24.02.2022

Beschleunigung kohlenstoffarmer Investitionen in Städten

Luftaufnahme des Eloy Alfaro Parks in Jipijapa, Ecuador.

Das IKI-Projekt FELICITY beschleunigt städtische Klimainvestitionen - zum Beispiel in Ecuador und Brasilien. 

Städte sind weltweit für 75 Prozent der Treibhausgasemissionen (THG) verantwortlich. Die Urbanisierung in den kommenden Jahrzehnten wird die Rolle der Städte beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Entwicklung noch verstärken. Daher sind ambitionierte Maßnahmen und gezielte Investitionen in klimarelevante städtische Sektoren erforderlich. Die lokalen und nationalen Haushalte reichen jedoch im Allgemeinen nicht aus, um die notwendigen Projekte zu finanzieren. Die Pandemie hat den Bedarf an attraktiven Finanzierungsmodellen verstärkt, da sich die Städte sinkenden Einnahmen und steigenden öffentlichen Ausgaben gegenüber sehen. Theoretisch stehen zwar internationale oder private Finanzierungsmittel zur Verfügung, diese erreichen die Städte aber nicht. Das hat verschiedene Gründe, wie zum Beispiel fehlende Kapazitäten auf lokaler und nationaler Ebene sowie die begrenzte Koordination zwischen diesen Ebenen, unzureichende rechtliche Rahmenbedingungen und Finanzierungsstrukturen. 

Die Beratungsfazilität FELICITY 

An dieser Stelle setzt das IKI-Projekt FELICITY an. Die „FELICITY – Beratungsfazilität für Städte und Kommunen zur Finanzierung von Minderungsmaßnahmen im Bereich nachhaltiger Energieversorgung“ ist eine globale Initiative, die von der Internationalen Klimaschutzinitiative finanziert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Zusammenarbeit mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) umgesetzt wird. 

Derzeit ist FELICITY in Mexiko, Brasilien, Ecuador und Indonesien aktiv und konzentriert sich auf kohlenstoffarme Investitionen in Städten. Die von der Initiative unterstützten Infrastrukturprojekte haben ein geschätztes Investitionsvolumen von 322 Millionen Euro. Die Projekte verfügen über ein Emissionsminderungspotenzial von bis zu 1,98 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten über einen Zeitraum von 15 Jahren. Dies entspricht den jährlichen Treibhausgas-Emissionen von etwa 430.000 Personenkraftwagen. Rund 5.000 Fachleute haben bisher von den Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau im Rahmen der FELICITY-Initiative profitiert. Der mehrstufige Ansatz von FELICITY hat sich als wirksamer Hebel für die öffentliche und private Klimafinanzierung erwiesen und beschleunigt städtische Klimainvestitionen, wie die ausgewählten Fallbeispiele für Ecuador und Brasilien zeigen.

Ausbau von Klimaschutzmaßnahmen in Ecuador 

Die EIB ist der weltweit wichtigste Finanzier von Klimaschutzmaßnahmen. Anfang 2022 hat sie ihre neue Abteilung „EIB Global“ eingerichtet, die sich auf Entwicklungskredite und finanzielle Partnerschaften außerhalb der Europäischen Union konzentriert. Zur Finanzierung kleinerer Investitionsvorhaben vergibt die EIB Rahmendarlehen an Finanzvermittler. Im Januar 2022 unterzeichneten die EIB und die Ecuadorianische Entwicklungsbank BDE ein Rahmendarlehen in Höhe von 100 Millionen US-Dollar für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Die BDE hat diese Investition um weitere 103 Millionen US-Dollar ergänzt, um den Klimaschutz in Ecuador voranzutreiben.

Es wird erwartet, dass das Investitionsprogramm die Treibhausgas-Emissionen um mehr als 60.000 Tonnen CO2 jährlich verringern wird, hauptsächlich durch die Reduzierung von Methanemissionen, die bei einer unzureichenden Abwasserbehandlung erzeugt werden. Die FELICITY-Initiative spielte durch ihre enge Zusammenarbeit mit der EIB und der BDE eine zentrale Rolle bei der Vergabe dieses Darlehens. FELICITY unterstützte die BDE bei der Identifizierung förderfähiger Projekte für eine solide Investitionspipeline. Mithilfe gezielter Schulungen und der Entwicklung institutioneller Kapazitäten durch Entsendungen von Fachleuten wird die BDE in ihrer Rolle als Bindeglied zwischen lokalen Projektpartnern und internationalen Geldgebern gestärkt. Darüber hinaus wird die Einhaltung der Finanzierungsstandards der EIB gewährleistet.

