeresgebiet (LMMA - locally managed marine area) zu entwickeln, um 1.100 Hektar wichtiger Fischereilebensräume zu schützen, darunter Seegraswiesen, Korallenriffe und Mangroven.
Indonesien
Die Organisation YAPEKA (Yayasan Pemberdayaan Masyarakat dan Pendidikan Konservasi Alam) richtete mit Hilfe von Daten aus dem Allen Coral Atlas und von Primärdaten aus der Praxis eine geschützte Fischereizone in Nordsulawesi ein und verbesserte so den Schutz von Seegraslebensräumen. Die Meeresgebiete von Nordsulawesi zeichnen sich durch eine unvergleichliche Biodiversität und ökologische Bedeutung aus, was sie sowohl für die ökologische Gesundheit als auch für die lokale Wirtschaft lebenswichtig macht.
Philippinen
Das C3-Team (Coastal Conservation and Communication) und die Zoological Society of London (ZSL) sorgten für die Aufnahme von Seegras in die Zoneneinteilung des Environmentally Critical Areas Network (ECAN) in Palawan. Seegraswiesen in Palawan sind für die handwerkliche Fischerei von großer Bedeutung. Zu den wichtigsten Fischen gehört der Kaninchenfisch.
Malaysia
Die NGO MareCet Marine Mammal Research and Conservation (MareCet) leistete einen Beitrag zur Überarbeitung des Nationalen Aktionsplanes (NPOA) für Dugongs in seiner zweiten Ausgabe, mit Aktualisierungen zum Schutz von Seegras und einer verbesserten Überwachung von dessen Einhaltung. Dieses Engagement ist Teil ihrer laufenden Bemühungen, den Schutzstatus der Dugongs und ihrer Lebensräume zu verbessern, insbesondere im Sibu-Tinggi-Archipel, das vor der Ostküste von Johor liegt.
Thailand
Das Save Andaman Network (SAN) arbeitete mit lokalen Stakeholdern zusammen, um den Dugong and Seagrass Conservation Plan in den Trang Provincial Development Plan zu integrieren, und ermöglichte eine Absichtserklärung für die Abfallwirtschaft und den Naturschutz, die 40 Stakeholder vereint. Die Provinz Trang verzeichnet die größte Dugong-Population in Thailand.
Indien
Die „Organisation for Marine Conservation, Awareness and Research“ (OMCAR-Stiftung) organisierte einen Workshop zur Drohnentechnologie für Forstämter in der Region Palk Bay, um die Überwachung von Küsten- und Meeresökosystemen zu verbessern. Indiens erstes Dugong-Schutzgebiet wurde offiziell in der Palk-Bucht eingerichtet, die für die Verbindung der Dugongs zwischen Indien und Sri Lanka von entscheidender Bedeutung ist, da diese Region ein wichtiger Lebensraum für diese gefährdeten Meeressäuger und ihre Seegrasökosysteme darstellt.
Stärkung der Gemeinschaften: lokale Innovation als Erfolg im Naturschutz
In entlegenen Winkeln des asiatisch-pazifischen Raums gehen Naturschutz und Handel Hand in Hand, um die lokale Wirtschaft anzukurbeln und die Umwelt zu schützen. Das IKI-Projekt unterstützte von der Gemeinschaft getragene Initiativen, die die lokalen Lebensgrundlagen mit dem Naturschutz verbinden. In Thailand, Indonesien und Timor-Leste bringen von der Gemeinschaft geführte Aufenthalte in Gastfamilien, Spirulina-Teiche und das Handwerk mit Palmyra-Blättern finanzielle Vorteile und unterstützen gleichzeitig den Umweltschutz.
Die Gäste werden nicht nur in den Häusern aufgenommen, sondern sie werden auch Teil einer Philosophie: 10-15 Prozent jedes durch den Tourismus erwirtschafteten US-Dollars fließen in den Naturschutz zurück. Die Reisenden nehmen Erinnerungen mit, und die Gemeinschaften erhalten Ressourcen, um ihr Naturerbe zu bewahren. Und auch die Spirulina-Teiche bringen nicht nur Superfood hervor – sie stärken auch die Frauen. Diese von der Gemeinschaft betriebenen und nachhaltigen Teiche bieten eine Einkommensquelle, die die Meeresressourcen nicht erschöpft, und beweist, dass wirtschaftliche Resilienz und ökologische Gesundheit Hand in Hand gehen können. Kunsthandwerkerinnen verwandeln Palmyra-Blätter in gut verkäufliches Kunsthandwerk. Jedes verkaufte Stück erzählt eine Geschichte von Resilienz und verbindet die ländliche Wirtschaft mit einer umfassenderen Naturschutzbewegung.