Die Unterzeichnung des Darlehens repräsentierte einen wichtigen Meilenstein für FELICITY, da es Städten einen strukturierten und skalierbaren Zugang zur Klimafinanzierung durch die EIB ermöglicht. Auf lokaler Ebene arbeitet FELICITY mit drei Kommunen zusammen, um deren Kapazitäten in der Projektvorbereitung zu stärken. Die Kantone Antonio Ante, Atacames und Jipijapa sind Teil der BDE-Pipeline. FELICITY bewertete die vorhandene Projektdokumentation und unterstützte die notwendigen Schritte für die technische, finanzielle und wirtschaftliche Machbarkeit, die Beschaffung und den Klimaschutz, die Minderung von Umwelt- und sozialen Risiken sowie die Durchführungsstrukturen. Daraufhin hat der Kanton Antonio Ante sein Projekt zur Finanzierung bei der BDE vorgelegt. Die Kantone Jipijapa und Atacames schließen derzeit die entsprechenden Studien ab.

FELICITY unterstützt den „kollaborativen Klimaschutz“: Mithilfe des Zusammenspiels von attraktiver internationaler Klimafinanzierung durch die EIB, einem nationalen Vermittler wie der BDE sowie engagierten Städten wird die subnationale Klimafinanzierung in die Praxis umgesetzt. FELICITY gibt das Know-how auch auf regionaler Ebene weiter, zum Beispiel durch einen vereinfachten Austausch zwischen der BDE und der mexikanischen Entwicklungsbank Banobras. 

Solaranlagen für öffentliche Schulen in Porto Alegre, Brasilien

Die finanziellen Aufwendungen zur Bewältigung des Klimawandels können nicht nur durch öffentliche Mittel getragen werden. Hier gilt es auch, private Investitionen zu lancieren, um die Bemühungen zu verstärken. In Brasilien arbeitet FELICITY mit der Stadt Porto Alegre zusammen, um das „Projeto Luz do Saber“ (Projekt „Licht des Wissens“) zu entwickeln. Ziel des Projekts ist die Installation von Photovoltaik (PV)-Modulen und die Verbesserung der Energieeffizienz (EE) der öffentlichen Schulen in Porto Alegre. Seit 2018 verstärkt FELICITY die kommunalen Kapazitäten, zum Beispiel durch die Schulung von Beamtinnen und Beamten, Schuldirektorinnen und Schuldirektoren sowie Lehrerinnen und Lehrern. FELICITY stellte auch die technische Beratung zur Machbarkeit zur Verfügung, unterstützte Energieaudits und entwickelte Managementmodelle. 

Das Projekt startete mit der Unterstützung einer Pilotschule durch Energieeffizienzmaßnahmen und Solarzellen, und wurde dann auf 98 Schulen in Porto Alegre ausgeweitet. In einer nächsten Phase sollen die EE-Maßnahmen und PV-Module in 556 öffentlichen Gebäuden in der ganzen Stadt eingesetzt werden. Die Stadt bereitet die Ausweitung der Maßnahmen im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP) vor, während FELICITY das Vergabeverfahren unterstützt. Die ersten Angebote von Unternehmen, die sich für die Entwicklung der erforderlichen Studien – und damit möglicherweise für Investitionen – interessieren, sind bereits eingegangen. Die in Vorbereitung befindlichen Investitionen werden der Stadt etwa 25 Millionen Brasilianische Reais (etwa 4,2 Millionen Euro) an Energiekosten einsparen.

Die FELICITY-Initiative zeigt, dass die Zusammenarbeit auf mehreren Ebenen sowie eine intelligente Kombination aus öffentlicher und privater Finanzierung ein wichtiger Erfolgsfaktor sind, um Klimainvestitionen auf lokaler Ebene zu beschleunigen, gemeinsame Maßnahmen für den Wandel zu schaffen und an der Umsetzung der national bestimmten Klimaschutzbeiträgemitzuwirken. 

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