Diese Mischung aus Geschäftlichem und Verantwortung für die Umwelt zeigt, dass die Auswirkungen tiefgreifend und dauerhaft sind, wenn die Menschen vor Ort direkt vom Naturschutz profitieren.
Fortschritt in der Wissenschaft: Überbrückung von Wissenslücken
Die wissenschaftlichen Errungenschaften des Projekts zeigen, wie wichtig es ist, das Engagement der Gemeinschaft mit der Forschung zu verbinden. Durch die Zusammenarbeit mit lokalen NGOs und Universitäten hat das Projekt einen wichtigen Meilenstein erreicht: die erfolgreiche Evaluierung der blauen Kohlenstoffvorräte und der Ökosystemleistungen von Seegras. Diese Forschung ist für die Kohlenstoffbilanzierung und Klimastrategien auf nationaler Ebene von entscheidender Bedeutung. Die erzeugten Daten und erstellten Berichte sind alle online auf der Projektwebseite verfügbar.
Durch die Einbindung lokaler Freiwilliger in die Datenerfassung eröffnet das Projekt neue Möglichkeiten für das Verständnis von Seegras und seiner Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf.
Mitglieder der Gemeinschaft, die einst als Zuschauende galten, sind jetzt Forschende an vorderster Front. Diese in der Überwachung der Gesundheit von Seegras und der Messung der Kohlenstoffbindung geschulten Bürgerwissenschaftlerinnen und Bürgerwissenschaftler sammeln Daten, die wichtige Wissenslücken schließen. Ihre Arbeit ist für eine genaue Kohlenstoffbilanzierung auf nationaler Ebene unerlässlich und beweist, dass Wissenschaft nicht nur etwas für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist, sondern für all diejenigen, denen die Zukunft am Herzen liegt.
Warum das wichtig ist
Seegras spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung unseres Klimas und der Erhaltung der Biodiversität im Meer. Das Projekt „Schutz von Seegrasökosystemen“ ist ein Beispiel dafür, wie die Integration von lokalem Wissen, innovativen Geschäftsmodellen und Spitzenforschung zu effektiven Umweltlösungsansätzen führen kann.
Dieses Projekt ist ein Beweis dafür, wie durch gemeinsame Anstrengungen der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität bekämpft werden können. Durch die Wiederherstellung von Ökosystemen, die Stärkung von Gemeinschaften und die Förderung einer kritischen Forschung liefert es einen Plan für die Bewältigung unserer miteinander verflochtenen ökologischen Herausforderungen. Der Erfolg des Projekts unterstreicht die Bedeutung von naturbasierten Lösungsansätzen, die auf lokalem Engagement und wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Zudem zeigt, wie gut es ist, lokale Maßnahmen mit globalen Zielsetzungen zu verbinden, und wie integrierte Lösungsansätze zu einer nachhaltigen Zukunft für unseren Planeten führen können.
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Kontakt
IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71
10963 Berlin
Weitere Informationen
Weitere Informationen zum Projekt „Schutz von Seegrasökosystemen“ finden Sie auf der Website des Dugong & Seagrass Hub.
Stimmen aus der Praxis:
Manchmal kommen die eindrucksvollsten Geschichten direkt von den Menschen, die sie erleben. Deshalb arbeitet das Projekt mit Videos zum Mitmachen, die von den Gemeinschaften selbst erstellt werden. Von Indonesien bis zu den Philippinen fangen diese Videos unbearbeitete und ungefilterte Perspektiven auf den Naturschutz ein. Sie sind nicht nur Medien – sie sind eine Form der Mitwirkungsmöglichkeit, die lokalen Stimmen eine Plattform auf der globalen Bühne gibt.